Pfaffenhofen
Etappensieg für Anlieger - aber es bleibt laut

Bäckerei Wiesender beseitigt Quellen der störenden Geräusche - Anwohner müssen sich mit reflektierendem Verkehrslärm abfinden

13.11.2018 | Stand 25.10.2023, 10:33 Uhr
Der Krach aus der Wiesender-Zentrale ist abgestellt, der Ärger über den Verkehrslärm bleibt. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Einen Erfolg gegen die Bäckerei Wiesender haben Anwohner der Heinrich-Streidl-Straße erzielt. Sie hatten sich über den Lärm von Kühlanlagen und Entlüftern der Bäckerei-Zentrale an der Schrobenhausener Straße beschwert. Aber trotz dieses Etappensieges: Die Schlacht gegen den Lärm ist noch nicht geschlagen - nun geht es um den Verkehr.

Einige Anwohner hatten sich im Mai zu einer Initiativgruppe zusammengeschlossen, um mehr Druck auf den Bäcker auszuüben - und auf das Landratsamt. Denn das ist zuständig, wenn es um Lärmschutzauflagen und Belästigungen geht. Und die waren in den Gärten der Anwohner nicht nur tagsüber, sondern vor allem nachts unüberhörbar: als auf- und abschwellendes Rauschen der Tiefkühlanlage. Das Geräusch-Orchester wurde wenig später um eine weitere Frequenz bereichert. Morgens pünktlich um 9 Uhr setzte eine Pfeifton ein, der erst um zwölf Mittagspause machte. Verursacher war die Klimaanlage, die den Serverraum der Großbäckerei belüftet. Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung bekam Beschwerdeführerin Christa Maier nach eigenen Angaben viel Zuspruch: "Fünf Tage hat danach mein Telefon nicht mehr stillgestanden", sagt sie. Zahlreiche ebenfalls vom Lärm genervte Nachbarn hätten sich bedankt, dass sie sich um das Thema gekümmert habe. "Lassen Sie sich nichts gefallen. Kämpfen Sie das durch", mit diesen Worten habe man ihr den Rücken gestärkt. "Viele haben auch gesagt, sie hätten sich gern angeschlossen, wenn sie davon gewusst hätten", sagt sie.

Karl Wiesender, dem an guter Nachbarschaft gelegen ist, hatte zwar schon damals versprochen, Lärmdämpfer in die Aggregate einbauen zu lassen. Das war aber wegen der angespannten Auftragslage der Handwerker nicht von heute auf morgen möglich. Nachdem das Landratsamt, bei dem sich Christa Maier beklagt hatte, von Wiesender technische Unterlagen angefordert und mit dem Unternehmer Maßnahmen zur Lärmreduzierung besprochen hat, ist jetzt aber Ruhe eingekehrt.

Das heißt, nicht ganz: Denn die Betonfront der Wiesender-Zentrale reflektiert den Verkehrslärm. Das ist für Christa Maier schon deshalb ärgerlich, weil sie damals, als sie 1999 das Grundstück von der Stadt kaufte, für die Lärmschutzwand hinter ihrem Garten anteilmäßig einen fünfstelligen Betrag zahlte. Die ist jetzt sinnlos geworden, weil die Bäckerei-Betonfront die Wand weit überragt und der Lärm von Pkw, Lastern und Bussen so ungedämmt in den Garten schwappen kann.

Auch deshalb war Maier im Juni bei Landrat Martin Wolf (CSU) vorstellig geworden. Sie wollte wissen, ob der Verkehr nicht den zulässigen Lärmpegel überschreite. Das allerdings ist jetzt nicht mehr die Sache von Wiesender. Der versicherte damals unserer Zeitung, dass bei der Auftragsvergabe für seine Zentrale die Baufirmen selbstverständlich auf die Einhaltung der Lärmschutzverordnung verpflichtet worden seien. Seine Werte lägen "deutlich" unter der zulässigen Grenze. Und wohl auch deshalb dämpfte Wolf die Erwartungen von Christa Maier: Er werde, erinnert sie sich an das Gespräch, Lärmmessungen veranlassen. "Aber da wird nicht viel bei rumkommen", habe er ihr gesagt.

Deshalb wandte sich Maier an die Regierung von Oberbayern. Die ist nicht nur die vorgesetzte Behörde, sondern auch Maiers Arbeitgeber: Sie ist Sekretärin am Schyren-Gymnasium und versprach sich deshalb ein offeneres Ohr. Anfang August bekam sie dann von dort Bescheid über den Stand der Dinge. Das Landratsamt habe am 17. Juli bei Wiesender eine Kontrolle durchgeführt und "keinerlei Geräuscheinwirkung" mehr feststellen können. Und was den Straßenlärm anbetrifft, habe man das Landratsamt gebeten, "uns über das Ergebnis weiterer Prüfungen zu informieren und hierbei ebenfalls eine Bewertung der weiteren Punkte Ihrer Beschwerde (u.a. Reflexionen des Verkehrslärms am Bäckereigebäude, Durchführung von Lärmmessungen) vorzunehmen".

Wurde inzwischen gemessen? "In meinem Garten war jedenfalls niemand, jedenfalls nicht in meiner Anwesenheit", beteuerte Christa Maier. Auf Anfrage teilte die Regierung von Oberbayern schriftlich mit, dass ihr "bisher keine weiteren Ergebnisse der Lärmmessungen" vorlägen. Und weiter: "Bitte wenden Sie sich mit Ihren Fragen direkt an das Landratsamt in Pfaffenhofen."

Das ist offensichtlich tätig geworden, hatte aber seine Erkenntnisse bislang für sich behalten. Jetzt teilte eine Sprecherin unserer Zeitung schriftlich mit: "Hinsichtlich des Verkehrslärms kommt das Landratsamt zu dem Prüfungsergebnis, dass die zulässigen Lärmwerte auch unter Berücksichtigung der Reflexionswirkung am maßgeblichen Immissionsort auf dem Grundstück der Beschwerdeführerin eingehalten sind. Die Messungen haben auch ergeben, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung aus Lärmschutzgründen nicht angeordnet werden kann." Die Einzige, die ausgebremst wird, ist Christa Maier.

Albert Herchenbach