Wolnzach
Alte Post soll saniert werden

Markt gibt Machbarkeitsstudie für Sanierung des Gebäudes an der Schlossstraße in Auftrag

08.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:10 Uhr
Das alte Postgebäude an der Schlossstraße stammt aus dem Jahr 1925 und soll nun neu hergerichtet werden. −Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Es steht unter Denkmalschutz, jedoch ist das Wolnzacher Postgebäude nicht nur aus architektonischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht ein bemerkenswerter Bau: Es war Auszahlungsort für Renten, Telefonzentrale und zu Zeiten postlagernder Sendungen auch noch Umschlagplatz wichtiger Nachrichten. Jetzt soll das Gebäude neu hergerichtet werden.

Neues für "Napoleon", eine amouröse Nachricht für "Engelchen". Auch im Wolnzacher Postamt an der Schlossstraße 14 hat es einmal einen solchen Schalter gegeben, einen, an dem postlagernde Sendungen aufgegeben oder von den aufgeregt wartenden Adressaten nach Angabe des Kennwortes abgeholt werden konnten. Irgendwann wich dann aber das Kennwort "Schnuckelchen" einer nüchternen Ziffer, das Wolnzacher Postamt aber verlor dadurch nicht an Bedeutung. Schließlich wurden hier auch regelmäßig die Renten aus der Angestellten- und der Rentenversicherung ausgezahlt, die Termine wurden jeweils öffentlich bekannt gegeben.

Und dann gab es da noch eine technische Errungenschaft, für die die Fäden im Postamt zusammenliefen: Ab den 1930er Jahren verzweigte sich auch in Wolnzach das Telefonnetz, vor allem nach Kriegsende 1945 ließen sich immer mehr Haushalte anschließen. Im Oktober 1952 waren im Wolnzacher Postamt sogar schon stolze 256 Telefonanschlüsse, "Fernsprechanschlüsse" sagte man damals, gemeldet.

Viele Leitungen wurden damals gelegt, beinahe wäre dabei etwas gehörig schief gegangen: Bei Ausschachtungsarbeiten zwischen Schloss- und Schleifmühlstraße traf die Spitzhacke eines Arbeiters im Mai 1955 auf etwas Hartes, der Gegenstand entpuppte sich als Granate aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Sprengkommando rückte an und entschärfte fachmännisch. Alles ging gut.

Das Postwesen hat in Wolnzach Tradition, reicht zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts: Am 10. Mai 1851 hatte das Magistrat beim Landgericht gebeten, in Wolnzach eine Poststation zu errichten - und schon im November wurde Otto Lipp als erster Postexpeditor verpflichtet. Die erste Poststation befand sich in dessen Gasthaus, das heute noch den Namen "Zur Post" trägt.

Das heutige Postamt wurde schließlich im Jahr 1925 erbaut - unter übrigens recht schwierigen Umständen. Denn die Wolnzach-Regulierung - der Bachlauf befand sich seinerzeit weiter östlich als heute und damit in direkter Nachbarschaft des jetzigen Postgebäudes - war noch nicht abgeschlossen, der Grundwasserpegel entsprechend hoch. Dennoch wurde gebaut - aufwendig, wegen der Nähe zum Zentrum und in prominenter Lage am Schlossplatz optisch ansprechend. Die Denkmalliste führt das Postgebäude heute als "zweigeschossigen, traufseitigen Steilsatteldachbau mit Portalvorbau und spitzen Dachgauben, reduziert expressionistisch."

Denkmalschutz hin oder her, die Jahrtausendwende brachte viele Unsicherheiten, für das Gebäude und die Bevölkerung. Denn das Postwesen wurde neu strukturiert, überall wurden Postämter aufgelöst und fanden in Geschäften als "Postschalter" eine neue Definition. Nicht so in Wolnzach, denn als das Postgebäude zum Verkauf stand, schlug der Markt Wolnzach zu. Er kaufte das Gebäude, baute es um: Es entstand ein Laden, in dem eine Postfiliale bis heute weiter betrieben wird. Zudem gibt es im Erdgeschoss Gemeinschaftsräume, die von Eltern-Kind-Gruppen der Nachbarschaftshilfe genutzt werden. Im Obergeschoss und im Dachgeschoss sind Wohnungen vermietet.

"Wir wollen unser Postgebäude erhalten und sanieren", erklärt Bürgermeister Jens Machold (CSU), warum das Postgebäude nun Thema im Marktgemeinderat war. Dort hatte er nämlich bekannt gegeben, dass das Büro Bergmann, Pfaffenhofen, zum Kostenpunkt von rund 5000 Euro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt wird. "Wir möchten einfach wissen, was hier machbar, was sinnvoll ist und was es vor allem kostet", so der Rathauschef. Die Studie soll auch Erkenntnisse darüber liefern, wie und vor allem auch mit welchem Aufwand mehr Wohnraum in dem Gebäude geschaffen werden können. Das Ganze solle aber im Rahmen bleiben, so der Bürgermeister: "Schließlich wollen wir hier zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum mitten im Zentrum anbieten."

Das Vorhaben werde mit der Regierung von Oberbayern abgestimmt und könne gefördert werden, so Bauamtsleiterin Doris Schneider. Der Förderantrag soll in Abstimmung mit der Regierung gestellt werden, bevor die Einzelmaßnahmen ausgeschrieben werden.

Karin Trouboukis