Pfaffenhofen
"Auswirkungen wären auch in Pfaffenhofen spürbar"

Der neue Grünen-Betreuungsabgeordnete Johannes Becher über die dritte Startbahn und seine politischen Schwerpunkte

23.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:47 Uhr
Zwei umstrittene Themen, die Johannes Becher angehen will: Die dritte Startbahn am Münchner Flughafen ist einer seiner politischen Schwerpunkte (links). Von den Themen im Landkreis will er sich unter anderem mit dem Streit um die Hähnchenmastanlage in Eschelbach befassen. −Foto: Gebert/dpa; Trouboukis/DK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Seit dieser Legislaturperiode sitzt Johannes Becher für die Grünen im Landtag.

Als Betreuungsabgeordneter seiner Fraktion ist der 30-Jährige aus Moosburg an der Isar auch für den Stimmkreis Pfaffenhofen zuständig. Im Interview erklärt er, welche Themen er für den Landkreis behandeln will.

Herr Becher, im Landkreis sind Sie noch nicht sonderlich bekannt. Was sind Sie außerhalb der Politik für ein Typ?

Johannes Becher: Ich bin jemand, der auch außerhalb der Politik schon viel fürs Gemeinwohl macht. Ich war 15 Jahre im Fußballverein als Trainer, Jugendleiter und Vorstand tätig. Vor zwei Jahren habe ich zudem einen sozialen Verein gegründet, mit dem wir in einem Laden gespendete Sachen zu sehr niedrigen Preisen verkaufen. Außerdem haben wir dort eine Sitzecke, wo man einfach da sein kann - ohne Kaufzwang. Es ist auch eine Begegnungsstätte. Ich bin jemand, der gerne größere oder kleinere Projekte voranbringt und sich freut, wenn es einen Mehrwert für die Gesellschaft hat. Aber ansonsten sitze ich auch gerne abends in der Kneipe und trinke mit Freunden ein Bier.

Sie sind auch schon als Markus-Söder-Parodist in Erscheinung getreten. Konnten Sie dem Ministerpräsidenten ihre Künste schon vorführen?

Becher: Wir hatten noch nicht die Gelegenheit (lacht). Die Grünen im Landkreis Freising führen jeden Gründonnerstag ein Singspiel auf - mit Laiendarstellern und nur vier oder fünf Proben. Und trotzdem kommen bis zu 300 Leute. Durch die Tätigkeit im Landtag habe ich jetzt noch viel mehr Inspiration. Aber ob ich weiter Markus Söder spiele, ist noch nicht klar.

Welche Rolle könnten Sie sich noch vorstellen?

Becher: Ich habe auch schon Claudia Roth gespielt. Aber ich würde gerne einmal einen Grünen-Ministerpräsidenten in Bayern spielen.

Sie sind in der Grünen-Fraktion Sprecher für kommunale Fragen und für frühkindliche Bildung. Eine ungewöhnliche Kombination.

Becher: Das meint man auf den ersten Blick, aber es passt eigentlich gut zusammen. Die Kommunen sind Sachaufwandsträger der Kindergärten und Kitas. Und damit sind wir bei den Fragen, was in unseren Kitas passieren soll, wie man Betreuungsplätze schafft, welche Qualität wir brauchen, wie auf sich verändernde Arbeitszeiten der Eltern reagiert wird. Was den Landkreis Pfaffenhofen angeht, bin ich bei diesen Themen sicher noch ein Lernender und muss auch die Akteure erst noch kennenlernen. Ich habe vor, alle Bürgermeister mal zu besuchen, um mich auszutauschen.

Sind das Schwerpunkte, die Sie selbst gewählt haben?

Becher: Das Thema kommunale Fragen habe ich mir aufgrund meiner Erfahrungen schon gewünscht. Mit der frühkindlichen Bildung habe ich mich auch schon beschäftigt - als Jugendreferent in Moosburg. Auch der Bereich Flugverkehr ist zumindest inoffiziell bei mir angesiedelt. Die dritte Startbahn ist für Freising und Erding natürlich sehr relevant. Die Auswirkungen würde man teilweise unmittelbar, aber auf jeden Fall mittelbar zum Beispiel über den Zuzug auch in Pfaffenhofen spüren.

Sie haben 24 Prozent Erststimmen bei der Landtagswahl geholt. Ist das nur das Thema dritte Startbahn, das Sie in Freising beflügelt hat?

