Pfaffenhofen
Einheitliche Ausrüstung für alle

Förderpaket im Bereich Digitalisierung

12.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
Tina Blum
Topfit am Tablet: Die Referendare mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung kommen aus ganz Oberbayern an die Adolf-Rebl-Schule zum Tablet-Seminar. Henrik Frisch (von links) Franziska Müller, Tatjana Humberg und Viola Schlauch lernen hier die Apps kennen, mit denen sie künftig im Unterricht arbeiten werden. −Foto: Blum

Pfaffenhofen (PK) Die Grundgesetzänderung, die der Bund zugunsten der Digitalisierung an Schulen vornehmen möchte, steht am Freitag auf der Tagesordnung des Bundesrates. Die Länder streben an, das Gesetz in den Vermittlungsausschuss zu überweisen, wo es überarbeitet werden soll. Wie sieht es mit den Schulen im Landkreis aus? Wie steht es um ihre digitale Ausstattung? Laut dem Leiter des Schulamtes Pfaffenhofen, Anton Jungwirth, müssen die Schulen auf einen einheitlichen Stand gebracht werden.

"Das Geld aus dem sogenannten Votum 2018 zur Digitalisierung der Schulen vom Bayerischen Kultusministerium wird nicht ausreichen. Daher wäre eine zusätzliche Förderung vom Bund gut investiertes Geld,", sagt Anton Jungwirth. Dass der Bund weitere Gelder für die Förderung der Digitalisierung ausgeben möchte, begrüßt auch der Leiter der Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen, Reinhard Bachmaier. "Das ist absolut der richtige Schritt. Aber wie geht es in fünf Jahren weiter, wenn das Förderprogramm von Bund endet?", fragt Bachmaier. In puncto Nachhaltigkeit des Digitalisierungskonzepts sieht er Gesprächsbedarf. Zudem gebe es noch großen Bedarf beim WLAN und schnellem Internet in den Schulen. "Der Breitbandausbau an Schulen ist ein besonders wichtiges Thema, das mit dem Förderprogramm des Landes Bayern allein nicht gestemmt werden kann", betont Jungwirth. Insofern hofft er, dass die Länder am Freitag, 14. Dezember, bei der Abstimmung der Grundgesetzänderung zustimmen werden.

Einige Schulen im Landkreis sind bereits auf einem guten technischen Stand, bei anderen hingegen sieht der Schulamtsleiter noch dringenden Nachholbedarf. "Es gibt Schulen, in denen noch immer mit Tageslichtprojektor gearbeitet wird", so Jungwirth. Welche Schulen das konkret sind, verrät er jedoch nicht: "Ich werde meine Schulen nicht an den Pranger stellen" , sagt er. Es müsse dringend eine Vereinheitlichung her, damit alle Schüler die Möglichkeit besitzen, sinnvoll mit digitalen Medien umgehen zu können.

Besonders die Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen, die Georg-Hipp-Realschule Pfaffenhofen und die Grund- und Mittelschule Reichertshausen sind technisch gut ausgestattet. "Außer für die Jahrgangsstufen eins und zwei haben wir für alle Räume bereits digitale Tafeln - also Whiteboards - und Dokumentenkameras", sagt der Leiter der Reichertshausener Grund- und Mittelschule, Alexander Amorth. Die Anträge für den WLAN-Ausbau in der Schule sind gestellt. Wenn alles glatt läuft, gibt es die drahtlose Netzwerkverbindung noch in diesem Schuljahr, so Amorth.

Auch die Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen wurde im Zuge des Neubaus der Schule am Kapellenweg, technisch auf den neusten Stand gebracht. "Alle Klassen- und Fachräume wurden mit der neusten digitalen Technik ausgestattet", sagt Bachmaier. Dazu gehören digitale Whiteboards, die aber auch analog genutzt werden können - man kann also auch mit Stiften darauf schreiben. Circa 120 Computer hat die Schule in Betrieb.

Was die Nachhaltigkeit der Medienkonzepte der Schulen betrifft, nennt Claudia Daiber von der Georg-Hipp-Realschule Pfaffenhofen einen wichtigen Aspekt. "Wir statten unsere Schulen mit hochwertiger Technik aus, aber wer kümmert sich künftig um die Wartung und Pflege der Geräte? Lehrer sind keine IT-Experten", sagt Daiber. Diese Thematik beschäftigt auch das Schulamt. "Die Gemeinden müssen einen Technik-Support für die Schulen einrichten", sagt Jungwirth. Dieser könne - zumindest in Pfaffenhofen - schulintern bestellt werden, oder es müsse eine Firma beauftragt werden. Genaueres müsse jedoch noch geklärt werden, und all das koste Geld, erklärt Jungwirth.

