Schweitenkirchen
Die erste Urkunde von 821

Kleinarreshausen, Großarreshausen und Preinerszell gibt es offiziell seit 1200 Jahren

12.03.2021 | Stand 17.03.2021, 3:33 Uhr
Historisches Datum: Die Ortschaften Preinerszell - hier ein Luftbild aus den 80er Jahren - sowie Klein- und Großarreshausen wurden erstmals 821 urkundlich erwähnt (rechts). −Foto: Dorfgemeinschaft

Schweitenkirchen - Die Schweitenkirchener Ortsteile Klein- und Großarreshausen sowie Preinerszell könnten heuer offiziell ihren 1200. Geburtstag feiern - wenn man denn feiern könnte.

In der Dorfchronik von Geisenhausen wird eine Schenkungsurkunde vom 10. März 821 als erstes offizielles Dokument zur Existenz dieser Ortschaften herangezogen.

Wer sich mit der Dorfchronik von Geisenhausen befasst hat, weiß es längst. Denn gleich zu Anfang - nämlich auf Seite 16 - erfährt man, dass die Ortschaften der Gegend um Schweitenkirchen herum bereits Ende des 8. und im frühen 9. Jahrhundert erwähnt wurden. Bayern war damals übrigens eine fränkische Präfektur. Bei der Beschreibung der Amtszeit des Bischofs Hitto, so ist in der Chronik nachzulesen, werden die Ortsnamen anshareshusir, anherihusan - also Arreshausen, Weiler in der Pfarrei Vörnbach (Förnbach) - und Kysinhusir, kysinhusun - Pfarrdorf Geisenhausen - als Spender an die Freisinger Kirche erwähnt. Die erste offizielle Urkunde jedoch geht auf eine Schenkungsurkunde zurück - und dieses offizielle Dokument macht schließlich auch den Unterschied: "Hroossuuind schenkt Wald zu Klein(Gross)arreshausen Preinerszell 821 März 10." Im Jahr 821 werden Arreshausen und ein Familienoberhaupt mit Namen Adalpreht in den Urkundensammlungen (Traditionen) des Hochstiftes Freising genannt.

Weiter haben die Autoren der Geisenhauser Dorfchronik, allen voran Peter Renger, aus den Freisinger Handschriften (Traditionsbücher, Kopialbücher, Urbare und Rechnungsbücher) Folgendes herausgefunden: "Seit Wochen trauert die Witwe Hroossuuind um ihren entschlafenen Mann Reginpert und betet um sein Seelenheil. Sie stammt aus Arreshausen, hat nach Preinerszell geheiratet und von ihrem Vater Uuluing zur Hochzeit einiges geschenkt bekommen. Besonders sorgt sich Hroossuuind, dass ihr Mann Erlösung von begangenen Sünden findet. Deshalb ruft sie einen Mönch und diktiert ihm ein Schreiben an den Bischof Hitto in Freising, in dem sie die vom Vater ererbten 20 Hektar Wald der Kirche der Heiligen Muttergottes Maria und des Heiligen Bekenners Korbinian schenkt. Am 10. März 821 unterschreibt sie die Schenkungsurkunde unwiderruflich in Preinerszell. 30 Zeugen (unter ihnen Anno aus Geisenhausen) bezeugen Unterschrift und Urkunde. So werden Preinerszell und Arreshausen (vor 1200 Jahren) urkundlich erstmalig erwähnt. "

Schriftliche Dokumente wie diese gelten gemeinhin als "Geburtsstunde" von Orten und daher wird die Geburtsstunde von Preinerszell wie auch von Klein- und Großarreshausen eben auf diesen 10. März 821 datiert - selbst wenn es sie in Wirklichkeit schon viel länger gibt und der eigentliche Ursprung unbekannt bleibt.

Renger vergleicht die geschichtliche Rückschau mit einem Blick in einen Spiegel, der allmählich blind wird. Er meint: "Nicht jeder Blick in den Spiegel ist schmeichelhaft. Der Spiegel, der unserem Lebensraum entgegengehalten wird, wirft ein problembeladenes Bild zurück. Die blinden Flecken auf diesem Spiegel verdecken Realitäten und verwischen Konturen. "

Die Vorfahren dieser früheren Gemeinde erlebten in 1200 Jahren wenig Glück, viele Sorgen, strenge Priester, hartherzige Grundherrschaften und ständige Kriege. Sie lebten in engen Häusern und in Zimmern mit blinden Spiegeln. Dennoch verzagten sie nicht und gingen jeden neuen Tag mit Gottvertrauen an - und das ein ganzes Leben lang.

So gibt es in Großarreshausen heutzutage eine ausgesprochen rührige, wenn auch kleine Dorfgemeinschaft. Claus Drexler, dessen Name durch die Kabarettgruppe Stachelbären weithin bekannt ist, zählt hier zu den Aktiven. "Eigentlich wollten wir schon etwas auf die Beine stellen", meinte er. "Aber bei uns gibt es da so ein komisches Virus. " Ob eine Ersatzfeier zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird, steht in den Sternen.

Der Bürgermeister von Schweitenkirchen, Josef Heigenhauser (CSU), gratuliert den Ortsteilen herzlich zum Jubiläum: "Der Ort Preinerszell wird 821 erstmals urkundlich erwähnt. Preinerszell wurde am 1. Mai 1978 als Ortsteil der zuvor selbstständigen Gemeinde Geisenhausen im Rahmen der Gemeindegebietsreform nach Schweitenkirchen eingegliedert. Die Feldkapelle, auch als Dreifaltigkeitskapelle bezeichnet, wurde im 18. Jahrhundert errichtet und gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern. Mögen den Orten Preinerszell und Arreshausen, in der Zukunft immer nur friedliche Zeiten beschieden sein und mögen sie auch in einer sich schnell wandelnden Zeit allen Bürgerinnen und Bürgern eine echte Heimat bleiben. "

Auch Dekan Alexander Weber schließt sich als Gratulant mit Segensworten an: "Im März dieses Jahres gibt es in unserem Pfarrverband Schweitenkirchen, für die Ortschaft Preinerszell, mit ihrer Filialkirche St. Stephan, einen Anlass zu feiern. Am 10. März vor 1200 Jahren wurde Preinerszell, im Herzen der Holledau, bei einer Schenkung erstmals urkundlich erwähnt. Ganz herzlich, möchte ich allen Preinerszellern, zu diesem Jubiläum gratulieren. Von ganzen Herzen wünsche ich Ihnen allen für die Zukunft alles Gute und vor allem Gottes reichen Segen. "

An dieser Stelle könnte man sich durchaus die Frage stellen, warum die kirchlichen Grenzen nicht mit den kommunalen Grenzen übereinstimmen - denn Geisenhausen gehört dem Bistum Regensburg an und Preinerszell wie die Gemeinde Schweitenkirchen dem Erzbistum München-Freising. Warum man diese gewachsene Struktur nie versucht hat zu ändern, bleibt als Frage offen.

Wer sich genauer über die Hintergründe und die Entwicklungen des Ortes schlau machen möchte, kann dies in der Geisenhauser Dorfchronik tun. Es gibt Exemplare zu kaufen bei Gabi Obermeier, Kysostraße 8, in Geisenhausen, Telefon (08441) 494166.

PK