Rohrbach
Die Schwerpunkte sind gesetzt

Rohrbachs neuem Bürgermeister Christian Keck und den Gemeinderäten geht die Arbeit nicht aus

15.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:09 Uhr
Unterricht mit der elektronischen Tafel: Konrektorin Tanja Huber macht vor, was schon bald in immer mehr Klassenzimmern möglich sein soll. Die Digitalisierung der Rohrbacher Grund- und Mittelschule soll mit Hilfe von Förderprogrammen vorangetrieben und ein Elternportal eingerichtet werden. −Foto: A. Ermert

Rohrbach - Einen "sanften Start" ins Amt hat der neue Rohrbacher Bürgermeister Christian Keck in den vergangenen Monaten erlebt. Wegen der Corona-Pandemie hielten sich terminliche Verpflichtungen und gesellschaftliche Ereignisse in Grenzen, sodass sich der Rathauschef mit viel Energie auf die Sachthemen stürzen konnte. Getan hat sich seit der Amtsübernahme von seinem Vater Peter Keck einiges. "Aber vor haben wir noch viel mehr", sagt Keck.

Zunächst einmal hat sich der neu formierte Rohrbacher Gemeinderat in Klausur begeben. Einen Tag lang saßen die Bürgervertreter - "es haben kaum Räte gefehlt", so Keck - in der Oase Steinerskirchen beisammen, um alle relevanten Themen, die Rohrbach in den kommenden Jahren umtreiben, zu diskutieren. "Das war eine ganz sachliche Debatte. Der Dampf aus dem Wahlkampf ist inzwischen verflogen", fasst Keck die Gespräche zusammen. Und die Ergebnisse finden - zumindest schlaglichtartig - auf einer Din-A4-Seite Platz. Als Schwerpunkte einigten sich die Räte auf drei Komplexe: zum einen die kommunale Infrastruktur, zum anderen "gut leben und wohnen in Rohrbach" sowie als dritter Aspekt den zusammengefassten Komplex "Nachhaltigkeit, Innovation und Bürgernähe".

Bei der Infrastruktur wollen sich die Rohrbacher sofort auf die Klärschlammentsorgung und das effektivere Nutzen von Förderprogrammen stürzen. Zudem stehen die Wasserversorgung, das Feuerwehrkonzept für Gambach, Rohr und Waal, ein Konzept für unbedingt notwendige Straßensanierungen und den Radwegebau weit oben. Die Zukunft des Rathauses (Planung, Barrierefreiheit und Digitalisierung) ist im weitesten Sinn in der Überplanung der Rohrbacher Ortsmitte inbegriffen. Und als echte Zukunftsthemen hat das Gremium den weiteren Breitbandausbau, eine Überarbeitung des Flächennutzungsplans, das weitere Vorgehen beim Mobilitätskonzept, eine 24-Stunden-Rettungswache und das Ermöglichen von Tiny Houses (in Kooperation mit dem Landkreis) auf dem Zettel stehen.

Zum "gut leben und wohnen" gehört die Ansiedlung eines Seniorenzentrums, der Plan für die Ortsmitte, ein Naherholungskonzept sowie Pläne für das Bahnhofsareal, die Jugendarbeit und die Förderung der Landwirte. Fortentwickelt sollen auch die Ortsteile werden, wozu sich die Bewohner aller Dörfer gerne jetzt schon so ihre Gedanken machen dürfen.

Und bei der Nachhaltigkeit dreht sich viel um die digitale Öffentlichkeitsarbeit, die Bürgermeister Keck zumindest für sich via Video-Blog bereits gestartet hat. Aber auch um die Stärkung des Ehrenamts und des örtlichen Gewerbes - sowie eventuell auch um die Schaffung einer Bürgerenergiegenossenschaft, wozu die Ausarbeitung eines Energiekonzepts ebenso zählt wie der kommunale Ausbau erneuerbarer Energien.

