Pfaffenhofen
Mit drei Bällen gegen die Corona-Depression

"Das kann jeder": Reichertshausener bietet per Telefon und WhatsApp-Video kostenlosen Jonglierkurs an

10.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Corona-Anti-Depressions-Angebot: Helmut Hellmich bringt Interessenten per Telefon und WhatsApp-Video das Jonglieren bei. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Seit drei Wochen Corona-Auszeit: Der Keller ist inzwischen aufgeräumt, der Garten fürs Frühjahr fit gemacht worden; was gibt's noch zu tun, wenn auch das Homeoffice nach getaner Arbeit schließt?

Helmut Hellmich hat da eine Idee, die er "mein Corona-Anti-Depressions-Angebot" (CADA) nennt: "Ich bringe Ihnen Jonglieren bei - per Telefon und WhatsApp-Video. Und das kostenlos. "

Die Frage muss erlaubt sein: Warum um alles in der Welt sollte man ausgerechnet jonglieren lernen, ein offensichtlich sinnbefreiter Zeitvertreib? Was soll so prickelnd daran sein, anfangs permanent drei Bällen nachzulaufen, weil sie partout nicht in den ausgestreckten Händen landen wollen? Die Frage bringt Hellmich in keiner Weise in Verlegenheit: "Weil", sagt er, "dieser Sport den Kopf trainiert, nämlich die Kommunikation zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte, weil es eine gute Auge-Hand-Koordinationsübung ist, weil es die Reaktionsfähigkeit fördert, und dem Rücken tut es allemal gut. " Ideal also für Menschen ab 50, "meine Corona-Zielgruppe", sagt der Coach.

Hellmich, 63, ist ein Multitalent. Der Software-Entwickler im Vorruhestand ist unter anderem ein begnadeter Krippenbauer. Unsere Zeitung hatte ihn mit seinem Hobby kurz vor Weihnachten vorgestellt. Außerdem zaubert er und hat sich als Clown ausbilden lassen. Seine Leidenschaft fürs Jonglieren ist seiner Migräne zuzuschreiben, ihm waren als Therapie Koordinationsübungen mit den Händen empfohlen worden. Das ist jetzt 30 Jahre her. Inzwischen hat der Reichertshausener sein Hobby in unzähligen Workshops und bei internationalen Treffen mit Top-Artisten perfektioniert, er ist vor 4000 Zuschauern mit fünf anderen Künstlern in der Münchner Rudi-Sedlmeier-Halle aufgetreten und hat sein Können sogar in den USA und in Mexiko präsentiert. 2002 hat er beim TSV Reichertshausen eine Jongliergruppe gegründet und ist seither Übungsleiter. "Hunderten Menschen", sagt Hellmich, "habe ich das Jonglieren beigebracht. Jeder kann das lernen, niemand ist zu dumm dazu oder zu ungeschickt. " Die einzige Voraussetzung, die man mitbringen muss: Geduld. Und das, so Hellmich, ist ein weiterer Vorteil, den dieser Sport mit sich bringt: Die Frustrationsschwelle wird höher, parallel dazu steigt aber auch das Glücksgefühl, wenn die Bälle so laufen, wie sie sollen. Apropos Bälle: Wer keine im Haus hat und sie derzeit auch nicht kaufen kann, dem rät Hellmich, sie selbst herzustellen: Man schneidet aus einer Klarsichtfolie zwei Quadrate von 20 Zentimetern Seitenlänge, füllt auf eines dieser Quadrate 80 Gramm Reis, wickelt ihn in die Folie, legt die zweite Folie drum herum und stülpt dann einen Luftballon (Ballons gibt es unter anderem in den weiterhin geöffneten Drogerien) drüber, von dem man zuvor das Mundstück abgeschnitten hat. Fertig.

Natürlich, so Hellmich, kann man mit allen möglichen Dingen jonglieren, er selbst übt auch mit Keulen, vier kann er problemlos in der Luft halten. Wichtig für Anfänger: Die Wurfgegenstände müssen gleich schwer sein. Nur absolute Profis bewältigen unterschiedliche Gewichte. Hellmich erzählt von einem Artisten, der eine brennende Fackel, eine Bratpfanne und ein Ei durch die Luft wirbeln lässt, bis schließlich das Ei in der Pfanne landet und die Fackel es gart.

Das schafft natürlich kein Jongleur-Azubi. Der lernt erst einmal, die Oberarme nah am Körper zu halten, die Unterarme im 90-Grad-Winkel vorzustrecken und dann zuerst mit einer Hand einen Ball im Bogen in die andere zu werfen, um schließlich mit zwei Bällen eine liegende 8 zu werfen, bis der dritte Ball ins Spiel kommt. All das kann man sich auch im Internet ansehen. "Da spricht nichts dagegen", sagt Hellmich, "aber das Video schaut dem Übenden nicht zu, antwortet nicht auf seine Fragen und korrigiert den künftigen Ball-Artisten auch nicht. "

Deshalb bietet er einen persönlichen und kostenlosen Jonglierkurs per Telefon oder WhatsApp-Video an. Wer Interesse hat, kann mit ihm über E-Mail (Helmut. Hellmich@t-online. de) einen Termin ausmachen. "Wir lernen uns kennen", erklärt Hellmich, "und ich führe Sie Schritt für Schritt an die drei Bälle heran. Was Sie mitbringen sollten ist Interesse, Mut und eine gewisse Frusttoleranz für den Anfang. " Aber ziemlich rasch werde sich Spaß und Freude einstellen, "versprochen! "

PK