Wolnzach
"Manches ist schon sehr vertrackt"

Hopfenmuseum sucht seinen Weg durch die Corona-Vorgaben - Weniger Gruppen, mehr Einzelbesucher

24.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:19 Uhr
Führungen im Hopfenmuseum - wie hier mit Gästeführerin Christine Kellermann - finden wieder statt, allerdings mit Mundschutz und in kleinen Gruppen und noch lange nicht in der Anzahl wie sonst um diese Jahreszeit. −Foto: Rebl

Wolnzach - "Es ist viel Tüftelei notwendig." So beschreibt Museumsleiter Christoph Pinzl, wie man sich im Deutschen Hopfenmuseum im Moment durch die Corona-Bestimmungen hangelt, um wieder Führungen, Bierseminare und Veranstaltungen anbieten zu können. Generell könne man feststellen, dass die Besucher langsam wieder kommen - wenn auch lange nicht so zahlreich wie vor Corona. Während man bei den Führungen weit von der sonst üblichen Zahl entfernt ist, stellt Pinzl aber eine Zunahme bei den Einzelbesuchern fest.

 

Zwar finden inzwischen wieder Führungen durch die Ausstellung - mit Mund- und Nasenschutz bei Besuchern und Gästeführern und mit maximal 15 Personen - statt, Busgruppen kommen laut Pinzl aber immer noch wenige. "Gerade eine unserer typischen Zielgruppen, die über 60-Jährigen, trauen sich nicht", so Pinzl. Der Schock und die Angst sitze offenbar bei vielen tief; auch neue Buchungen würden teilweise wieder storniert. Dass derzeit aber viele Einzelbesucher, darunter Familien mit Kindern, durchs Museum spazieren, freut ihn. "Ich habe das Gefühl, das sind fast mehr als früher." Man profitiere schon ein wenig davon, dass viele heuer auf Urlaub im Ausland verzichten und stattdessen Ziele in Deutschland suchen und das Naheliegende nutzen. "Da kann auch die Holledau ein bisschen was abschöpfen", hofft Pinzl. Die großen Massen seien es nicht, dennoch möchte er nicht nur klagen. Als Volkskundler und Museumsleiter freut er sich gerade über die Individualbesucher, weil sie die Ausstellung erfahrungsgemäß besonders intensiv studieren. "Sie nehmen sich meistens viel Zeit und sind sehr interessiert", so Pinzl.

Maskenpflicht, Abstandsregeln, Desinfizieren - wie fast überall gilt das auch im Museum. Corona hat auch insofern seine Spuren hinterlassen, dass bestimmte Ausstellungsstücke abgebaut wurden, die häufig angefasst, aber nicht oder nur schwer desinfiziert werden können - unter anderem das "Gerüstpuzzle". An diesem Miniatur-Hopfengarten aus vielen Drähten und kleinen Holzsäulen wird simuliert, wie ein Hopfengarten bei Sturm einstürzen kann. Besucher können ihn dann per Hand wieder aufbauen. "Wie soll man das desinfizieren?", erklärt Pinzl, warum man das Gerüstpuzzle herausgenommen hat.

Zusätzlich eine Herausforderung: Das Hopfenmuseum vereint mit Kultur, Tourismus und Gastronomie drei Bereiche, die sich - was die Corona-Auflagen betrifft - extrem schwierig und laut Pinzl teils sogar widersprüchlich gestalten. "Manches ist schon sehr vertrackt. Wir müssen unseren eigenen Weg finden. " Auch räumlich: So werden die Bierproben jetzt nicht mehr in der Ausstellung zwischen den alten Hopfenballen abgehalten, sondern unten im Veranstaltungsraum - wegen des Mindestabstands. Viele Termine, die während des Lockdowns ausfallen mussten, werden jetzt nachgeholt, so Pinzl, aber unter veränderten und oftmals erschwerten Bedingungen. Die meisten Angebote und Veranstaltungen seien ursprünglich ja ganz anders konzipiert und auch finanziell ausgelegt. Beispiel Biermenü: Da sich die Gäste ihr Essen jetzt nicht selbst am Buffet holen oder sich die Biere selbst einschenken dürfen, braucht Pinzl dafür nun Bedienungen.

Viel los ist vor allem unter der Woche im Veranstaltungsraum des Museums, der wegen seiner Größe gefragt ist - derzeit zwar weniger für die klassischen Tagungen, aber zum Beispiel für Veranstaltungen und Workshops der Gemeinde. Auch viele "Corona-Gestrandete", wie es Pinzl etwas salopp bezeichnet, finden im Veranstaltungsraum im Moment eine gute Ausweichmöglichkeit. So wird der Raum wegen seiner Größe unter anderem für Tanz- und Gymnastikkurse genutzt. "Wenn wir können, helfen wir da weiter", sagt Pinzl. In naher Zukunft will man es auch im Kulturbereich wieder probieren, wenn auch die Umstände schwierig sind: Am 24. Oktober plant die Gruppe "Na Ciotogi" ein Konzert mit irischer Musik im Hopfenmuseum.

WZ

Katrin Rebl