Wolnzach
Zirkus Tonelli: Die grenzenlose Leichtigkeit des Seins

Wolnzacher Laienzirkus Tonelli fasziniert rund 3000 Besucher bei vier ausverkauften Vorstellungen unter dem "Chapiteau"

20.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:55 Uhr
Für Raunen im Publikum sorgten die jungen Artisten der Gruppe "High 5" mit ihrer Akrobatik an der Stange. −Foto: Trouboukis, Karin, Ingolstadt

Wolnzach - Sie heißen "Piccolo Chicchi", "Duo Rock'o'ko", "Chicas Brillantes", "Bella Venezianos", "Sägleim Symphoniker" oder "Sackos Zementos".

Sie fantasievoll wie die, die da in der Tonelli-Zirkusmanege einmal mehr ge- und verzaubert haben, war auch das Programm. Und wer es erlebt hat, wer das Glück oder die Ausdauer hatte, an Karten für eine der vier Vorstellungen gekommen zu sein (die Tickets waren ja bekannterweise ratzfatz nach stundenlangem Anstehen ausverkauft), der weiß es jetzt.

Der kennt die Antwort auf die Frage, warum es dieses einmalige Erlebnis nur alle zwei Jahre geben kann. Denn: Es steckt viel Arbeit in diesem Zirkus Tonelli, unglaublich viel Arbeit. Erst braucht es die Idee und dann die Umsetzung, gerade auch für die artistischen Nummern - mit denen Tonelli mittlerweile ein hoch professionelles Niveau erreicht hat, das von monatelangem Üben zeugt.

Dann das Licht, der Ton, die Feinheiten, auf die die Tonelli-Truppe so viel Wert legt. Das und die Kombination aus herzerfrischendem Klamauk macht es aus. Denn wenn die "Carboneros" mit Drainagerohren Bälle jonglieren, Madam Cigi und Monsieur Max (keine Geringeren als die Tonelli-Urgesteine Annemarie Heilmeier und Max Niedermeier) im Tango miteinander verschmelzen, "Francine und Juliette"anmutige Artistik am quadratischen Trapez präsentieren, "High 5" Gas geben mit ihrer Stangenakrobatik und das Publikum dahinschmilzt in der Mischung aus Licht und Sägleim, dann passiert das, was passieren soll. Oder, wie Zirkusdirektor Georg Hölzl es sagt: "Befördern Sie die Schwere des Alltags ins Exil und werden Sie frei für die grenzenlose Leichtigkeit des Seins. "

Das tat das Publikum unter dem Chapiteau des Zirkus Tonelli an diesem Unsinnigen Donnerstag nur zu gerne, nur zu gerne ließ es sich ein, auf das, was da geboten wurde. Die Besucher erlebten Manegendiener, die als Tonelli-Manegeristas nicht nur eine Nebenrolle spielen, ein etwas anderes Marionettentheater der "Elsenheimer Puppenkiste", zauberhafte Einhörner mit "Lord Bobby Glitzer", anmutige Tänzerinnen im Tonelli-Ballett und bei "Las Esmeraldas", wunderschöne Farbeffekte mit den Papierschirmen der "Umbrellas", eine legendäre Magiernummer mit "Rudi Hopperfield" und seiner Assistentin.

Sie genossen den Auftritt von "Vitus und Vroni", die das Publikum in ihre Clownerie einbanden, lachten über das Trio vom "Philosophischen Quartett", das damit - streng genommen - gar keins ist, genossen die Musik vom "Royal Tonelli Orchester" und staunten. Sie staunten noch, als sich der Manegenvorhang schloss. Das war er: der beste Zirkus aller Zeiten.