Pfaffenhofen
Retten und Löschen in Coronazeiten

Wie die Freiwilligen Feuerwehren ihre Einsatzfähigkeit in der Krise sicherstellen

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
Weiter voll einsatzfähig: Reichertshausens Feuerwehrkommandant Josef Haun (von links), Veronika Ernstberger, Jugendwartin und im Ernstfall Atemschutz-Geräteträgerin sowie Kreisbrandrat Armin Wiesbeck. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Pfaffenhofen bleiben trotz Corona-Krise weiter einsatzfähig und schlagkräftig, sagt Kreisbrandrat Armin Wiesbeck.

 

Um das zu gewährleisten, leisten die Verantwortlichen allerdings hinter den Kulissen jede Menge Extraarbeit.

Die Corona-Krise stellt die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen. Die Einsatzkräfte können nämlich keine Abstände einhalten, wenn sie Erste Hilfe leisten oder Menschen aus einer lebensgefährlichen Situation befreien müssen nach dem Motto "Retten, Löschen, Bergen, Schützen". Deshalb sind entsprechende Maßnahmen angesagt, über deren Art und Möglichkeiten sich die Kreisbrandinspektion erst einmal kundig machen musste, beschreibt Kreisbrandrat Armin Wiesbeck die aktuelle Situation.

Denn es gibt eine Reihe von Informationen aus dem Innenministerium, seitens der Regierung von Oberbayern bis hin zum Landesfeuerwehrverband und natürlich die "Feuerwehrdienstvorschrift 500". Bis auf weiteres zurückgestellt werden vorerst bis Ende Mai alle landkreisbezogenen Fortbildungsmaßnahmen. Drei Schreiben mit themenbezogenen Updates hat Wiesbeck bereits an die Feuerwehren herausgegeben, darüber hinaus stehen ständig aktualisierte Informationen auf deren Homepage unter www. kbi-paf. de bereit, darunter die Mitteilungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) bezüglich Erreger, Hygienemaßnahmen, Schutzhandschuhe, Schutzkleidung oder Schutzmasken. Auch über die Behandlung potenziell infizierter Wäsche wird informiert. Speziell auf die Freiwilligen abgestimmt sind außerdem die Informationen der KUVB (Kommunale Unfallversicherung Bayern) wie beispielsweise für die Träger von Atemschutzgeräten. Hinzu kommt die Nutzung der feuerwehrinternen sozialen Medien inklusive Datenbank, so Wiesbeck.

Eine derartige Fülle von Informationen, die auf die Floriansjünger einprasseln, "muss natürlich gefiltert werden, das bedeutet die Weitergabe von so wenigen Informationen wie möglich und von so vielen wie notwendig, das ist schon ein Kunststück an sich". Aber letztlich werden alle wichtigen Informationen und Neuigkeiten an alle Kommandanten und deren Stellvertreter weitergeleitet, die ihrerseits ihr Personal informieren.

Unter Corona-Aspekten können aber die Fahrzeuge der Feuerwehr nicht in voller Besetzung zum Einsatzort fahren, anstelle der normalen Gruppenbesatzung mit neun Personen nehmen nur sechs Feuerwehrleute Platz, um Abstände zu schaffen. Trotzdem ist genügend Personal am Ort des Geschehens, denn dann sind mehr Fahrzeuge unterwegs als in normalen Zeiten.

An manchen Einsatzorten aber schlägt die Stunde der sogenannten "First Responder" (FRP). Das sind besonders ausgebildete Mitglieder der Feuerwehren, sie werden nach einem Anruf unter der Nummer 112 von der Rettungsleitstelle Ingolstadt alarmiert. Ziel der FRP ist es, das sogenannte therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des öffentlichen Rettungsdienstes per Erster Hilfe zu verkürzen. Das betrifft auch plötzliche Krankheitsfälle im privaten Zuhause oder Unfälle am Arbeitsplatz, bei denen die First Responder die Lage sondieren, erste Maßnahmen ergreifen und Rückmeldungen an die Leitstelle geben. Immer aber droht das Coronavirus im Hintergrund, da sind Schutzhandschuhe vorgeschrieben wie bei anderen Infektionsgefahren auch. Besteht Verdacht auf eine Covid19-Infektion, ist eine Vollausstattung wie Nase-Mundschutz per FFP2-Maske, Augenschutz, Handschuhe und ein Schutzanzug obligatorisch, dann steht Hilfsmaßnahmen nichts im Wege.

Es sind überwiegend junge Frauen und Männer, die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Deren Gefühlslage ist unter diesen besonderen Umständen unterschiedlich, so Wiesbeck. "Die einen nehmen das gelassen und vertrauen auf ihre Schutzmaßnahmen, vereinzelt aber gibt es schon ängstlichere Naturen, wie in anderen Bereichen auch. " Die Frage, ob die Feuerwehren auch weiterhin ihren Dienst mit der gewohnten Intensität und Zuverlässigkeit ausüben, bejaht Wiesbeck klar: "Ein jeder kann sich darauf verlassen, dass die Feuerwehr kommt, wenn sie gerufen wird - unabhängig von der Art des Notfalls. In unserem Umfeld haben wir bisher auch keinen Coronainfizierten zu verzeichnen. " Natürlich habe man sich Szenarien überlegt, um in solchen Fällen zu reagieren. So bleiben die Gruppen immer gleich besetzt. Sollte ein Infektionsfall auftreten, geht die ganze Gruppe in Quarantäne und eine andere rückt aus. "So bleiben die Feuerwehren im ganzen Landkreis einsatzfähig und schlagkräftig", sagt der Kreisbrandrat.

PK