Geisenfeld
Heimunterricht: Schulleiter recht zufrieden

Bis zu 35 Gruppen: Realschule nimmt nach Ferien auch zwei Turnhallen für den Unterricht in Beschlag

03.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:13 Uhr
Da geht?s lang für die entsprechenden Klassen: Direktorin Sabine Billinger zeigt am Beispiel dieses Treppenaufgangs, wie an der Geisenfelder Realschule die corona-bedingten Laufwege zur Kontaktvermeidung beschildert sind. −Foto: Kohlhuber

Geisenfeld - "Homeschooling" - Seit Corona kennen auch Eltern ohne Englischkenntnisse dieses Schlagwort.

 

Doch wie läuft es damit in Geisenfeld? An den drei hiesigen Schulen zeigt man sich - nach gewissen Anlaufschwierigkeiten - recht zufrieden, wobei man im Volksschulbereich bei den digitalen Unterrichtsformen spürbar ausgebremst wird: durch den lahmen Internetanschluss.

"Am Anfang wurden wir alle überrumpelt, aber mittlerweile hat sich das mit dem Wechsel gut eingespielt", bilanziert Dietmar Weichinger als Leiter der Irlanda-Riedl-Schulen. An diesen war es in den vergangenen Wochen so geregelt, dass in den Jahrgangsstufen eins, fünf und acht die Klassen halbiert wurden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Im täglichen Wechsel kam immer eine Hälfte zur Schule, die andere blieb zu Hause und hatte hier eben "Homeschooling". Anders bei der vierten Jahrgangsstufe (deren Schülern ja der Schulübertritt bevorsteht) und der 9. Jahrgangsstufe (auf die ja die Abschlussprüfungen warten). Für diese Schüler erfolgt der Unterricht komplett an der Schule, wobei die neunte Klasse in zwei Gruppen halbiert wurde, während aus den vier vierten Klassen sechs Gruppen gebildet wurden.

Nach den Pfingstferien wird es in der Grund- und Mittelschule wieder voller. Dann kommen auch die Schüler der Jahrgangsstufen zwei, drei, sechs und sieben wieder dazu - die dann ebenfalls in Gruppen aufgeteilt und im Wechsel in der Schule und zu Hause ihren Lernstoff bearbeiten werden. Ein fester Teil der Schüler wird immer montags und mittwochs in der Schule sein, der andere Teil immer dienstags und donnerstags - wodurch man den Eltern Planungssicherheit geben will. "Freitags ist mal der eine, mal der andere Teil dran", erläutert Weichinger.

"Wir konnten zwischen einem wöchentlichen und einem täglichen Wechsel wählen", berichtet der Schulleiter, und man habe sich an der Geisenfelder Grund- und Mittelschule für Letzteres entschieden. "Weil wir der Meinung sind, dass wir die Schüler durch den regelmäßigeren Kontakt zu ihren Lehrern besser an die Hand nehmen können und einen intensiveren Zugriff auf sie haben. "

Wie das Homeschooling konkret gestaltet wird, ist weitgehend dem Lehrer selbst überlassen. Der eine setze mehr auf E-Mail und Telefon, der andere auf die Schul-Plattform Mebis. "Einige Lehrer machen mit ihren Schülern Video-Chats, andere nicht", berichtet Weichinger, wobei es natürlich auch eine Rolle spiele, wie technik-affin die jeweilige Lehrkraft ist.

Mittlerweile bekomme er "durchwegs positive Rückmeldungen", so der Schulleiter. "Unserer Lehrer haben sich in die neue Herausforderung so richtig reingekniet", weiß Weichinger, der aber auch klar macht, "dass der Nutzung digitaler Unterrichtsformen derzeit bei uns gewisse Grenzen gesetzt sind". Und zwar durch den langsamen Internet-Anschluss. Bei einer 16-MBit-Leitung sei es zum Beispiel kaum möglich, mit vielen Tablets gleichzeitig zu arbeiten. Aber, so Weichinger, "das Problem ist von der Stadt erkannt", und eine Verbesserung sei bereits in Arbeit, sagt der Schulleiter. Der damit das in Entstehung befindliche, gemeindeeigene Breitbandnetz meint.

An der Geisenfelder Realschule verfügt man bereits über ein schnelles Netz, das zum Beispiel ruckelfreie Videokonferenzen mit Schülergruppen ermöglicht. Dafür hat man hier andere corona-bedingten Herausforderungen zu meistern - etwa die Raumknappheit. So wurden auch an der Realschule alle Klassen halbiert, wobei sich die Klassenhälften hier im wöchentlichen Turnus mit dem Unterricht an der Schule abwechseln. Die jeweils andere Hälfte macht Homeschooling, wobei es auch hier den Lehrern freigestellt ist, wie sie dies bewerkstelligen. "Das Wichtigste ist der regelmäßige Kontakt und der häufig stattfindende Austausch zwischen Schülern und Lehrern", damit man eine gewisse Kontrolle habe und offene Fragen schnell klären könne, sagt die Schulleiterin Sabine Billinger. Auf welcher Ebene dieser Kontakt gehalten wird, sei dabei zweitrangig. "Die Kollegen arbeiten derzeit wirklich am Anschlag", weiß Billinger um die extrem hohe Belastung ihrer Lehrer, die neben dem normalen Unterricht parallel dazu ja auch noch das Material für das Homeschooling aufbereiten müssten.

Kein solches gibt es lediglich bei den Abschlussklassen. Diese sind zwar auch halbiert, die Schüler werden aber alle im Schulgebäude unterrichtet. Wegen der Abstandsregeln hat jede Klassenhälfte jedoch einen eigenen Raum. Dieser erhöhte Raumbedarf war bisher kein Problem, doch nach den Pfingstferien kommen auch wieder die Schüler der Jahrgangsstufen sieben und acht dazu, "und dann haben wir hier bis zu 35 verschiedene Gruppen im Unterricht". Die Folge: Als Unterrichtsräume werden dann - neben den Klassen-Containern - auch noch die alte Realschul-Turnhalle und zwei Drittel der Anton-Wolf-Halle herhalten müssen. "Die Förderschule hat uns dafür dankenswerterweise ihr Hallendrittel zur Verfügung gestellt", lässt Billinger wissen.

Am Förderzentrum hat man sich für seine halbierten Klassen ebenso wie die Realschule für einen wochenweisen Wechsel zwischen Unterricht an der Schule und Homeschooling entschieden. "Im großen und ganzen läuft es ganz passabel", bilanziert die Schulleiterin Sabine Grabmeir, verweist aber darauf, "dass sich andere Schulgattungen damit sicherlich leichter tun". Auch an der Förderschule kommen nach den Pfingstferien die bisher noch freigestellten Jahrgänge wieder hinzu, so dass sich die Zahl der täglich in der Schule betreuten Schüler von bisher 30 auf etwa 60 verdoppeln wird.

Natürlich wissen die drei Geisenfelder Schulleiter, dass das Homeschooling nicht nur für die Lehrer, sondern auch für viele Eltern eine große Zusatzbelastung darstellt. Ob dies mit dem Schuljahresende im Juli überstanden sein wird, bleibt freilich abzuwarten. Niemand kann im Augenblick gesichert vorhersagen, ob das virale Geschehen nicht auch noch im nächsten Schuljahr halbierte Klassen und damit teilweise Unterricht zu Hause notwendig machen wird.

GZ

 

Gerhard Kohlhuber