Pfaffenhofen
Mehrere Polizisten verletzt

Zugekifft und volltrunken rastete ein 22-Jähriger auf dem Hauptplatz aus - Prozess wird fortgesetzt

21.01.2019 | Stand 25.10.2023, 10:29 Uhr
Zugekifft und volltrunken rastete ein 22-Jähriger auf dem Hauptplatz aus. Jetzt wird gegen ihn verhandelt. −Foto: dpa/Uwe Anspach

Pfaffenhofen (PK) Fünf verletzte Polizeibeamte und schwere Beleidigungen: Bei einer Routinekontrolle im Juli kurz nach Mitternacht auf dem Hauptplatz ist ein 22-Jähriger völlig ausgerastet. Er schlug um sich, trat auf die Beamten ein und ließ sich auch nicht bremsen, als Verstärkung eintraf. Jetzt musste er sich vor dem Amtsgericht verantworten.

So wie Dennis P. (Name geändert) da auf der Anklagebank sitzt, traut man ihm einen derartigen Gewaltausbruch kaum zu: Schmal, das Gegenteil von einem Muskelprotz, schaut er betroffen und hilflos zu Amtsrichter Michael Herbert. Nein, er wisse nicht, was in jener Nacht passiert sei. "Mittlerweile habe ich ein paar Erinnerungen, aber ich weiß nicht, ob ich jemanden verletzt habe."

Der Richter hilft ihm auf die Sprünge: Er zeigt ihm aus der Akte die Fotos von den verletzten Beamten: Schürf-, Platz-, Schnittwunden und Hämatome. Dennis P. mustert die Bilder, schaut entsetzt zur Decke und schlägt die Hände vors Gesicht. "Ich weiß, dass ich Scheiß gebaut habe", sagt er. "Aber ich versuche, mein Leben wieder aufzubauen und mich in die Gesellschaft zu integrieren." Er wolle gegen seine Drogen- und Alkoholsucht angehen und habe sich für ein Anti-Aggressionstraining angemeldet. "Mehr kann ich dazu nicht sagen."

Dennis P. hat es schon vor Jahren aus der Bahn geworfen. Dreimal ist er vorbestraft: Diebstahl, Drogenbesitz, Körperverletzung. Zuerst hat ihn sein Arbeitgeber rausgeworfen, dann hat ihn die Mutter, bei der er zuletzt wohnte, vor die Tür gesetzt und in jener Nacht auch die Freundin. Den Tag über, erinnert sich der 22-Jährige, habe er einen Kasten Bier getrunken und eine Flasche Schnaps vernichtet. Nichts Ungewöhnliches für ihn. Zugekifft und mit mehr als zwei Promille ist er in der Nacht zum Samstag über den Hauptplatz gestolpert, als er einer Polizeistreife auffiel - mit bekannten Folgen.

Ob er sich bei den Polizisten entschuldigt habe, fragt ihn der Richter. "Ich weiß doch nicht bei wem", sagt Dennis P. Jetzt hat er die Chance. Das Gericht hat einen der Polizisten geladen, dem es gelungen war, den Randalierer trotz heftiger Gegenwehr in die Ausnüchterungszelle zu bugsieren. Der Beamte deutet auf die Innenseite seines rechten Oberschenkels. Dort habe ihn ein Tritt getroffen, was zu Hüftbeschwerden geführt habe. Hat der Angeklagte wild um sich getreten oder ganz gezielt agiert, will der Amtsrichter wissen. "Das war gezielt", erwidert der Polizist. "Erkennen Sie den Zeugen wieder?", fragt Herbert. "Ich habe kein Gesicht vor Augen", sagt Dennis P., steht auf und drückt dem Polizisten die Hand: "Entschuldigen Sie bitte."

Das ist ehrenhaft, nutzt ihm aber wenig. "Ihre Erinnerungen reichen mir nicht", sagt der Richter. Er will an einem Folgetermin weitere Zeugen - die beteiligten Polizisten - vorladen, ehe er zu einem Urteil kommt. In das soll dann auch die Strafe einfließen für einen Gewaltausbruch in einer Pfaffenhofener Tankstelle. Dort hatte Dennis P. einen Kunden bespuckt und getreten. "Nachdemd er mich zuerst genauso angegangen ist. Das kann man ganz deutlich auf der Video-Aufzeichnung der Tankstelle erkennen", erklärt er dem Richter. Warum er denn damals keinen Einspruch gegen den Strafbefehl über 2400 Euro eingelegt habe? "Weil der Brief an die Adresse meiner Mutter gegangen ist", sagt Dennis P. Aber die hatte ihn ja vor die Tür gesetzt und offenbar keine große Lust, ihm die Post hinterherzutragen.

Albert Herchenbach