Das Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium gehört zu den Schulen, die im digitalen Bereich noch vereinheitlicht werden müssen. Momentan wird die Schule saniert und im Zuge dessen gleichzeitig digital ausgebaut: "Einige Klassenzimmer sind voll ausgestattet, in anderen gibt es nur einen Beamer und in wiederum anderen Räumen steht nur ein Overhead-Projektor", sagt Schulleiter Dietmar Boshof. Über WLAN verfüge die Schule bereits, aber nicht in der Kapazität, dass mehreren Nutzer gleichzeitig online uneingeschränkt arbeiten können. Auch an der Georg-Hipp-Realschule gibt es laut Daiber wegen Überlastung häufiger Probleme mit dem Internet.

Für die Weiterbildung der Lehrkräfte sorgen die Schulen selbst. "Unsere Lehrer nehmen unter anderem an einer Online-Fortbildung in fünf Modulen teil", sagt Boshof. Die Grund- und Mittelschule Pfaffenhofen sowie Reichertshausen er Schule bieten laut Jungwirth ebenfalls interne Fortbildungen im Schulhaus an. "Unsere Lehrer begrüßen die Digitalisierung zum großen Teil. Besonders bei der Materialbeschaffung und der Recherche von Themen bietet digitales Equipment Vorteile", sagt Boshof. Auch an der Adolf-Rebl-Schule in Pfaffenhofen werden bereits Fortbildungsseminare fürs iPad angeboten. Eine Lehrerin des Förderzentrums, Petra Funk, übernimmt am Heilpädagischen Förderzentrum in Pfaffenhofen die Systemadministration, kümmert sich um die technische Ausrüstung, trifft die Vorauswahl für die Lernapps und gibt Seminare für Lehrer in ganz Oberbayern.

"Im Förderschulbereich sind digitale Medien besonders motivierend und anregend für die Schüler", sagt Andrea Eichler, die Leiterin der Adolf-Rebl-Schule. 35 iPads befinden sich bereits im Besitz der Schule, der Antrag auf weitere Tablets und Touchpanels - ein Computer, der alle Geräte miteinander verknüpft und die Arbeiten der Schüler auf eine Tafel projeziert - ist gestellt. "Einige Schüler kennen den Umgang mit elektronischen Geräten bereits. Vor allem Kinder, die nicht sprechen, können über die Sprachausgabe von Apps kommunizieren", erklärt Eichler. Früher seien diese Computer sehr teuer gewesen, die modernen Tablets könnten das gleiche und kosten viel weniger, so Eichler.

Um die Medienkompetenz der bayerischen Schüler zu stärken und sicherzustellen, hat das Bayerische Kultusministerium den sogenannten Masterplan Bayern Digital II beschlossen, der die Digitalisierung der bayerischen Schulen vorsieht. Anhand des Votums 2018 ist genau vorgegeben, über welches Equipment die Schulen verfügen sollen, um "up to date" zu sein. Wie die Geräte und die technische Ausrüstung eingesetzt wird, hat jede Schule individuell in ihrem eigenen Medienkonzept festgelegt. "Die Basics", sagt Alexander Amorth, "stehen natürlich im Vordergrund." Damit meint er die klassische Schulausbildung. "Der Mehrwert der digitalen Medien muss erkannt und richtig eingesetzt werden. Nur dann erfüllen sie ihren Zweck", so der Schulleiter der Reichertshausener Grund- und Mittelschule. Claudia Daiber von der Georg-Hipp-Realschule ist etwas skeptischer und warnt sogar ausdrücklich: "Der digitale Konsum der jungen Menschen nimmt aus meiner Sicht schon überhand", sagt sie, "ganz verschwinden sollte das Buch meiner Meinung nach nicht." Boshof hält dagegen: "Wichtig ist nicht, ob die Schüler ein gedrucktes Buch lesen, oder ein E-Book. Wichtig ist, dass sie überhaupt lesen."

Tina Blum