Pfaffenhofen
"Das Tor zum Solarzeitalter aufgestoßen"

Der Arbeitskreis Energie im Bund Naturschutz blickt auf sein 30-jähriges Bestehen und viele geschulterte Projekte zurück

10.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr
Zum 30-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Energie ist der Energiewürfel im Foyer des Landratsamts aufgestellt worden. Er stellt dar, dass die jährlich eingestrahlte Sonnenenergie 10000-mal so hoch ist wie der Weltjahresenergieverbrauch, und macht anschaulich, wie begrenzt fossile Brennstoffe sind. In diesem Rahmen trafen sich auch die Aktiven Georg Dürr (von links), Otmar Schaal und Siegfried Ebner mit Landrat Martin Wolf sowie Katharina Baschab und Doris Rottler vom Landratsamt. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Der Arbeitskreis Energie (AKE) im Bund Naturschutz des Landkreises Pfaffenhofen feiert sein 30-jähriges Bestehen - zusammen mit 20 Jahren Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

 

Und dabei blicken die Aktiven auch auf viel zurück, das sie erreichen konnten.

Die Arbeit des AKE reicht in den März 1990 zurück: Damals hatte alles mit einer Ausstellung an der Realschule in Geisenfeld begonnen. Die Themen waren Energiesparen und die Nutzung von Solarenergie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. "Eine Handvoll Ökospinner, wie man uns damals noch nannte, versuchte der Sonne einen Weg zu bahnen", erinnert sich Sigi Ebner an die Anfänge zurück. Lehrer, Geologen, Verfahrens-, Elektro- und Umweltingenieure. Es habe Aufbruchstimmung geherrscht und man wollte die Mitbürger informieren, dass man mit Hilfe von Energiespar- und Solartechnik den Energieverbrauch halbieren und den Rest mit Solarenergie- und Windkraftanlagen abdecken könne. "Die Abschaltung aller Atomkraftwerke und der Abschied von Kohle, Öl und Gas war das Ziel, denn damals wie heute wusste man um die Gefahren der Atomkraft, die ungelösten Entsorgungsprobleme des radioaktiven Abfalls", so Ebner. "Und auch der Treibhauseffekt und der Klimawandel waren schon ein Thema. " Die Vorsätze waren schnell definiert: Saubere Energie aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse, Energiesparen, eine gesunde Umwelt auf für kommende Generationen und neue Arbeitsplätze in diesen Bereichen.

 Es wurden viele Besichtigungsfahrten, Vorträge und Solarenergietage organisiert, bei denen auch Handwerksbetriebe der Region ihre Anlagen ausstellten. "Über eine Einkaufsgemeinschaft - gegründet von Peter Littel, einem Mitglied des Arbeitskreises Energie - sowie Bau-Kurse für Solaranlagen konnten viele Anlagen gebaut werden, die zum großen Teil heute noch laufen - siehe die Solardusche am Freibad in Pfaffenhofen", berichtet Ebner mit Verweis auf die Chronik des Arbeitskreises. Der Weg einer Bayerischen Solarrallye mit Elektrofahrzeugen führte 1992 durch den Landkreis mit Halte- und Ladepunkte in Pfaffenhofen und Geisenfeld. An einem der Solarenergietage fuhr sogar - damals schon - ein kostenloser Stadtbus durch Pfaffenhofen, organisiert vom Bund Naturschutz. Das erste solarelektrische Bürgerkraftwerk auf dem Dach des Evangelischen Gemeindezentrums in Pfaffenhofen wurde über Spenden finanziert und vom Arbeitskreis Energie im September 1994 aufgebaut und in Betrieb genommen. "Und es läuft immer noch und vermeidet seit über 25 Jahren mit jeder erzeugten Kilowattstunde Solarstrom ein Kilogramm Kohlendioxid aus einem Kohlekraftwerk", so Ebner. Und neben dem Solarenergieverein in Aachen und Sonnenkraft Freising habe auch der Arbeitskreis Energie in den 90er Jahren dafür geworben - und im Jahr 1999 erkämpft -, dass jeder, der in saubere regenerative Energieerzeugung auf seinem Dach investiert, seine Investition und eine kleine Rendite über den eingespeisten Strom zurückbekommen soll - "genauso wie das seit jeher bei den großen Kraftwerksbetreibern gehandhabt wurde".

Und das ist ein zweites Jubiläum, das der AKE feiert: 20 Jahre EEG. "Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz im April 2000 wurde das Tor zum Solarzeitalter aufgestoßen", blickt Ebner zurück. "Und durch die angestoßene Massenproduktion sind die Herstellungskosten von Solarstrom von damals zwei Mark pro Kilowattstunde auf heute unter zehn Cent gefallen. " Das sei ein Erfolg ohnegleichen für die Solartechnik.

Mehrere Informationsveranstaltungen des Arbeitskreises Energie nach der Einführung des EEG waren vermutlich auch der Grund, dass im Landkreis Pfaffenhofen überdurchschnittlich viele Solarstromanlagen gebaut wurden. Dies belegen laut AEK jedenfalls die Vergleichszahlen der Energiebilanz für den Landkreis im Jahr 2015, mit einem Solarstromanteil am Stromverbrauch im Landkreis von 15 Prozent, während der Anteil in Bayern mit nur elf Prozent und deutschlandweit mit 6,5 Prozent angeben wurde.

Daneben wurden, auch auf Empfehlung des AKE, im Jahr 2007 die erfolgreichen Energiesprechstunden durch den Landkreis eingeführt. Diese werden heute noch von Harald Wunder im Landratsamt organisiert.

Zur Landratswahl 2011 gründeten der Arbeitskreis Energie und der Energie- und Solarverein (ESV) Pfaffenhofen das Energiewende-Bündnis Pfaffenhofen und erstellten ein Konzeptpapier zur Energiewende im Landkreis. "Aus dem Energie- und Solarverein entstand 2012 die Bürgerenergiegenossenschaften im Landkreis Pfaffenhofen, die mittlerweile zu einer der größten Energiegenossenschaften in Bayern zählt und rund 7500 Haushalte mit sauberen Strom versorgen kann", freut sich Andreas Herschmann als Vorstand.

Im Jahr 2015, auf der 25-Jahr-Feier des Arbeitskreises Energie, waren neben Landrat Martin Wolf viele frühere Mitgliedern und Wegbegleitern vertreten. In seinem damaligen Vortrag hatte der Landrat über die Mitglieder des Arbeitskreis Energie von Vordenkern gesprochen, und dass er für sich die nötige Wende hin zu Klimaschutz und den regenerativen Energien vollzogen habe. Und mittlerweile hat er bekanntlich, mit Beiträgen aller Fraktionen im Kreistag und unter Federführung der Klimaschutzmanagerin Doris Rottler, eine Klimaschutzstrategie für den Landkreis auf den Weg gebracht.

Ebner ist dafür voll des Lobes: "Heute, 30 Jahre nach der Gründung des Arbeitskreises Energie im Bund Naturschutz, wird es Zeit, dass neben den Vordenkern auch die Kommunalpolitiker, die ja für die Daseinsvorsorge verantwortlich sind, die Chancen und das Potenzial erkennen, die in einer regionalen Energiewende stecken. "

PK