Pfaffenhofen
Ausgespielt

Einschränkungen treffen Künstler und Veranstaltungstechniker

07.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:46 Uhr
In kleiner Runde finden die Veranstaltungen des Kultursommers im Innenhof des Landratsamts in Pfaffenhofen statt. −Foto: Berndsen/Zeitler

Pfaffenhofen - Konzerte fallen aus, an Festivals ist überhaupt nicht zu denken, selbst Hochzeiten und große Geburtstagsfeiern waren lange Zeit nicht möglich. Das trifft nicht nur Bands, Kabarettisten und andere Künstler. Die gesamte Veranstaltungsbranche ist von der Coronapandemie besonders hart getroffen. Normalerweise kümmern sich Veranstaltungstechniker um die technische Ausstattung von Events, den Ton, die Lichteffekte, den Bühnenaufbau.

 

"Arbeit ist zur Zeit nicht wirklich viel", sagt Christian Zeitler, Geschäftsführer der gleichnamigen Veranstaltungstechnikfirma. Er kümmert sich normalerweise um die Ausstattung von Industrieveranstaltungen, Messen, Produktvorstellungen, kleine Open-Airs und Kongressen. Außerdem ist er an Veranstaltungen der Formel E beteiligt, einer Autorennsportserie mit Rennen in Europa, Amerika, Asien und Afrika. Doch ähnlich wie in der Formel 1 soll auch bei der Serie mit Elektroautos in dieser Saison nur noch Geisterrennen geben, da wird Zeitler nicht gebraucht. Für die nahe Zukunft hofft Zeitler, dass zumindest durch Veranstaltungen wie Hochzeiten wieder ein paar Termine zu besetzen sind. "Ich bin guter Hoffnung, dass es da wieder startet. Aber es ist klar, dass nichts Großes mehr kommt. Wenn ab August kleinere Veranstaltungen kommen, kann es weitergehen. Wir haben davor gut gewirtschaftet."

 

Trotzdem hat Zeitler sich am 22. Juni an der Night of Light beteiligt. Mit dieser Aktion wollte die Veranstaltungswirtschaft auf ihre dramatische Lage aufmerksam machen. In ganz Deutschland haben die Techniker Gebäude rot illuminiert, um eine möglichst große mediale Aufmerksamkeit zu erzielen. "Die Veranstaltungswirtschaft war der erste Wirtschaftszweig, der von der Covid-19-Krise getroffen wurde und er wird auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. Faktisch alle Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagentur, Catering, Bühnenbau, Eventlocation, Messegesellschaft Kongresscenter, Tagungshotel, Konzertveranstalter, Künstler und Einzelunternehmer haben durch die erfolgten Veranstaltungsverbote seit Mitte März innerhalb weniger Werktage ihre gesamten Auftragsbestände verloren", erklären die Organisatoren.

Zeitler war zunächst skeptisch, er hat sich aber trotzdem entschieden, mitzumachen. Gemeinsam mit Münchner Kollegen hat er beispielsweise das Isartor erstrahlen lassen. "Es war beeindruckend, wie viele mitgemacht haben. Ich sehe ein, dass bei Staatshilfen nicht viel geht. Ich glaube aber, dass die Politik, die Aktion gesehen hat. Jetzt werden wir eher ins Gespräch über Großveranstaltungen kommen."

 

Das hofft auch Harald Berndsen, der Geschäftsführer der Veranstaltungstechnikfirma Show PA. "Seit Anfang März wurden alle Konzerte verschoben - und jetzt werden sie noch weiter weiter verschoben. Wir müssen das Jahr abhaken", sagt er. Berndsen ist normalerweise mit Künstlern auf Tour unterwegs, beispielsweise betreut er die Auftritte der Kabarettistin Monika Gruber. Von Autokonzerten wie in Ingolstadt hält Berndsen wenig. "Die Künstler möchten nicht vor Autos auftreten", sagt er. Für seine Branche sieht er alles in allem nicht so schwarz wie einige Kollegen. "Für uns Techniker gibt es immer Möglichkeiten", sagt er. Er denkt dabei an Konferenzen und andere Firmenveranstaltungen. Für Berndsen hat aber auch die Konzertsaison schon wieder begonnen. Er betreut für die Stadt Pfaffenhofen die Veranstaltungen des Kultursommers im Innenhof des Landratsamts.

Dort sollen auch nach der städtischen Veranstaltungsreihe Auftritte stattfinden. Unterstützt vom Verein Lebendige Innenstadt ziehen Berndsen mit seiner Firma Show PA und GFS Film von Florian Schaipp und Kerstin Schnapp eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Pfaffenhofener Sommerbühne" auf. "Unser Anliegen ist es, Geld für Künstler und Techniker zu generieren", sagt Schaipp. Der Verein Lebendige Innenstadt verzichtet dieses Jahr auf den Betrieb der Hütte am sogenannten Stadtstrand am Hauptplatz, um den gebeutelten Wirten nicht zusätzlich Konkurrenz zu machen. "Stattdessen wollen wir einen Ort für Künstler schaffen", sagt Schaipp. Die Reihe beginnt am Donnerstag, 13. August, mit einem Auftritt der Couplet AG, insgesamt stehen zwölf Veranstaltungen auf dem Programm - in drei aufeinanderfolgenden Wochen jeweils donnerstags, freitags, samstags und sonntags.

Nicht besonders rosig für die Branche sieht Sebastian Gehrig. Auch er ist mit seinem Unternehmen Philou PA normalerweise mit Bands auf Tournee unterwegs oder ist an großen Festivals wie Rock am Ring beteiligt. Sein Spezialgebiet sind Tontechnik und Lautsprechersysteme. "Ich glaube, dass 70 bis 80 Prozent der in der Veranstaltungstechnik beschäftigten Leute sich was anderes suchen müssen", sagt er. Es sei nun mal schwierig, Großveranstaltungen mit den Coronamaßnahmen in Einklang zu bringen. "Es geht nur in kleinen Schritten wieder los - und es reicht nicht für alle." Gehrig selbst ist bisher gut durch die schwierige Zeit gekommen und musste sich keinen anderen Job suchen - er hat im Winter vorgesorgt. "Normalerweise habe ich da frei", sagt er. "Aber dieses Jahr war ich beim Bergfestival in Saalbach dabei." So konnte er die Zeit der Auftrittsverbote überbrücken.

PK

Severin Straßer