Pfaffenhofen
"Bremsen dauert länger als Gas geben"

Kämmerer Rudi Koppold wird nach 15 Jahren vom Pfaffenhofener Stadtrat in den Ruhestand verabschiedet

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:17 Uhr
Letzter Auftritt im Stadtrat: Rudi Koppold wurde nach 14 Jahren als Stadtkämmerer am Donnerstag verabschiedet. −Foto: Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) "Sie hinterlassen mindestens menschlich eine Lücke!

" Mit herbem Charme hat Bürgermeister Thomas Herker (SPD) am Donnerstagabend im Stadtrat den langjährigen Kämmerer Rudi Koppold in den Ruhestand verabschiedet. "Das ist jetzt die gefühlt dritte Abschiedsfeier", meinte Herker. Sein Büro in der Stadtverwaltung hat Koppold nach 15 Jahren als Kämmerer bereits geräumt. Aber bis Ende des Monats ist er offiziell noch angestellt. Es war also eine besondere Situation, in der die Stadträte ihrem "Herrn der Finanzen" nochmals überschwänglichen Dank aussprechen konnten.

Bürgermeister Herker übernahm den Faktenteil. Der aus Schrobenhausen stammende Koppold habe 45 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet, davon die letzten 14 Jahre seit 2003 als Stadtkämmerer. Dieses Amt habe er in schwierigen Zeiten angetreten, als es um die Finanzen der Stadt nicht gut gestanden habe. Im Laufe dieser Zeit habe sich das Haushaltsvolumen verdoppelt. Und jetzt konnte sich Koppold mit einem Rekordhaushalt verabschieden, der angesichts explodierender Einnahmen seinesgleichen sucht. Neben dem Etat seien ihm das Freibad, das Sportgelände und der Forst immer als "Steckenpferde" wichtig gewesen, ergänzte der Bürgermeister. Und trotz der positiven Entwicklung sei Koppold stets ein "knausriger Kämmerer mit einer konservativen Seele - beides wohlgemerkt im positiven Sinn", so Herker, geblieben. "Sie haben stets den mahnenden Zeigefinger erhoben. Und daran werden wir uns auch immer erinnern. "

Koppold selbst dankte den Räten mit einem ganz persönlichen Rückblick. Er ging von links nach rechts durch die Reihen und erzählte kleine Anekdoten, die ihm zu aktuellen, aber auch ehemaligen Stadträten einfielen. "Danke, dass ich hier sein durfte", meinte er abschließend. Immer darauf hinzuweisen, dass auch wieder schlechtere Zeiten kommen könnten, sei wichtig für einen Kämmerer, meinte er. "Denn das Bremsen dauert länger als das Gas geben. " Und auch wenn es sich der Bürgermeister immer schön rechne: "Die Gartenschau hat zwölf Millionen Euro gekostet", sagte er. Aber nur um anzufügen: "Und das ist es auch wert gewesen! "

Bevor es Häppchen gab, folgten Wortes des Dankes aus den Fraktionen. Martin Rohrmann (CSU) rühmte die "bewahrende Grundhaltung" Koppolds, der angesichts seiner Frotzeleien "immer zu einem Lächeln bereit" gewesen sei. Peter Feßl (SPD) erzählte eine Geschichte. Er habe Koppold mal gefragt, ob die Räte draufkommen würden, wenn er etwas in seinem Haushalt verstecken möchte. "Ihr würdet nicht draufkommen", habe dieser entgegnet. Und angefügt: "Aber ich verstecke nichts. "

Eine Spardose als Abschiedsgeschenk ließ Peter Heinzlmair durch die Reihen gehen. Reinhard Haiplik (ÖDP) schätzte Koppold als Mann klarer Worte und beharrlichen Mahner. "Er ist immer skeptisch gegenüber dem Pathos und dem Überschwang", sagte Haiplik - wie man ihn kennt und bewusst mit Pathos und Überschwang in der Stimme. Aber es sei nicht zuletzt Koppolds Verdienst, dass Pfaffenhofen eine derart komfortable Situation habe. Roland Dörfler (Grüne) rühmte Koppolds treue Dienste - und Manfred "Mensch" Mayer (GfG) beendete die Lobreden, indem er Koppold mit seinem Bulldog in den Interkulturgarten einlud. "Wir werden die Tore extra weit öffnen. "

Patrick Ermert