Pfaffenhofen
Berg- und Talfahrt der Gefühle

Am 30. März ist Tag der bipolaren Störungen - Krankheit bleibt oft jahrelang unentdeckt

30.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:28 Uhr
Florian Müller-Siecheneder ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Danuvius Klinik. −Foto: Danuvius Klinik

Pfaffenhofen - Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt schwanken die Gemütszustände von Menschen mit dieser psychischen Krankheit: Am 30. März ist der weltweite Tag der bipolaren Störungen.

Ein guter Grund, um sich mit dem Krankheitsbild genauer zu befassen.

"Menschen mit bipolaren Störungen fallen von einem Gefühlsextrem ins andere ", erklärt Florian Müller-Siechen-eder von der Danuvius Klinik in Pfaffenhofen. "Auf einen euphorischen Höhenflug folgt meistens eine tiefe Depression. " Müller-Siecheneder ist als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ein Spezialist für bipolare Störungen. Etwa zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter dieser psychischen Krankheit. In der Danuvius Klinik lag die Diagnose im vergangenen Jahr bei rund zehn Prozent der stationären Fälle vor, schreibt Oberarzt Müller-Siecheneder in einer Mitteilung. "Die Verläufe sind sehr unterschiedlich, weswegen man auch von einem Spektrum an bipolaren Störungen spricht. "

In der manischen Phase hätten die Betroffenen einen verstärkten Tatendrang, sind euphorisch und haben oft ein großes Selbstbewusstsein. Weswegen die Erkrankten selbst oft überhaupt keine Notwendigkeit für eine Behandlung sehen, so der Spezialist. "In dieser Phase sind manche aber auch wie getrieben, angespannt und übertrieben gereizt. " Davon seien dann meist die Angehörigen betroffen. Sind die manischen Episoden eher schwach ausgeprägt, spricht man von hypomanen Phasen. Diese sind dann meist nicht so eindeutig zu erkennen und die Symptome würden übersehen. Die depressiven Phasen kämen im Vergleich zu den manischen allerdings häufiger vor und dauerten erheblich länger - worunter die Erkrankten wiederum weitaus stärker litten.

"Auslöser der Krankheit könnten neben einer gewissen Veranlagung auch einschneidende Lebensereignisse sein", erklärt Müller-Siecheneder. "Oftmals sind Menschen mit einer bipolaren Störung alkohol- oder drogenkrank. Oder sie haben noch Symptome anderer psychischer Erkrankungen wie Angstzustände. " Daher sei die richtige Diagnose häufig nicht so leicht zu stellen und dauere oft Jahre.

"Dabei sind Behandlungserfolge - und somit die Chance auf ein normales Leben - recht hoch", weiß der Psychiater. Meist kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Symptome lindern. "Bei einer Manie kann man schon nach relativ kurzer Zeit eine Besserung feststellen. Bei einer Depression kann es fünf bis sechs Wochen dauern", sagt Müller-Siechen-eder. Zusätzlich sei aber auch eine Psychotherapie wichtig. Es sei häufig aber gar nicht so einfach einen geeigneten Therapeuten zu finden, da viele sich mit der Thematik nicht richtig auskennen. "Es gibt leider wenige Kliniken für bipolare Störungen", bedauert der Experte.

Den Angehörigen falle eine wichtige Rolle beim Erkennen der Krankheit zu. Aber auch dabei, dass der Patient eine Behandlung annimmt. "Die psychische Störung bleibt oft jahrelang unentdeckt", bedauert der Oberarzt. "Oftmals beginnt die bipolare Störung bereits im Teenager-Alter. " Hellhörig sollten Eltern werden, wenn ihre Kinder unter starken Stimmungsschwankungen und depressiven Symptomen leiden oder suizidale Gedanken hätten, meint er.

PK

Simone Diaw