? Mitten in den Vorarbeiten stecken die Rohrbacher beim Neubau der alten Schulturnhalle. Bislang hat die Gemeinde von der Regierung von Oberbayern die Zusage über Städtebauförderung in Höhe von 210000 Euro, um das Projekt zu stemmen in der Tasche. Nun hat Keck zusammen mit der Gemeindeverwaltung und dem Planungsbüro Eichenseher ein zusätzliches Förderprogramm ausgemacht, das ebenfalls angezapft werden könnte. Bis zu 60 Prozent der Baukosten könnten auf diese Weise zurück ins Gemeindesäckel fließen. "Darauf werden wir uns bewerben, und zwar bis zum Jahresende", sagt Keck - und verweist auf einen runden Tisch Anfang Oktober, bei dem alle Beteiligten auf den aktuellen Stand gebracht werden sollen. "Danach geht das Vorhaben erneut in den Gemeinderat. Und wir werden sehen, was möglich ist." Das Ziel ist jedenfalls klar formuliert: Spätestens im Herbst nächsten Jahres sollen die Baumaßnahmen beginnen.

? Von schnellen Fortschritten bei der Lösung der Trinkwasserproblematik ist die Waaler Gruppe noch weit entfernt. "Das ist ein kompliziertes Räderwerk, das wir gerade mal in Gang gesetzt haben", fasst Keck den Stand beim Brunnenbohren im Forst bei Fürholzen zusammen. Der Bau des neuen Hochbehälters kann zwar im kommenden Jahr starten. Aber bis die neuen Brunnen ihr Wasser hoch zum Kastlberg fördern, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. "Zunächst einmal müssen wir die Bohrungen der Grundwassermessstellen in Auftrag geben, um die Größe des künftigen Wasserschutzgebietes festlegen zu können", sagt Keck. In diesem Verfahren soll bis Mitte 2021 geklärt werden, wie stark die neuen Brunnen beansprucht werden können, wie viel Nitrat das geförderte Wasser aufweist und wo das Schutzgebiet endet. "Das wird sich hinziehen", meint auch Keck. Und dann geht es auch noch darum, die Brunnen fertig auszubauen und das Leitungsnetz zu installieren, damit das Wasser letztlich auch zu den angeschlossenen Haushalten in den Gemeinden Rohrbach und Reichertshofen weitergepumpt werden kann. "Das selbe Verfahren steht uns dann auch noch für die alten Brunnen zwischen Waal und Rohr bevor. Und damit sind wir sicher ganz schön beschäftigt", fügt der Bürgermeister an. Die Versorgung der Haushalte mit Trinkwasser sei dennoch gesichert. "Das Wasserwirtschaftsamt sieht ganz klar, dass wir uns bemühen und alles tun, was in unserer Kraft steht", ergänzt Keck. "Darum braucht sich auch niemand sorgen. Wir werden das alles hinkriegen."

? Ums Anzapfen von Fördertöpfen geht es bei der Digitalisierung der Rohrbacher Grund- und Mittelschule. Lehrer-PCs, Schülerlaptops, die Ausstattung von zwei Computerräumen, der Erwerb von Leihgeräten für die Schüler und nicht zuletzt das Installieren eines eigenen Elternportals schwebt dem Bürgermeister vor. All das sei relativ einfach zu finanzieren, weil im Zuge der Coronakrise eine Vielzahl von Fördermitteln zur Verfügung stehe. Komplex ist lediglich nach wie vor die Wartung der vielen neuen Geräte. "Wir bekommen für die nächsten vier Jahre jeweils 23 Euro pro Schüler", berichtet Keck. Das sei aber nur ein Anfang, weil sich das pädagogische Personal nach wie vor selbst um die Wartung kümmern muss. "Da kann ich nur einen Appell an alle anderen Gemeinden richten, dass wir das mittelfristig landkreisweit organisieren", sagt Keck.

? Ein unattraktiver Leerstand ist das Rohrbacher Bahnhofsgebäude und auch das benachbarte Wohnhaus. "Die Deutsche Bahn ist dazu komplett auf Tauchstation gegangen", berichtet der junge SPD-Bürgermeister. Die zuständigen Bahnstellen melden sich mittlerweile auch auf mehrmalige Nachfrage nicht mehr, eine Lösung liegt in weiter Ferne. "Freilich wäre es das Beste, wenn die Gemeinde die Gebäude übernehmen könnte", sagt Keck. Aber es sei mehr als fraglich, ob sich das finanziell stemmen lasse. Hier gelte es, eine "kreative Lösung" zu finden, um den Bahnhof mittelfristig wieder sinnvoll nutzen zu können. "Aber ich bin da ganz ehrlich: Schnell wird das nicht gehen", so Keck.

