Pfaffenhofen
Hotspot der guten Laune

Kabarettist Wolfgang Krebs glänzt bei Auftritt in Pfaffenhofen in verschiedenen Rollen

31.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:51 Uhr
  −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Einen Hotspot der guten Laune hat Kabarettist Wolfgang Krebs seinem Publikum beim Auftritt in Pfaffenhofen gleich zu Beginn versprochen - und er hat Wort gehalten.

Denn seine Gäste beim Pfaffenhofener Kulturhimmel am Sonntagabend amüsierten sich prächtig über sein neues Programm "Geh zu, bleib da", das sich mit Themen wie der Landflucht beschäftigt.

Oder eher mit dem Gegenteil. Denn früher sei man vom Land in die Stadt gezogen, heutzutage aber kehre sich der Trend um: Immer mehr Städter zögen aufs Land. "Die Ehrenämter aber machen immer dieselben und nie die vom Neubaugebiet", schwadroniert er in der Rolle des urwüchsigen Schorsch Scheberl, Vorsitzender von 30 Ortsvereinen einer fiktiven Gemeinde und nicht unbedingt ein Sympathisant der SPD.

Natürlich spielt die Politik eine große Rolle in Krebs' neuem Programm, insbesondere die kabarettistische Dreifaltigkeit aus Markus Söder, Edmund Stoiber und Hubert Aiwanger. Zum Kult geworden ist Söders Standardsatz "a Weinschorle bitte?", den das Publikum sofort mit "?aber ohne Wasser" ergänzt. Da freut man sich als Kabarettist und das mit Recht.

Dann aber tritt Stoiber auf, den Krebs in Tonfall, Gestik und mit irrwitzigen Wortverdrehungen parodiert. Mit bestechender Logik, die Krebs dem Edmund Stoiber unterstellt. "Ich begrüße alle Anwesenden, aber auch die Abwesenden. Die sitzen zuhause in ihren Anwesen, sind also genau genommen ebenfalls anwesend, wenn Sie meinen, was ich weiß. "

Dann spricht Krebs über eine geträumte Talkshow mit Ex-Bundespräsident Joachim Gauck als Gastgeber. Der hatte neben Hans-Dietrich Genscher auch Joachim Herrmann, Günther Beckstein und Hubert Aiwanger geladen. Der Reiz dieses Sketches liegt nicht nur in den typischen Sprechweisen der Personen, sondern auch in den ironischen Dialogen, die in der Runde entstehen. Das ist Satire pur. Natürlich ist auch Horst Seehofer vertreten, und hinter einer vordergründigen Parodie kommt deutliche Kritik zum Vorschein, wenn Krebs alias Seehofer über eingesparte Krankenhausbetten lästert, während die Zahl der Bundestagsabgeordneten deutlich gestiegen ist. Überhaupt ist Krebs gegenüber früheren Auftritten gefühlt politischer orientiert. Die Bundespolitiker Dorothee Bär und Andreas Scheuer bezeichnet er als "Duo Infernale", die anstelle von Flugtaxis eher über eine funktionierende Digitalisierung im Schulwesen nachdenken sollten. Die Ernte: Zustimmender Beifall aus dem Publikum.

Einen längeren Sketch widmet Krebs dem Hubert Aiwanger, dessen Dialekt in Verbindung mit Bauernregeln ("hat die Augustsonne Kroft, gibt es dieses Jahr viel Opfelsoft") eine dankbare Aufgabe für einen Kabarettisten ist. "Wenn man auf dem Schoß des Gegenübers sitzt, kann der einen nicht mehr über den Tisch ziehen", schildert er sein Verhältnis zu Koalitionspartner Markus Söder. Aber auch hier bissige Kommentare, wie beispielsweise über den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Der habe das Warnen zum Geschäftsmodell gemacht. "Dabei wollte er vor einem Jahr noch jede zweite Klinik zusperren", ätzt Krebs.

Vor der Pause kommt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der umworben werde auch vom Papst oder Greta Thunberg wegen seines Krisenmanagements. "39 Prozent der Bürger und 60,8 Prozent der Unionwähler halten mich für den besten Kanzlerkandidaten, also 99,8 Prozent", rechnet er vor. Im vergangenen Jahr sei er noch Bayerns oberster Bienenretter gewesen, heuer heiße es: "Rettet die Huml. " Kein gutes Haar lässt er an Annegret "Krampf-Karrenbauer" - und die Wähler von "Armut Laschet" bekämen Einreiseverbot nach Bayern.

Nach der Pause beehrt seine Majestät König Ludwig II. das Publikum. Der sei auch lieber aufs Land gezogen, betont er, wegen der Münchner Immobilienpreise. Natürlich lässt sich Stoiber einen weiteren Auftritt nicht nehmen, bevor Angela Merkel, die Hände zur Raute geformt, über einen Besuch in Bayern berichtet - und über die unverständlichen Dialekte der einzelnen Regionen klagt.

Insgesamt ein kabarettistischer Rundumschlag, wie ihn nur ein Wolfgang Krebs auf die Bühne bringen kann. Mit Wortwitz, Verbalakrobatik und hintersinnigen Texten. Die Umzugspausen überbrückte Krebs mit diversen eingeblendeten Werbespots aus dem Off, die alle aus dem Firmenkonsortium der "Schorsch Scheberl Holding" stammen. Ein kurzweiliger Abend also zum großen Vergnügen des Pfaffenhofener Publikums, das tatsächlich einen Hotspot der guten Laune erlebte.

PK

Hans Steininger