Wolnzach
Das Dach ist dicht

Zeit der Wassereinbrüche ist zu Ende: Arbeiten am Hopfenmuseum sind seit wenigen Tagen abgeschlossen

27.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:17 Uhr
Alles ganz neu: Das Folienflachdach des erst 2005 eröffneten Gebäudes ist jetzt durch eine bekieste Edelstahlkonstruktion ersetzt. −Foto: Trouboukis

Wolnzach - Die Eimer und Wannen sind im Lager verschwunden, die Hotline zur Feuerwehr Wolnzach ruht, denn: Es tropft nicht mehr, rinnt nicht mehr, das neue Dach des Hopfenmuseums ist dicht. "Wir sind sehr froh", sagt Museumsleiter Christoph Pinzl, der zusammen mit seinem Team die Auswirkungen des massiven Dachschadens am 2005 eröffneten Gebäude jahrelang hautnah miterlebte. Rund 660000 Euro waren für das neue Dach veranschlagt, die Arbeiten sind gerade zu Ende gegangen.

 

Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig hat es hereingeregnet. So sehr, dass die Mitarbeiterinnen des Museums nicht selten selbst an Sonn- und Feiertagen anrückten, um bei Starkregen die überall aufgestellten Wannen auszuleeren. "Das war wirklich schlimm", beschreibt der Museumsleiter das, was der begeisterte Besucher ob der Fülle an Darstellungen und Information im luftigen und einem Hopfengarten nachempfundenen Museum im Herzen Wolnzachs gar nicht bemerkte. "Gottseidank nicht", sagt Pinzl.

Jahrelang ging das so, warum das Flachdach so schnell undicht wurde und das Wasser rann und tropfte - das kann heute niemand mehr so genau sagen. Auch beim Zweckverband Hopfenmuseum - bestehend aus dem Bezirk Oberbayern, dem Landkreis Pfaffenhofen, dem Markt Wolnzach und dem Museumsverein - hat man sich diese Frage immer wieder gestellt, hat Fachleute befragt. Immerhin hat der Bau rund 2,7 Millionen Euro gekostet. Nachdem aber punktuelle Sanierungsversuche nicht fruchteten, und sich das Wasser immer neue Wege suchte, wurde letztendlich durch eine Sachverständigenanalyse im Herbst 2017 das zur Gewissheit, was man jahrelang schon befürchtet hatte: Kollateralschaden, Dach total kaputt, alles neu zu machen.

Aus mehreren Varianten entschied sich der Zweckverband schließlich für das, was vor wenigen Tagen nun zum Abschluss gebracht wurde. Udo Talke, der die Bauarbeiten als Architekt vor Ort betreute, beschreibt das so: "Das neue Dach besteht aus rollnahtgeschweißten Edelstahlbahnen." Eine langlebige Lösung, meint der Fachmann. Zur Wahl war im Zweckverband auch eine Folienlösung - wie bisher - gestanden, die man allerdings wegen der geringen Lebensdauer, der schlechten Ökobilanz und nicht zuletzt der in Wolnzach gemachten schlechten Erfahrungen gleich wieder verworfen hatte. Auch die Lösung "Foamglasdach", sei nicht in Frage gekommen - aus Kostengründen und laut Talke auch wegen der zu geringen Erfahrungswerte damit.

 

Also Edelstahl. In zwei Abschnitten stiegen die Facharbeiter dem Museum auf's Dach, wie Architekt Talke beschreibt: "Im ersten Abschnitt wurde der Vordachbereich in Angriff genommen." Das war im September; fallen musste dabei auch der kleine Museums-Hopfengarten, der allerdings mittlerweile dank der liebevollen Fürsorge seiner ehrenamtlichen Pfleger längst wieder aufgebaut ist.

Bis Weihnachten war dieser Abschnitt abgeschlossen, dann begann das Warten. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wie wir den Museumsbetrieb am Laufen halten sollen, wenn das Dach teilweise auf ist, das Museum eingerüstet ist, und mit Staub und Lärm zu rechnen ist", sagt Museumsleiter Pinzl. Heute weiß er allerdings, dass er sich diese Sorgen umsonst gemacht hat, weil im März etwas eintrat, mit dem niemand gerechnet hatte: "Genau, als die Arbeiten am Hauptdach begannen, bekamen wir die Mitteilung, dass wir wegen Corona das Museum sowieso schließen müssen", so Pinzl. Das war am 17. März.

Weg mit der Folie. Wie schlimm es um das Museumsdach tatsächlich bestellt war, das erlebten die Fachleute - als Fachmann koordinierte Diplomingenieur Stefan Holz die Maßnahme in Wolnzach federführend - als die Baufirma mit der Entsorgung des alten Daches begann. Mit einer Art Riesenstaubsauber wurde der Kiesbelag abgesaugt und später wieder aufgeblasen. "Das war auch für uns eine ungewöhnliche Sache", so Talke. Und dann zeigte sich das ganze Schlamassel: Die Folie war total kaputt, darunter alles durchnässt. Dass auch die komplette Dämmung und die Dampfsperre zu erneuern waren, damit hatte man nicht gerechnet, das kommt auf die veranschlagten 660000 Euro noch obendrauf. Trotzdem spricht Architekt Talke noch von Glück, denn: "Das Holz darunter, die Tafeln und Schalungen, waren nicht betroffen." Wäre das der Fall gewesen, so wäre es noch viel teurer geworden.

 

Offenes Dach, nicht zu vermeidender Lärm, viel Staub und Schmutz. "Ein Museumsbetrieb wäre unter diesen Umständen kaum möglich gewesen", sagt Museumsleiter Christoph Pinzl heute - und schickt ein dickes Lob sozusagen nach oben: "Die Arbeiter haben wirklich Tolles geleistet", sagt er. Mit größter Vorsicht seien sie vorgegangen, im Museum hätte nichts Schaden genommen. Ganz anders als zuvor. Denn da hätte hereintropfender Regen auch einmal fast eine Originalzeichnung der Künstlerin Mariele Berngeher zerstört. Aber das ist eine andere Geschichte.

Seit wenigen Tagen ist nun das Hopfenmuseum wieder geöffnet, unter neuem Dach und mit vielen neuen Ideen wartet es auf Besucher. Dass die im Moment nicht im gewohnten Maß kommen, liegt nicht an laufenden Bauarbeiten, sondern an Corona. Die Pandemie wirkt sich auch massiv auf den Museumsbetrieb aus: Stornierungen, keine Buchungen, keine Veranstaltungen, stattdessen viele Fragezeichen. Ob im Herbst vielleicht wieder mit per Bus anreisenden Gruppen zu rechnen ist? Christoph Pinzl weiß es nicht, fühlt mit den Unternehmen, mit denen das Museum seit Jahren zusammenarbeitet: "Ein Busunternehmer hat mir gesagt, dass er nicht weiß, ob es ihn im Herbst überhaupt noch geben wird." Auch viele Künstler, die regelmäßig und gerne im Hopfenmuseum aufgetreten sind, wissen nicht, wie es mit ihnen weitergehen soll.

Auch für das Hopfenmuseum ist die Zeit der Unsicherheit noch keineswegs abgeschlossen: Jetzt, wo das Dach fertig ist, steht die Brandschutzertüchtigung mit Brandschutztüren, einer Außentreppe, Lüftungs- und Klimakanälen und einer Erweiterung der Brandmeldeanlage an. Nach Auskunft des Marktes Wolnzach soll es im Sommer losgehen.