Pfaffenhofen
Besondere Kammer hilft Patientin nach Impffolgen

Ein funkwellenfreier Strohhalm: Entwickler Josef Pöppel erhält Dutzende Anfragen

27.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:33 Uhr
Die zunehmende Menge an Funkwellen und ihre Auswirkungen aufs Gesundheitssystem des Menschen sind ein weites Feld, das schon lange Gegenstand einer Diskussion, aber keineswegs endgültig erforscht ist. Die Professor-Pöppel-Kammer ist komplett funkwellenfrei - und ruft faszinierende Reaktionen hervor. −Foto: Berg, dpa

Pfaffenhofen - Auf enorme Resonanz stößt der Bericht über die ständigen Schmerzen von Ulrike Donaubauer aus Gambach in Folge ihrer Coronaimpfung sowie die "Wunderheilung" in der funkwellenfreien Josef-Pöppel-Kammer (PK vom 23. August). Seit Anfang der Woche steht das Telefon der 58-Jährigen kaum noch still. Täglich melden sich bei ihr Betroffene, die ebenfalls unter unerklärlichen Dauerschmerzen leiden - und um einen Termin beim THI-Professor aus Fahlenbach zu erhalten, der Donaubauer helfen konnte.

"Ich höre ihnen zu, kann ihr Leid nachvollziehen - und versuche zu helfen", kommentiert Donaubauer diese für sie völlig neue Erfahrung. Die Gambacherin vermittelt den Anrufern gerne den Kontakt zu Josef Pöppel, der wie sie in der Gemeinde Rohrbach lebt. "Ich habe diese Schmerzen nur dreieinhalb Monate ertragen müssen - und wäre fast wahnsinnig geworden", berichtet sie. Vor diesem Hintergrund reagiert sie erschrocken auf so manche Erzählung der Anrufer, die teilweise seit Jahren unter schmerzhaften Problemen leiden, für die es teilweise keine medizinische Erklärung gibt. "Es waren Impfreaktionen dabei, aber auch viele Long-Covid-Patienten", berichtet Donaubauer. Aber viele Nervenkrankheiten würden auch in ganz andere Richtungen gehen, spricht sie über ihre Eindrücke. "Den Menschen muss geholfen werden", sagt sie. Und wenn ihr eigener Leidensweg, der sich durch den Besuch der Kabine womöglich in Luft aufgelöst hat, für etwas gut gewesen sei, dann wohl dafür: "Ich kann die monatelangen Schmerzen für mich viel besser akzeptieren und abhaken, wenn ich jetzt anderen Menschen einen Weg zeige und Hoffnung gebe."

Josef Pöppel hat schon damit gerechnet, dass sich nach dieser überraschenden Heilungsgeschichte vermutlich viele Menschen mit ähnlichen Beschwerden bei ihm melden werden. "Es ist die Hoffnung, die sie antreibt", sagt er: "Der Strohhalm, dass ihnen die Kammer ebenfalls Heilung von jahrelangen Beschwerden bringt." Sicher versprechen, räumt er ein, könne er nichts. Jeder Fall sei anders. Manchmal könne der funkwellenfreie Raum wahre Wunder bewirken. Ein anderes Mal bringe sein "neuraler Reset" hingegen wenig bis gar nichts. Weit über 100 Rückmeldungen sind in den vergangenen Tagen bei ihm eingegangen, die meisten per E-Mail. "Die große Not, die sich darin widerspiegelt, ist für Gesunde unvorstellbar", sagt er und geht davon aus, dass die Flut noch lange nicht zu Ende ist. "Teilweise war der Server der THI überlastet", berichtet er, weil zu viele Interessierte gleichzeitig auf seine Homepage-Seiten zugegriffen hätten.

Seit 15 Jahren arbeitet er an seinem Tinnitusprojekt. "Nebenher zu meiner eigentlichen Arbeit", sagt er. "Das ist pure Freizeit." Spendenbasiert entwickelt er seine Kammern, versucht Kranken zu helfen und beständig neue Fakten zu sammeln. Dass sich typische Covid-Symptome wie Gelenkschmerzen damit behandeln lassen, wundert ihn nicht. "Der Tinnitus hat offenbar mit dem Ohr selbst nicht viel zu tun, sondern mehr mit dem Gehirn- und Nervensystem", erklärt er. "Das scheint irgendwie miteinander verbunden zu sein."

Pöppel ist selbst kein Mediziner, sondern Elektrotechniker. Sein "Hobby", also die Forschung mit funkwellenfreien Bereichen, stößt bei vielen Kollegen auf wenig Begeisterung. Denn Mobilfunk, Digitalisierung und die damit verbundene Strahlung ist nicht nur "in" und gefragt, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. "Da wird es nicht gerne gehört, dass die Wellen gesundheitlich negative Auswirkungen haben können", sagt er. Dabei hätte es für das Gesundheitssystem einen großen Nutzen, wenn Deutschland - ähnlich wie China, wo Schirmkleidung an vielen Arbeitsplätzen schon an der Tagesordnung ist - hier vorsichtiger agieren würde.

Seine Behandlungserfolge bei Post-Covid-Fällen rücken seine Forschungen jetzt wieder in ein völlig neues Licht. "Da ergeben sich Chancen", sagt Pöppel. Aber um sich darauf konzentrieren zu können, bräuchte er mehr Zeit. "Da wäre allerdings die Hochschule gefragt, mir dafür Kapazitäten zu schaffen", sagt der Professor für Mess- und Schaltungstechnik. Bis dahin bleibt es weiter sein Hobby, die eingegangenen Anfragen zu beantworten - und den Hilfesuchenden eine Sitzung in der Pöppel-Kammer zu ermöglichen. Corona habe dies nicht einfacher gemacht, fügt er an. Maximal vier oder fünf Personen gleichzeitig können in eine Sitzung. Bereits diesen Sonntag ist die erste Gruppe an der Reihe. "Impffolgen, Post-Covid-Patienten, aber auch MS-Kranke oder Krebsgeschädigte", so sagt er, stehen bei ihm Schlange. Er werde es versuchen, ihnen allen zu helfen. Aber es koste ihn mittlerweile auch sehr viel Kraft, sich in jeden dieser komplexen Fälle hineinzudenken.

PK

Patrick Ermert