Geisenfeld
70 Prozent wünschen sich einen Neubau

ILM präsentiert Ergebnisse ihrer anonymen Hallenbad-Umfrage - und fordert Sofortmaßnahmen

03.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:18 Uhr
Zu kalt, heruntergekommen und selten offen: Im Rahmen einer von der ILM initiiierten Umfrage hat das Geisenfelder Hallenbad viel Kritik geerntet. Jetzt sollen Sofortmaßnahmen für Linderung sorgen, bis das Bad generalsaniert oder gleich ganz neu gebaut ist. −Foto: GZ-Archiv

Geisenfeld - Das Wasser ist zu kalt, die Öffnungszeiten zu kurz, der Freizeitwert zu gering und die gesamte Einrichtung generell in einem zu schlechten Zustand: Auf diesen Nenner lassen sich die Rückmeldungen zum Geisenfelder Hallenbad bringen, die von der Initiative Lebendiges Miteinander (ILM) per Umfrage gesammelt wurden. Manuel Zellner und Christian Klafke haben sich dem Bad, das seit 1976 am Rande des Sportgeländes steht und dort ein zumeist eher stiefmütterliches Dasein fristet, angenommen.

"Wir sind von der Resonanz begeistert", kommentiert Zellner die 476 Teilnehmer an der anonymen Umfrage - der Löwenanteil davon online, lediglich 13 mittels schriftlichem Fragebogen. Die Ergebnisse haben die beiden ILM-Initiatoren ausgewertet und zusammengefasst. Inzwischen wurden sie auch schon bei Bürgermeister Paul Weber (Unabhängige Soziale Bürger) vorstellig, um diesem ihre gesammelten Erkenntnisse zu überreichen. "Ich muss mir das alles erst selbst noch im Detail anschauen", räumt Weber ein, der sich kurz nach der Übergabe in einen einwöchigen Urlaub verabschiedet hat. Aber das Ziel sei klar: "Ein neues Bad mit einem höheren Freizeitwert - angelehnt an das Modell Manching."

Bis das Geisenfelder Hallenbad ein derartiges Niveau erreicht hat, könnte aber noch einige Zeit ins Land ziehen. "Es wäre schön, wenn wir nächstes Jahr in die Planung einsteigen könnten", bremst der Bürgermeister ein wenig - allerdings ohne Zellner und Klafke den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen. "Es wird etwas dauern, auch weil wir das Finanzielle erst einmal abwarten müssen", führt Weber weiter aus. Zudem spreche auch der Landkreis ein gehöriges Wörtchen mit. Das Hallenbad sei schließlich eine Kreiseinrichtung. Vor diesem Hintergrund habe sich auch der Stellvertretende Landrat Karl Huber (Bürgerliste) erst kürzlich im Stadtrat zu den Plänen geäußert. Der Landkreis sei da prinzipiell zwar offen. Allerdings würde er sich lediglich an den Kosten beteiligen, sofern sie den schulischen Betrieb des Hallenbads betreffen. "Für alles, was wir als Freizeitangebot obendrauf packen wollen, bezahlt die Stadt Geisenfeld selbst", erläutert Weber.

Vor diesem Hintergrund und angesichts eines (womöglich) corona-klammen Stadtsäckels wird der Bürgermeister eine klare Tendenz aus der ILM-Umfrage vielleicht gar nicht so gerne lesen. "70 Prozent der Bürger wünschen sich einen Neubau des Hallenbads", bemerkt Zellner. Auffällig sei außerdem, dass über die Hälfte der Teilnehmer zwischen 20 und 40 Jahre alt gewesen sei und somit der klassischen Altersgruppe von Familien mit Kindern angehören, die sich ein Bad mit mehr Freizeitgestaltungsangeboten wünschen.

Darüber hinaus wirft die Umfrage eine ganze Reihe von interessanten Erkenntnissen ab. Und das, obwohl Zellner und Klafke ganz offen einschränken, dass es sich keinesfalls um eine wirklich repräsentative Erhebung gehandelt habe. Sie können nicht ausschließen, dass sich einzelne Geisenfelder gleich mehrfach beteiligt hätten. Und natürlich können die Ergebnisse daher auch verfälscht oder in eine bestimmte Richtung gelenkt worden sein. Trotzdem zeichne sich eine eindeutige Tendenz ab. Und daher soll Bürgermeister Weber auch drei Forderungen zum Geisenfelder Hallenbad an den Landkreis weiterreichen.

Das erste Anliegen betrifft die Wassertemperatur. "Sie soll erhöht werden", fordert Zellner. "Weil das immer wieder ein Punkt ist, den die Bürger in der Umfrage erwähnt haben und der uns auch immer wieder mündlich überliefert worden ist." Außerdem sollen die Öffnungszeiten ausgeweitet werden - auf werktags 14 bis 21 oder gar 22 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen auf 9 bis 18 Uhr. Außerdem erhofft sich die ILM eine Machbarkeitsstudie über die Möglichkeiten der Verbesserung des Hallenbads auf Basis der Umfrageergebnisse. "Wir hoffen, dass der Landkreis die Dringlichkeit einer Änderung der aktuellen Situation sieht und wir eine Übergangslösung finden, bis ein Neubau in Zusammenarbeit der Stadt Geisenfeld mit dem Kreis Pfaffenhofen forciert wird." Zellner und Klafke setzen somit schon "in naher Zukunft auf ein tolles Hallenbad mit mehr Freizeitmöglichkeiten in Geisenfeld, das unsere Stadt noch lebenswerter macht".

Für das Ausfüllen der Umfrage haben sich die Teilnehmer übrigens einiges an Zeit genommen. Im Schnitt 50 Minuten waren sie damit beschäftigt, die 14 Fragen zu beantworten und zahlreiche Kommentare und Anregungen anzufügen. Während einen Neubau wie schon erwähnt über 70 Prozent der Teilnehmer befürworten, halten lediglich 26,7 Prozent eine Sanierung für ausreichend. Die Verbesserungsvorschläge sind weitreichend und gehen von längeren und breiteren Schwimmbahnen (51 Prozent) über ein extra Kinderbecken im Innenbereich (65 Prozent) oder auch im Außenbereich (53 Prozent) sowie eine Liegewiese samt Kiosk für Familien (67 Prozent) bis hin zum Dampfbad oder einer Sauna (47 Prozent). Sogar eine Rutsche oder einen Sprungturm nannten manche Teilnehmer als Wünsche.

Wer noch nie im Geisenfelder Hallenbad war, nannte als Gründe dafür meist das fehlende Kinderbecken, zu kaltes Wasser (obwohl es laut Landratsamt auf immerhin 28 Grad temperiert ist), schlechte Öffnungszeiten oder die Tatsache, dass das Bad heruntergekommen wirke. Mit den momentanen Öffnungszeiten war lediglich ein Fünftel der Befragten einverstanden. Ein Drittel wusste nicht einmal, wann das Bad überhaupt offen hat. Kein eindeutiges Bild ergab sich zur Höhe der Eintrittsgelder, die Bürger zu zahlen bereit wären. Aber dafür gaben viele Teilnehmer an, die zum Schwimmen meist in die umliegenden Bäder nach Manching oder Ingolstadt fahren, im Falle einer Verbesserung künftig dem Geisenfelder Hallenbad den Vorzug geben zu wollen. Hier kam es sogar zu einem absoluten Topwert: Über 95 Prozent würden am liebsten in ihrem Heimatort zum Baden gehen.

GZ

Patrick Ermert