Scheyern
Filetstück in Scheyerns Ortsmitte

Das Aus des Altenheim-Standorts im Sommer wirft auch städtebauliche Fragen auf

17.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:39 Uhr
Vor ungewisser Zukunft: Der Altbau des Seniorenheims St. Joachim und Anna in Scheyern. −Foto: Straßer

Scheyern (PK) Das Caritas-Altenheim St. Joachim und Anna in Scheyern wird zum 1. März von der Hohenwarter Novita Gmbh übernommen. Im Sommer soll der Standort nach Pfaffenhofen verlagert werden. Zurückbleiben wird dann wohl ein Leerstand mitten im Ortskern - wobei das Areal mit seinen fast 4900 Quadratmetern Fläche interessante städtebauliche Möglichkeiten bietet.

Für Scheyerns Bürgermeister Manfred Sterz (FW) kommt die Entscheidung der Caritas, das Altenheim aufzugeben, nicht überraschend: "Das hat sich über die Jahre hinweg abgezeichnet", sagt er. Vertreter des Diözesan-Caritasverbandes hätten schon mehrfach anklingen lassen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht auf Dauer möglich sei. Schließlich handle es sich um ein ehemaliges Wohnheim von Ordensschwestern, das zum Pflegeheim umfunktioniert wurde, aber baulich nicht auf diesen Zweck ausgerichtet war. Wie Sterz weiter berichtet, hatte es Ende der 1990er Jahre sogar noch Erweiterungspläne gegeben. Die Caritas habe der Kommune damals das angrenzende Grundstück der ehemaligen Mädchenschule abgekauft. Doch die Pläne wurden nie umgesetzt. Und nun der Rückzug der Caritas aus Scheyern. "Das ist für die Gemeinde der schmerzliche Verlust eines liebenswerten, familiär geführten Hauses", bedauert Sterz. "Aber zumindest herrscht nun Klarheit nach dem Schwebezustand, in dem niemand wusste, wie lange es noch weitergeht."

Dabei scheint es nach der am Montag angekündigten Verlagerung des Altenheimbetriebs ins Pfaffenhofener Ecoquartier völlig offen zu sein, wie es mit dem Altenheim-Areal an der Schulstraße in der Scheyerer Ortsmitte genau weitergeht. Fest steht, dass Novita nur den Betrieb und die Trägerschaft des Altenheims übernimmt. Das Gebäude selbst und die Grundstücke gehören nach wie vor dem Diözesan-Caritasverband München-Freising. Und der hält sich bedeckt: "Ob wir verkaufen oder Gebäude und Grundstück anders verwenden, ist noch nicht entschieden", sagt Caritas-Pressesprecherin Bettina Bäumlisberger.

Gleichwohl gibt es Gerüchte zu Verkaufsabsichten. Schließlich handelt es sich bei den Grundstücken in der Nachbarschaft der ehemaligen Waldbauernschule um ein städtebauliches Filetstück beispielsweise für Wohnbauprojekte. Von der laufenden Überplanung des Scheyrer Ortskerns ganz abgesehen.

In der Entwurfsfassung des Bebauungsplans für den Ortskern, der derzeit überarbeitet wird, ist das Areal nach wie vor als Sondergebiet sozialen Zwecken beziehungsweise der Schulnutzung vorbehalten. Ob die Altenheim-Flächen im Zuge des laufenden Verfahrens noch mitüberplant werden können oder ob eine separate Bauleitplanung erforderlich wird, ist offen. Denn eigentlich soll der neue Bebauungsplan für den Ortskerns möglichst noch heuer in Kraft treten.

"Wir müssen die Möglichkeiten einer künftigen Bebauung ausloten und besprechen", stellt der Bürgermeister klar. Es handle sich schließlich um Grundstücke in der unmittelbaren Ortsmitte. "Da sind wir bestrebt, keinen Leerstand zu generieren, sondern wollen eine sinnvolle Nutzung erreichen, auch wenn es zum Beispiel Wohnungsnutzung ist." Laut Sterz ist ein Verkauf des Areals durchaus im Gespräch.

Kommt es dazu, wäre auch ein Erwerb durch die Gemeinde nicht ausgeschlossen, wie der Bürgermeister nach Gesprächen mit den Eigentümern andeutet. Das ist allerdings noch Spekulation, solange der Scheyrer Gemeinderat als zuständiges Gremium eine solche Option nicht diskutiert hat. Wobei es in dem Gremium in der Sache noch einigen Gesprächsbedarf geben dürfte. Schließlich hatte man bei der Planung des neuen Rathauses auf eine Toilette für Alle mit Verweis aufs benachbarte Altenheim verzichtet. Und auch bei der Entscheidung für eine Gastronomie-Nutzung im Erdgeschoss des geplanten Neubaus dürften die vier Dutzend Senioren von nebenan eine Rolle gespielt haben...

Michael Kraus