Pfaffenhofen
Ein starkes Dutzend

Bei der Ehrenberger Feuerwehr packt eine aktive Frauengruppe mit an

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Sie gehören fest zur Ehrenberger Feuerwehr dazu: Sabine Brandstetter (von links), Maria Loibl inzwischen als passives Mitglied, Sabrina Hegenauer, Christine Hegenauer, Monika Schlittenbauer, Martha Schreistetter inzwischen als passives Mitglied, Veronika Loibl, Sabrina Lettmair, Sandra Rank und Theresa Reisinger. Ebenfalls zur aktiven Gruppe gehören Martina Papperger (nicht im Bild), Sabrina Schreistetter, Theresa Burkhard und Kerstin Westenberger. −Foto: Lodermeyer

Ehrenberg (PK) Sie halten den Rekord im Landkreis: Bei der Feuerwehr Ehrenberg sind zwölf Frauen als aktive Mitglieder dabei. Seit mehr als drei Jahrzehnten gehören die Frauen bei der Ehrenberger Wehr fest dazu.

Sie brennen für ihr Ehrenamt - und zwar so sehr, dass sie mit ausrücken, egal, was sonst ansteht. "Manche sogar an ihrem Hochzeitstag", sagt Veronika Loibl mit einem Grinsen. Denn gerade an ihrem einzigartigen Tag stand ein Sanka in Flammen. "Um 4 Uhr in der Früh sind wir ausgerückt", erinnert sie sich. "Und um 6 Uhr war mein Friseurtermin." Doch am Einsatzort waren letztlich genug Helfer, die Braut konnte pünktlich auf dem Friseurstuhl Platz nehmen. "Wenn es gar nicht anders gegangen wäre, wäre ich wohl noch im Einsatz geblieben", sagt sie.

Insgesamt zwölf Frauen bilden in Ehrenberg gerade eine aktive Damentruppe. Den Grundstein für diese Gruppe hatten allerdings noch die Männer gelegt. Anfang der 1980er stellten sich die Ehrenberger nämlich die Frage: Wenn die Männer draußen auf den Feldern arbeiten, wer steht dann im Ernstfall bereit für den Einsatz? Das waren letztlich die Frauen: Im März 1982 trafen sich neun Ehrenbergerinnen zu ihrer ersten Feuerwehrübung. Damals mit dabei waren unter anderem Maria Loibl und Martha Schreistetter, beide mittlerweile passive Mitglieder. Vor gut 30 Jahren war es für die Frauen allerdings gar nicht so leicht, als Feuerwehrleute mit anzupacken. "Wir hatten Männerjacken, Männerhelme, Männergummistiefel", sagt Schreistetter. "Ich hab Schuhgröße 38 - aber lauf mal in Größe 42." Auch innerhalb der Wehr waren nicht alle sofort von der Damenmannschaft überzeugt. "Am Anfang haben manche gelacht - aber dann haben wir bewiesen, dass wir es können", erinnert sich Schreistetter. Als eine Hopfendarre in Eutenhofen in Flammen stand zeigten die Ehrenbergerinnen, dass die Feuerwehr auf sie zählen kann, genauso bei einem anderen größeren Einsatz in Eckersberg. Und auch die Abzeichen schafften die Frauen mit Bravour. "Wir haben so lange weiter gemacht, bis wir mit den Abzeichen fast fertig waren", erklärt Maria Loibl. Nur die letzte Leistungsprüfung ließen die Frauen der ersten Stunde lieber bleiben - das Equipment zu heben und zu tragen war mit dem Alter doch immer schwerer geworden.

Allerdings schrumpfte die Frauengruppe über die Jahre wieder etwas in sich zusammen, zwischenzeitlich gab es keine eigenständige Mannschaft mehr in Ehrenberg. Bis vor vier Jahren wieder Schwung in die Sache kam und 2014 wieder eine reine Damengruppe gegründet wurde. Viele sind letztlich über ihre Ehemänner zur Feuerwehr gekommen, manche aber auch über den Freundeskreis. Sabine Brandstetter beispielsweise hat sich von Sabrina Lettmair überreden lassen, mit zur Ehrenberger Wehr zu kommen. Weggekommen ist sie seitdem nicht mehr - auch wenn das Ehrenamt mehr Zeit in Anspruch nimmt, als gedacht. "Ich muss sagen, das ist Ehrenberg", sagt Brandstetter. "Die ziehen alle mit und alle halten zusammen." Zu Hause steht ihre Familie hinter ihrem Ehrenamt. "Wenn ein Einsatz ist, dann macht mein Bub mir schon die Garage auf und steckt den Schlüssel ins Auto", erzählt sie. "Er wird heuer zwölf - dann ist er endlich selbst alt genug für die Feuerwehr."

Sabrina Hegenauer kam vor vier Jahren zur Feuerwehr. Im Vergleich zu den Anfängen in den 1980er Jahren fallen ihr einige Vorteile der jetzigen Ehrenberger Feuerwehrfrauen auf: Belächelt wurden sie nämlich nicht. "Grad die älteren Männer sagen, wir Frauen haben die bessere Ausbildung", sagt sie. Denn gerade als die Frauengruppe wieder neu gegründet wurde, war auch die Ausbildung bei der Feuerwehr überarbeitet worden - beispielsweise gibt es seitdem die Modulare Truppausbildung. Zudem haben die Frauen gelernt, mit Equipment wie einem Spreizer umzugehen - die Männer hatten so ein Gerät meist noch nicht in der Hand gehabt. "Auch was das Auto betrifft, haben wir die bessere Basis", sagt Hegenauer. Denn früher hatte die Ehrenberger Wehr lediglich einen Anhänger für einen Bulldog - seit 2016 gibt es nun das Feuerwehrauto. "Wir haben unsere Ausbildung genau mit solchen Autos gemacht - da waren die Männer definitiv im Nachteil."

Einen Nachteil für die Feuerwehrfrauen hat Martha Schrei-stetter allerdings beobachtet. "Wenn ein Einsatz ist, aber die Frauen sind in der Arbeit, dann ist es für sie schwerer", sagt Schreistetter. Das erlebe sie zwar nicht selbst, da sie als passives Mitglied nicht mehr mit ausrücke; die Frauen in der Feuerwehr berichten aber über diese Schwierigkeiten. "Da ecken die Frauen mehr an als die Männer." Eine Ehrenbergerin beispielsweise bekam von ihrem Arbeitgeber sogar ein Schreiben, ob sie sich über den möglichen Schaden für das Unternehmen bewusst sei. "Die Männer erzählen so etwas nicht", sagt Schreistetter.

Im Schnitt rücken die Ehrenberger zu zwölf Einsätzen im Jahr aus. "Es ist meist immer mindestens eine Frau dabei", sagt Hegenauer. Heuer waren die Ehrenamtlichen bisher zu zwei Einsätzen alarmiert worden. Bei den Feuerwehrleuten kommt allerdings auch das gesellschaftliche Leben nicht zu kurz: An diesem Sonntag steht daher das Feuerwehrfest an, Beginn ist um 12 Uhr - sowohl mit Männer- als auch mit Frauengruppe.

Claudia Lodermeyer