Brautlach
Haushalt führen und im Stall arbeiten

Dorfhelferin Julia Gust ist derzeit auf einem Hof in Brautlach schwer im Einsatz

13.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:04 Uhr
Ramona Schittenhelm
Sie hilft mit, wo sie gebraucht wird: Die Dorfhelferin Julia Gust ist derzeit auf dem Bauernhof von Johann Öckl in Brautlach eingespannt. −Foto: Foto: Schittenhelm

Brautlach (PK) Die Milchviehbetriebe in der Region werden immer weniger.

Gegen den Trend stemmen sich Johann Öckl und sein Sohn Georg. Im Stall ihres Hofes in Brautlach bei Karlskron stehen durchschnittlich 55 Kühe - Milchkühe und die eigene Nachzucht.

Die Öckls haben bereits vor etwa 20 Jahren auf einen Laufstall umgestellt. Vater und Sohn sind beide mit Leidenschaft dabei, schließlich wird auf dem ehemaligen Kolonistenhof, den die Familie bewirtschaftet, bereits seit rund 200 Jahren Landwirtschaft betrieben. Bei den Öckls steht neben der Rinderhaltung vor allem der Ackerbau im Vordergrund.

Wenn in einem solch familiengeführten Betrieb, wo jeder seinen Platz beziehungsweise seine Aufgabe hat, einer ausfällt, "brauchen wir Unterstützung", sagt Senior-Chef Johann Öckl. Und die war jetzt nötig, weil seine Frau aufgrund einer Operation weder Stall noch Maschinen bedienen kann. "Wir sind sehr froh, dass Julia zu uns gekommen ist. Sie ist eine unglaubliche Entlastung für uns und macht ihre Sache sehr gut", erzählt der Landwirt.

Die Rede ist von Julia Gust, eine von fünf Dorfhelferinnen der Katholischen Dorfhelferinnen und Betriebshelfer in Bayern GmbH (KDBH). Die kommen dann, wenn es beispielsweise durch Krankheit Engpässe auf einem Bauernhof gibt. "Es kann vorkommen, dass meine Einsätze nur wenige Tage dauern. Aber es sind auch schon mal einige Monate gewesen", berichtet die 26-Jährige. Diese Abwechslung fasziniere sie unglaublich.

Gust arbeitet bereits seit fünfeinhalb Jahren im landwirtschaftlichen Bereich. Nach einer Hauswirtschaftsausbildung - 2014 legte sie die Meisterprüfung ab - erweiterte sie ihren Horizont durch eine Ausbildung an der Dorfhelferinnenschule in Pfaffenhofen und Neuburg. Ein Praktikum auf einer Säuglingsstation, im Kindergarten und in einem Altenheim zählen zu den Ausbildungsinhalten der Dorfhelfer; dazu kommen der Umgang mit der Melktechnik sowie hauswirtschaftliche Kenntnisse. "Denn die Aufgaben, denen man gegenübersteht, sind vielseitig", betont Julia Gust und berichtet: "Es kann vorkommen, dass wir Familienangehörige betreuen müssen, den Haushalt schmeißen und morgens und abends im Stall helfen müssen. " Aber diese Vielfalt und insbesondere der Umgang mit den Tieren ist es, der für die 26-Jährige den Reiz ihres Berufes ausmacht.

Sie lernt immer wieder etwas Neues. Als sie beispielsweise vor einiger Zeit auf einem Schweinebetrieb gewesen sei, hieß es natürlich auch dort mit anzupacken. Für Gust, die aus einem Milchviehbetrieb kommt, ist das zwar kein ganz gewohntes Terrain ("Rinder liegen mir deutlich näher") - aber auch dort bewältigte sie ihre Aufgaben. In Brautlach heißt es für die 26-Jährige, morgens um kurz nach 6 Uhr anzutreten und die Kühe in den Melkstand zu treiben. Dort werden sie dann gemolken. Parallel läuft die Fütterung, und der Stall wird ausgemistet.

Detaillierte Einsatzpläne sollen sicherstellen, dass möglichst vielen Landwirten in der Region geholfen werden kann. So kommt es schon vor, dass eine Dorfhelferin zwei oder mehr Einsatzstellen an einem Tag hat, sagt Erika Meyer, die als Geschäftsführerin des Bayerischen Bauernverbands (der BBV und die Caritas sind Träger des KDBH) gemeinsam mit den regionalen Verantwortlichen in den Landkreisen der Region 10 die Geschicke leitet.

"Vor einigen Jahren hatte ich vier Einsatzstellen an einem Tag", erinnert sich Julia Gust. Das zu koordinieren, sei schon ein wenig stressig gewesen. Da gelte es, den Haushalt zu regeln, im Stall zu helfen oder auf die Kinder aufzupassen. Die 26-Jährige kann ihrer Leidenschaft nachgehen: dem Umgang mit den Nutztieren. Einen Höhepunkt ihres bisherigen Einsatzes gab es auch schon: eine Drillingsgeburt im Kuhstall.

Ramona Schittenhelm