? In großen Schritten geht es hingegen beim Neubau des Kindergartens Löwenzahn voran. "Da werden wir heuer mit den Erdarbeiten starten, weil jetzt alle Planungen und abklärenden Gespräche erledigt sind", versichert Keck. Das Gebäude wird dann ab dem kommenden Jahr errichtet - und die Mädchen und Buben können im Herbst 2022 die neuen Gruppen beziehen. Auch die Überlegungen, was mit dem alten Gebäude passieren soll, reifen langsam heran. Die Überlegungen werden zusammen mit den Passionauten-Architekten vorangetrieben. Keck schwebt ein Kinderhaus mit vielfältiger Nutzung vor. Krippen-, Kindergarten, aber auch Jugendgruppen könnten darin Platz finden. Und nicht außer Acht dürfe die Gemeinde auch das Jahr 2026 lassen: Dann soll nämlich die Ganztagesschule den Betrieb aufnehmen.

? Immer noch weitgehend unvereinbar stehen sich die Positionen zum Standort eines Seniorenheims gegenüber. Manche sehen es gegenüber der Schule, andere auf den Mißbergwiesen oder irgendwo am Ortsrand. "Der Standort darf bei einem solch wichtigen Thema aber nicht den Ausschlag geben", missfällt Keck diese Herangehensweise. Rohrbach habe eine externe Firma an der Hand, die bereit wäre, hier viel Geld für ein tolles Projekt in die Hand zu nehmen. "Der Gemeinderat kann es sich nicht herausnehmen, hier unkooperativ zu sein. Und es wäre fahrlässig, sich mit dieser Debatte viel Zeit zu lassen", wird Keck deutlich.

? Der Neubau der diversen Autobahnbrücken im Bereich der Gemeinde Rohrbach plus die Sperrungen wegen der Sanierung der Fahlenbacher Ortsdurchfahrt nerve zwar so manchen Autofahrer, räumt Keck ein. Aber im Großen und Ganzen seien mit der Autobahndirektion und dem Staatlichen Bauamt gute Kompromisse gefunden worden. "Sie waren schon kooperativ - etwa jetzt, als es um das Öffnen der Brücken während der Hopfenzupfenzeit ging", sagt Keck. Zumindest gebe es immer ein Schlupfloch. Und: "Wir haben das Ziel im Blick."

? Stockend geht es bei den Planungen für eine neue Rohrbacher Ortsmitte voran. Mit dem Ikek-Verfahren ist das Vorhaben angestoßen worden. "Jetzt muss aber endlich der nächste Schritt folgen", weiß der Bürgermeister. Der Zugang zu städtebaulichen Fördermitteln wurde zwar geschaffen. Um aber auch konkret Maßnahmen angehen zu können, soll im Laufe des nächsten halben Jahres zunächst eine Sanierungssatzung für die Ortsmitte verabschiedet werden. "Die gibt der Gemeinde gewisse Instrumente in die Hand, damit wir hier vorwärts kommen können", sagt Keck. Und das sei wichtig, weil auch die Rathaussanierung in die Ortsmittenplanung einfließe - und diese nicht ewig hinausgeschoben werden könne.

Erschwert wird das Vorhaben durch die Tatsache, dass sich die meisten Gebäude und Flächen im Ortskern in den Händen von Privatpersonen befinden - und das gelte für den gesamten Bereich rund ums Rathaus und den Alten Wirt, das Schloss und bis hoch zur Schule. "Zum einen müssen wir die Anrainer davon überzeugen, dass sie bei den Plänen mitmachen", sagt Keck - und zum anderen müsse man alle Bürger mitnehmen und ihnen erklären, weshalb hier einige wenige Privatleute mit Steuergeldern unterstützt werden. "Es muss also ein Mehrwert für alle dabei herauskommen", sagt Keck, der als Zeitspanne bis zur Umsetzung von mindestens 15 Jahren spricht.

PK

Patrick Ermert