Pfaffenhofen
Erkennungsmerkmal für seltene Vögel

Experte des Landesbundes für Vogelschutz beringt Wanderfalkennachwuchs auf dem Hipp-Verwaltungsgebäude

24.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Fest im Griff: Die jungen Wanderfalken, die im Nistkasten hoch oben auf dem Verwaltungsgebäude der Pfaffenhofener Firma Hipp heuer geschlüpft sind, wurden jetzt von Clemens Kraft vom Landesbund für Vogelschutz beringt. −Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (bde) Dunkle Augen, gebogener Schnabel, lange, spitze Krallen und watteweiches, weißes Daunengefieder, so präsentierten sich die drei jungen Wanderfalken, die in dem Nistkasten hoch oben auf dem Verwaltungsgebäude der Firma Hipp in diesem Jahr geschlüpft sind. Clemens Kraft vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) hat die Vögel jetzt beringt.

Ursprünglich befand sich der Nistkasten für die Wanderfalken am gemauerten Kamin und wurde nach dessen Abriss auf dem Dach des höchsten Gebäudes auf dem Firmengelände angebracht.

Zur Freude der Verantwortlichen bei Hipp und LBV haben die Wanderfalken den neuen Standort angenommen. Mithilfe einer Horstkamera zeigte sich dann, dass das Wanderfalkenweibchen auf einem Gelege von drei Eiern saß. Ende April schlüpften die Jungtiere und entwickeln sich seitdem ganz prächtig.

Zum Beringen mussten sie kurzzeitig aus dem Nistkasten herausgeholt werden. Dazu wurden sie in einen großen Eimer gesetzt, jetzt konnte man erkennen, dass es sich um zwei deutlich größere weibliche und ein zierlicheres männliches Jungtier handelt.

Mit sicherem Griff drehte Clemens Kraft eines der Jungtiere auf den Rücken und legte es vorsichtig Firmenchef Stefan Hipp in die Hände. So hatte Kraft dann die Hände frei, um den Ring am linken Fuß des Vogels zu befestigen. Die Ringe sitzen so locker am Fuß der Vögel, dass diese dadurch nicht beeinträchtigt werden. Schnell waren auch die anderen beiden Jungtiere beringt und konnten dann wieder zurück in den Nistkasten gesetzt werden Derweil zog das Wanderfalkenweibchen seine Kreise um das Gebäude und beschwerte sich lautstark rufend über die unerwartete Störung.

Bei den Wanderfalken sind die Weibchen für die Horstwache zuständig, solange die Jungvögel noch relativ klein sind, bleibt das Weibchen immer in der Nähe und überlässt dem Männchen die Jagd auf Beutetiere. Erst wenn die Jungen deutlich größer sind und damit auch mehr Futter benötigen, verlässt auch die Mutter den Horst und beteiligt sich an der Jagd. Wanderfalken sind Luftjäger und können im Sturzflug über 300 Kilometer pro Stunde erreichen.

Ihr Bestand hat sich dank eines Artenhilfsprogrammes wieder stabilisiert, jedoch sind im gesamten Landkreis lediglich drei Brutpaare bekannt. Anfang Mai wurde im nördlichen Landkreis ein toter Wanderfalke gefunden, bei dem die Todesursache nicht klar erkennbar war. Der LBV-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Leppelsack geht davon aus, dass durch den Ausfall des einen Alttiers in diesem Jahr an diesem Standort die Aufzucht von Jungtieren nicht gelingen wird. Die Pfaffenhofener Jungtiere hingegen werden Ende Mai, Anfang Juni ihre ersten Flugversuche unternehmen, für Vogelfreunde sicherlich ein interessante Beobachtungsmöglichkeit.