Scheyern
Der Papst lässt herzlich grüßen

Apostolischer Nuntius Zelebrant des Wallfahrtsgottesdienstes beim Kreuzfest in Scheyern

05.05.2019 | Stand 25.10.2023, 10:32 Uhr
Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovi, erteilte beim Kreuzfest in Scheyern den ersten Wettersegen in diesem Jahr. −Foto: Herchenbach

Scheyern (PK) Das Papst kam nicht persönlich, aber für ihn überbrachte sein oberster Repräsentant in Deutschland herzliche Grüße: Vor dem Hintergrund des 900-Jahr-Feier war es den Benediktinern gelungen, den Nuntius Erzbischof Nikola Eterovi? zum Kreuzfest als Zelebrant des Wallfahrtsgottesdienstes nach Scheyern einzuladen.

Schon eine gute halbe Stunde vor Beginn wurden in der Basilika die Sitzplätze knapp: Aus fast 20 Gemeinden über die Landkreisgrenzen hinweg hatten sich Wallfahrer auf den Weg nach Scheyern gemacht. Den kürzesten Weg hatte eine Gruppe aus Niederscheyern, den weitesten Pilger aus Aichach. Um 4 Uhr, erklärte Pilger Josef Lamprecht, 56, der einen schweren Rucksack auf dem Rücken trug, um für alle Wetterunbilden gerüstet zu sein, sei die Gruppe losgegangen. 30 Kilometer mussten bewältigt werden. Die größte Gruppe kam aus Jetzendorf, 61 Wallfahrer nahmen den Weg unter die Füße - und das trotz sibirischer Kälte, wie Abt Markus Eller anerkennend feststellte.

Die Hoffnung, dass der Nuntius eine wenig Sonnenschein aus seiner Heimat Kroatien oder zumindest aus Rom mitbringt, hatte sich nicht erfüllt, wohl auch deshalb, weil der Erzbischof in Berlin residiert. Im September 2013 war er von Papst Franziskus zum Apostolischen Nuntius in Deutschland ernannt worden. Der 68-jährige, der Doyen des Diplomatischen Corps ist, beherrscht acht Sprachen, sein Deutsch ist fast akzentfrei.

Offensichtlich musste Abt Markus Eller nicht lange um Eterovis Besuch bitten. Er habe gleich zugesagt. Was vermutlich auch daran liegt, dass die Benediktiner im Vatikan ziemlich präsent sind: Sie unterhalten das Päpstliche Athenaeum Sant'Anselmo, eine internationale Hochschule. Neun Päpste hat der älteste Christliche Orden hervorgebracht, 16 Päpste haben den Namen des Ordensvaters Benedikt angenommen, zuletzt Josef Ratzinger. Der emeritiere Benedikt XVI. besuchte gern das Kloster. 1977 kam er zum erstenmal zum Fest der Kreuzerhöhung im September nach Scheyern, viele weitere Besuche sollten folgen. Auch Papst Franziskus ist den Benediktinern und ihrer "exemplarischen Lebensweise" verbunden, sagte Eterovi? in seiner Ansprache: ein Leben, "das ganz Gott geweiht sei". Damit spannte er den Bogen zum Johannes-Evangelium. Nach der Auferstehung erschien Jesus den Jüngern und fragt Simon Petrus dreimal: "Liebst du mich mehr als diese?" Eine Forderung, die auch der Heilige Benedikt in seine Ordensregel aufgenommen hatte: Christus nichts vorzuziehen. Gott mehr als den Menschen gehorchen, so übersetzte diese Regel der Nuntius. Dieses christliche Zeugnis sei sehr aktuell, 4136 Christen seien im vergangenen Jahr wegen ihres Glaubens getötet worden, einer von neun Gläubigen werde bedroht oder unterdrückt - auch in demokratischen Staaten mit christlichen Wurzeln. Die Verfolgung nehme besorgniserregend zu, insbesondere in den sozialen Netzwerken würden Menschen, für die das Kreuz ein Symbol des Heils ist, verspottet.Einen Partikel dieses Kreuzes hütet das Kloster seit dem Jahr 1180. Das Kreuzfest geht zurück auf Kaiserin Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die auf dem Berg Golgotha im 4. Jahrhundert das Kreuz Christi entdeckt hatte. Im Anschluss an den Gottesdienst spendeten Abt Markus und Pater Benedikt mit dieser Reliquie den Gläubigen den Vollkommenen Ablass. Zuvor hatte der Nuntius den ersten Wettersegen in diesem Jahr erteilt. "Wir können das Wetter nicht machen", räumte der Abt ein, "aber wir können die Witterung in unseren Beziehungen beeinflussen." Er wünschte der Gottesdienst-Gemeinde, diesen Segen mit hinaus in ihr Leben und in ihr Umfeld zu tragen.

Derart hochgestimmt wird das für die Besucher ein Leichtes sein: Der Basilika-Chor und das Bläserquartett Quattro Staggioni hatten den Gottesdienst musikalisch festlich umrahmt mit einer Messe von Wolfram Menschick. Der inzwischen verstorbene Eichstätter Domkapellmeister, Domorganist, Diözesankirchenmusikdirektor und Dozent für liturgisches Orgelspiel in München hatte Papst Benedikt, dem er freundschaftlich verbunden war, seine "Missa pro Papa" gewidmet. Der oberste vatikanische Repräsentant durfte sich jetzt mit der ganzen Gemeinde an der Missa antiqua erfreuen.

Albert Herchenbach