Wolnzach
"Einreisestopp nochmals überdenken"

Hopfenpflanzerverband schreibt Brief an Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesinnenminister Seehofer

01.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr

Wolnzach - Welche Konsequenzen das in der vergangenen Woche erlassene Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte hat, das hat Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes, bereits im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert (WZ vom 27. März).

In einem eindringlichen Brief wendet er sich zusammen mit dem Pflanzerverbandpräsidenten Adi Schapfl direkt an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

In dem unserer Redaktion vorliegenden Brief heißt es, dass neben der Hallertau, dem größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt, auch die Anbaugebiete Tettnang, Spalt und Elbe-Saale jährlich, im Frühjahr und zur Ernte, auf die Mithilfe ihrer langjährigen Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa angewiesen seien. Für die aktuellen Arbeiten - Drahteinstecken und im Boden verankern - liege der Bedarf bei etwa 5000 Arbeitskräften, wobei derzeit nur etwa ein Drittel aus Osteuropa angereist sei. Der restliche Bedarf werde über deutsche Aushilfen, gegenseitige Unterstützung der Betriebe, Verwandte, Bekannte und die angebotenen Jobbörsen gedeckt. "Dies funktioniert jedoch nur, weil die Arbeit über einen längeren Zeitraum erledigt werden kann", schreibt der Hopfenpflanzerverband.

Ganz anders sehe das jedoch bei dem etwa ab Mitte April fälligen Hopfenanleiten aus: "Eine Terminarbeit, die mit dem rund dreifachen Arbeitskräfteaufwand innerhalb von maximal drei Wochen erledigt sein muss. " Es sei zu befürchten, dass dies ohne die Unterstützung der bewährten Saisonkräfte nicht gelingen werde.

Zu den in einer Telekonferenz mit Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner angesprochenen hygienischen Fragen bezüglich eventuell erhöhter Infektionsrisiken im Zusammenhang mit der Einreise von Saisonarbeitskräften und deren Unterbringung auf den Betrieben stellt der Pflanzerverband klar: "Unsere Betriebsleiter und ihre Saisonarbeiter pflegen in der Regel langjährige familienähnliche Beziehungen. Es ist daher nahezu ausgeschlossen, dass bereits infizierte Saisonarbeiter einreisen, die praktisch den ganzen Betrieb lahmlegen könnten. " Selbstverständlich würde die Einhaltung aller möglichen Vorgaben beachtet, die Arbeitsabläufe fänden zudem ausschließlich unter freiem Himmel statt. Kontakte zu Dritten seien praktisch ausgeschlossen, weil die Saisonarbeiter die Betriebe während der Arbeitsspitzen nicht verlassen. Vergleiche man damit das tägliche Pendeln von Saisonarbeitskräften, die aus der Region anreisen müssten, ergäbe sich "ein wesentlich höheres Infektionsrisiko".

Das Schreiben endet mit einer eindringlichen Bitte des Hopfenpflanzerverbands an die beiden Minister, "den Einreisestopp für osteuropäische Saisonarbeiter und die daraus resultierenden existenzbedrohenden Konsequenzen für unsere deutschen Hopfenpflanzer nochmals zu überdenken".

WZ