Pfaffenhofen
Barcelonas Herz in Pfaffenhofen

Norbert Käs bereitet Ausstellung in der Kunsthalle vor und bringt acht besondere Künstler an die Ilm

11.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:21 Uhr
Genau ausgemessen: Norbert Käs bereitet die Ausstellung "¡Mira Barcelona!" in der Kunsthalle minutiös vor. Die Schau wird am Freitag um 19.30 Uhr eröffnet - mit ihr startet der diesjährige Kultursommer. −Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Jedes Detail ist genau überlegt und ergibt ein stimmiges Gesamtbild: In der Pfaffenhofener Kunsthalle findet ab Freitag die Ausstellung "¡Mira Barcelona!" statt - für diese Schau im Rahmen des Kultursommers hat Norbert Käs acht Kreative aus der katalanischen Hauptstadt begeistern können. Inzwischen sind die Vorbereitungen für die Ausstellung des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins auf der Zielgeraden. Zur Eröffnung am Wochenende kommen auch die acht Künstler nach Pfaffenhofen.

Wie und wo Käs dabei welches Werk präsentiert, entscheidet der Pfaffenhofener Künstler allein. "Das Ganze entwickelt sich unbewusst: Ich sehe da Kreise und dort auch - und beim nächsten Werk sehe ich Boller." So entstehen nach und nach Verbindungen zwischen den einzelnen Ausstellungsstücken und letztlich das große Ganze.

Angefangen hatte Käs bei der Schau mit den Werken von Sabine Finkenauer. "Ich wollte die Frauen in der Mitte der Halle haben", erzählt er. Denn deren Kunst sei sanfter als die der Männer. "Ich wollte das wie eine Rose aufbauen: Zarte Blätter in der Mitte und die harten zum Schutz eher außen." Hätte Käs es anders herum versucht, "wäre das Zarte und Leichte in den Hintergrund geraten". Mit viel Liebe zum Detail und einem besonderen Respekt vor den Künstlern und Werken landet ein Ausstellungsstück nach dem anderen an seinem Platz, manche ziehen noch einmal um, andere scheinen wie für diese eine Stelle gemacht.

Wo er die Werke in der Kunsthalle platziert, da lässt sich Käs nicht reinreden. "Ich will freie Hand haben, wie ich die Bilder hänge - da gibt es keine Diskussion", sagt der Kurator. Der Umgang mit den Werken ist allerdings genau abgesprochen - wenn Käs daher ein Bild an die Wand hämmert, dann ist genau definiert, wo er wie viele Nägel nutzen darf. "Ich kann mich als Besucher durch die Ausstellung bewegen, ohne müde zu werden", verspricht Käs. "Die Schau soll die Kreativität und zu Ideen anregen."

Die acht Künstler hat der Pfaffenhofener bei vielen Atelierbesuchen in Barcelona ausgesucht. Er hat selbst einmal in Barcelona gelebt und war dort an der Kunstakademie - ein erster Kontakt zur dortigen Künstlerszene war also schon da. Letztlich gaben ihm auch die einzelnen Künstler immer wieder Tipps, welche Ateliers sich Käs und sein Sohn Constantin Lucas noch ansehen könnten. "Die Künstler haben alle eins gemeinsam: Sie haben ein bestimmtes Alter schon überschritten", erzählt Käs. "Jemand, der schon seit Jahrzehnten malt, ist anders als jemand, der frisch von der Akademie kommt." Gemeinsam mit den Künstlern wählte Käs die einzelnen Werke für die Ausstellung aus. "Von jedem Einzelnen würde ich mir sofort auch zu Hause ein Bild aufhängen." Sabine Finkenauer, Carles Gabarró, Nicole Gagnum, Matilde Grau, Tomás Morell Brenner, Wilfried Prager, Natalie Rey und Matías Krahn Uribein kannten sich vor dieser Schau nicht, erst über Käs entstand ein Kontakt.

"Dass ich diese Bilder mit einem primitiven Lkw nach Pfaffenkofen karren durfte, das ist eigentlich eine Sensation", freut sich Käs beispielsweise über die Beiträge von Carles Gabarró. In dessen pedantisch geführtem Atelier konnte sich Käs Werke aussuchen, mit dabei ist ein Gemälde einer Palette mit einer Glühbirne, das zu Käs Favoriten der Ausstellung zählt. "Auch wenn die Farben hier aus dem Gemälde laufen: Sein Arbeitsplatz ist immer penibel sauber", erzählt Käs aus dem Atelier.

Ein weiterer persönlicher Höhepunkt ist für den Kurator das Werk "Ad Infinitum 46" von Wilfried Prager: Auf den ersten Blick sind es Farbstreifen, aber diese vermischen sich zu einem Kunstwerk. "Er trägt nur Ölfarbe auf, aber er malt mit Licht", erklärt Käs. Dass die Werke Pragers nun in Pfaffenhofen hängen, ist auch dem Fleiß des gebürtigen Franzosen zu verdanken. Denn wie Käs erzählt, hatte Prager in seinem Atelier in Barcelona einen Wasserschaden nach starken Regenfällen. "Er hat um die 50 Bilder reparieren müssen - dass er das so perfekt geschafft hat, das ist eigentlich nahezu unmöglich."

Damit die Besucher in der Kulturhalle einen Eindruck aus Barcelona bekommen, hatte Käs Sohn Constantin Lucas in den Ateliers eine Videokamera samt Schwenkarm dabei. Der Pfaffenhofener Filmemacher Florian Schaipp schnitt dieses Material - während der Ausstellung wird nun ein Film gezeigt, der den Gästen auch einen Blick in die Künstlerateliers gestattet.

Insgesamt sind während der Ausstellung 172 Werke in der Kunsthalle zu sehen. Die Eröffnung ist für Freitag geplant, zu dieser Vernissage ab 19.30 Uhr kommen auch die acht Künstler. Auch am Sonntag sind die Gäste aus Barcelona noch einmal in der Kunsthalle anwesend, am Nachmittag stehen sie für Fragen und Führungen bereit. Die Ausstellung dauert schließlich bis 28. Juli. Bis dahin ist die Schau jeweils Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Claudia Lodermeyer