Pfaffenhofen
Den Blick auf die Kinder lenken

Bei Trennungen und Scheidungen hilft das Jugendamt den Eltern, möglichst gute Lösungen zu finden

03.07.2020 | Stand 02.12.2020, 11:03 Uhr
Sozialpädagogen und Mediatoren: Für den Fachdienst Trennung und Scheidung sind am Landratsamt Katharina Brandt (von links), Udo Gruber, Eva Schröder und Helma Schober im Einsatz. −Foto: Landratsamt

Pfaffenhofen - Ich möchte gleich viel Zeit bei Mama und Papa sein.

Am liebsten wäre es mir, wenn Mama und Papa wieder gemeinsam wohnen. Mama und Papa sollen nicht mehr streiten. "Diese Sätze hören wir oft", berichtet Eva Schröder vom Fachdienst Trennung und Scheidung im Sachgebiet Familie, Jugend, Bildung des Landratsamtes Pfaffenhofen, "wenn im Rahmen einer Elternberatung auch ein Gespräch mit den Kindern stattfindet. " Und ihre Kollegin Katharina Brandt ergänzt: "Dadurch zeigen sich deutlich die Bedürfnisse von Kindern nach Harmonie und einer intensiven Bindung zu beiden Elternteilen. "

Die Vorstellung, dass Mama und Papa wieder gemeinsam wohnen, bleibt zwar meistens ein unerfüllter Wunsch, wie es in der Mitteilung des Landratsamts heißt. Dennoch können andere Vorstellungen und Bedürfnisse der Kinder - trotz Trennung der Eltern - aktiv durch eine gemeinsame Elternschaft gut gestaltet werden.

Dass die Bedürfnisse der Kinder bei sehr emotionalen und konflikthaften Trennungen in den Hintergrund geraten und die Kinder teilweise sogar Streitgegenstand werden, erlebt der Fachdienst im Arbeitsalltag des Öfteren. Dann werden ganze Listen voller Fehler des anderen Elternteils abgegeben, die sich häufig sogar seit Jahren angesammelt haben. Meistens geht es um verletzte Gefühle, die dann in Wut, Verzweiflung und im Einzelfall sogar mal in Rache umschlagen können. Die Sichtweisen der Eltern sind oft so unterschiedlich, dass nicht zu erkennen ist, dass von den gleichen Situationen gesprochen wird. "Jeder Elternteil hat hier seine ganz eigene subjektive Wahrnehmung der Situation - und wir versuchen dann, den Blick der Eltern wieder auf die Kinder zu lenken", erklärt Udo Gruber.

Für die gesamte Familie bedeutet eine Trennung in der Regel eine Ausnahmesituation, die sehr belastend sein kann. Auch für die Kinder ist es eine Zeit der Umstrukturierung, der Unsicherheit und der Neuorientierung. Den Eltern fällt es in dieser Phase oft schwer, gemeinsame Lösungen für ihre Kinder zu finden. An dieser Stelle richtet sich das Beratungsangebot des Fachdienstes Trennung und Scheidung (genannt TuSch) an die Eltern. Seit Mai 2017 kann sich der Fachdienst auf diese besondere Thematik fokussieren - und so Eltern in dieser schwierigen Situation beraten. Die Hauptanliegen der Fachkräfte: Eltern unterstützen, Lösungen für die Kinder finden und vereinbaren, welches Wohnmodell passend für die Kinder ist - und wie die Besuchskontakte zum anderen Elternteil geregelt werden. "Unser Ziel ist es", so Helma Schober, "dass durch unsere Beratung und Vermittlung die Eltern eine selbstbestimmte, tragfähige und nachhaltige Lösung erarbeiten können. " So werde versucht, die Bedürfnisse der Eltern für den jeweils anderen Elternteil hörbar zu machen und die Interessen herauszuarbeiten. Weiterhin ist die zukünftige Ausübung des oft bestehenden, gemeinsamen Sorgerechts ein gewichtiges Thema der Beratungen.

Ein Beratungsprozess kann verschiedene Bausteine beinhalten. Die Beratung findet in Form von gemeinsamen Elterngespräche oder auch Einzelgesprächen statt. Ergänzend ist oft auch ein Gespräch mit dem Kind sehr aufschlussreich. Wenn die Sichtweise des Kindes anschließend an die Eltern herangetragen wird, können durchaus Ansichten verändert und gegebenenfalls bessere Einigungen erzielt werden. Der Auftrag der Fachkräfte im Prozess der Vermittlung ist es, die Eltern bei einer gemeinsamen Lösungsfindung zu unterstützen und dabei immer wieder den Blick auf die Bedürfnisse des Kindes zu richten sowie die Elternebene von den Paarkonflikten zu trennen.

Wenn sich die Eltern trotz Beratung nicht einigen können, nimmt der Fachdienst an den familiengerichtlichen Verfahren teil, um das Gericht und die Eltern bei der Erarbeitung einer einvernehmlichen Lösung zu unterstützen. Sollte auch beim Familiengericht keine einvernehmliche Lösung erzielt werden können, gibt der Fachdienst eine Einschätzung der Situation ab, um den Richter bei seiner Entscheidung zu unterstützen.

PK