Becher: Das spielt natürlich eine große Rolle und hilft mir als Grünem. Aber ich erkenne in dem Ergebnis auch, dass ich in der Freisinger Kommunalpolitik schon viel erreicht habe. In Moosburg - eigentlich keine grüne Hochburg - habe ich 30 Prozent geholt. Da sieht man, dass auch der Mensch gewählt wird, nicht nur die Partei. Für mich ist das ein toller Vertrauensvorschuss, den ich zurückzahlen will.

Sie treten in große Fußstapfen. Ihr Vorgänger im Stimmkreis war das Grünen-Urgestein Christian Magerl, für den Sie zuletzt auch gearbeitet haben. Haben Sie davor Bammel?

Becher: Wenn die Fußstapfen zu groß sind, sollte man vielleicht eigene setzen statt in die alten hineinzutreten. Christian Magerl hat eine Lebensleistung erbracht, mit der ich mich nicht messen will. Ich will mein eigenes Ding machen. Was ich von ihm gelernt habe, ist, die Bodenständigkeit und den Kontakt zu den Leuten nicht zu verlieren und normal zu bleiben. Was ich sicher anders mache, ist das Thema Kommunikation. Christian Magerl war der vorletzte Abgeordnete ohne Handy. Da bin ich ganz anders.

Kommen wir zum Landkreis Pfaffenhofen: Wie sind bisher Ihre Verbindungen hierher?

Becher: Vor der Bundestagswahl 2009 habe ich das erste Mal im Wahlkampf intensiveren Kontakt nach Pfaffenhofen gehabt, weil das ja ein Bundestagswahlkreis ist. Über die Grünen vor Ort habe ich viel Kontakt hierher und ein guter Freund von mir wohnt direkt am Hauptplatz. Im Landtagswahlkampf habe ich mehrere Veranstaltungen hier gemacht und habe auch den Landkreis schon ein bisschen kennengelernt. Die Stadt Pfaffenhofen nehme ich als sehr innovativ wahr. Auch wenn der Hauptplatz noch nicht ganz autofrei ist, hat sich die Aufenthaltsqualität doch sehr erhöht. In Moosburg trauen wir uns solche Schritte noch nicht. Es gibt auch viel Verbindendes zwischen den Regionen, zum Beispiel das Thema Hopfen. Moosburg ist das Tor zur Holle-dau.

Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen den Landkreisen Freising und Pfaffenhofen?

Becher: In unserem Landkreis ist der Flughafen sehr dominant. Das ist hier weniger ein Thema. Und unser südlicher Landkreis - alles im S-Bahn-Bereich - ist schon ziemlich urban geprägt. Da ist der Landkreis Pfaffenhofen grundsätzlich ländlicher, was mir persönlich sehr zusagt. In Pfaffenhofen ist man schnell in München, hat aber nicht den Eindruck, dass es sich um einen Vorort der Landeshauptstadt handelt.

Welche Themen aus dem Landkreis haben Sie bislang mit nach München genommen?

Becher: Was in Pfaffenhofen auch ein großes Thema ist, ist die Mobilität. Wir wollen eine Mobilitätswende, aber dafür braucht es auch entsprechende Angebote. Das ist ein Thema der Landkreise, aber die können das nicht alleine schultern. Wir brauchen regelmäßige Taktverbindungen auch in kleine Dörfer bis in die Abendstunden. Konkrete Themen aus dem Landkreis, mit denen ich schon als Mitarbeiter bei Christian Magerl zu tun hatte, sind die Petitionen zum Volksfest Wolnzach und zur Hähnchenmastanlage Eschelbach.

Was kann man da von Ihnen erwarten?

Becher: Solche Mastanlagen halte ich generell für den falschen Weg in der Landwirtschaft. Und wenn man den Standort und die Zufahrtswege kennt, verstehe ich vollkommen, dass Bürger versuchen, so etwas zu verhindern. Beim Volksfest ist wichtig, dass man miteinander spricht. Ich werde mich mit den Themen noch genauer auseinandersetzen und versuche, ein guter Ansprechpartner zu sein.

Der Flächenverbrauch war vor der Landtagswahl das Wahlkampfthema der Grünen. In Ilmendorf gibt es einen Bürgerentscheid zum geplanten Gewerbegebiet. Werden Sie sich dort einbringen?

Becher: Das werde ich mit den Grünen vor Ort besprechen. Wenn sie mich darum bitten, werde ich mich natürlich einbringen und positionieren.

Die Fragen stellte Daniel Wenisch.