Schweitenkirchen - Er wollte mit dem Radl nach Berlin, gekommen ist er immerhin bis nach Schweitenkirchen: Ein elfjähriger Bub aus Germering im Westen von München hat durch seine Aktion am Montag einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Der Bub hatte in der Früh einen Brief an seiner Zimmertüre hinterlassen, in dem er mitteilte, dass er sich mit seinem Radl auf den Weg nach Berlin zu seinen Großeltern gemacht habe. Nachdem die zunächst eingeleitete Suchaktion der Polizei mit Spürhunden, Drohne und einem Hubschrauber erfolglos blieb, brachte eine Öffentlichkeitsfahndung schließlich Erfolg.
Laut Pfaffenhofens Polizeichef Helmut Fink hatte ein Autofahrer die Fahndung im Radio gehört und gab den entscheidenden Hinweis. Der Mann hatte bei Schweitenkirchen einen Buben mit einem roten Helm sein Radl eine Anhöhe hinaufschieben sehen - die Beschreibung passte auf den kleinen Raphael.
Als die Polizei schließlich eintraf, machte der Elfjährige einen erleichterten Eindruck, berichtet Michael Heinzlmeier, der Raphael als Dienstgruppenleiter in der Pfaffenhofener Polizeidienststelle in Empfang nahm. "Wir haben ihn erst einmal mit Suppe, Getränken und Keksen versorgt", sagt er. "Er hatte ja nicht einmal was zum Essen und Trinken dabei." Außerdem durfte er bei der Polizei duschen. Auf dem Weg war ihm ein paar Mal die Kette rausgesprungen, das Schmieröl hatte er sich auf seinen Klamotten und auch im Gesicht verteilt.
Die Geschichte, die er den Beamten erzählte, ist rührend. Oma und Opa hatten ihn in den Ferien besucht, gemeinsam mit ihnen unternahm er so schöne Ausflüge, dass er sich eine Distanz von 600 Kilometern zwischen sich und den geliebten Großeltern offenbar nicht mehr vorstellen konnte - die Aussicht auf den Schulalltag war für Raphael offenbar so trist, dass er sich in aller Früh aufs Radl schwang. Hoffentlich kommen Oma und Opa ihren Enkel bald wieder besuchen - damit er sich nicht wieder in Gefahr bringen muss, um sie zu sehen.
PK
