Neuburg
Ulmer Schachtel kehrt Heimat den Rücken

Zu hohe Naturschutzauflagen - Fahrt 2019 startet in Kelheim - Donauwörth hofft auf EU-Mittel

13.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:45 Uhr
Die Ulmer Schachtel und ihre Mannschaft sind gern gesehen, hier bei der Abfahrt aus Neuburg. Naturschutzauflagen und Problemstellen in der Donau weichen sie in diesem Jahr mit einem Start erst ab Kelheim aus. −Foto: Rein

Neuburg (r) "Wir fahren die Donau hinab und suchen nach Freunden sie ab.

" Die Ulmer Schachtel, ihre Mannschaft und ihr Wahlspruch finden am Fluss überall Sympathien. Leider sind sie in der Heimat nur noch selten zu sehen - Naturschutzauflagen und die seichte Donau in Donauwörth machen der "Gesellschaft der Donaufreunde Ulm e. V. " zu schaffen.

Deshalb haben die Freizeitkapitäne ihre Traditionsfahrt 2019 nach stromabwärts verschoben. Ein Tieflader bringt die 20 Meter lange Schachtel nach Kelheim und setzt sie dort in den schiffbaren Fluss ein. Die Reise geht über Wien und Bratislava nach Budapest und endet am 12. Juli in Belgrad.

Die schwäbisch-oberbayerische Donau bleibt ausgespart. "Das passt uns auch nicht", versichert Vereinspräsident Andreas Huber, "aber ohne Motorantrieb können wir die obere Donau nicht befahren. " 2018 hatte das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen den Motoreinsatz untersagt. Die Schachtelfreunde kämpften sich mit langen Stechpaddeln von Staustufe zu Staustufe - bei Niedrigwasser und Gegenwind eine mühsame Angelegenheit. Die Naturschutzbehörde beruft sich unter anderem auf die Fischereiberechtigten, die keine Motorboote auf der Donau sehen wollen. Das Landgericht Augsburg hatte allerdings 2006 festgestellt, dass die einmaligen Fahrten den Jungfischen nicht schaden und wies die Klage eines Fischereifunktionärs ab.

2018 wollten die Donauschwaben nur der alten Reichsstadt Donauwörth eine Gefälligkeit erweisen und zu deren Hafeneinweihung mit der Schachtel anlanden. Die Ankunft ist entsprechend gefeiert worden, musste aber mit einer Ausbaggerung der seichten Stelle an der Donauwörther Brücke mühsam vorbereitet werden.

"Aufsetzen wollen wir auch nicht gerade", sagt Henning Petershagen, ein routinierter Donaufahrer. Der Stahlrumpf der neuen Schachtel hat mehr Tiefgang "und braucht einige Zentimeter Donauwasser unter dem Schiff. " Der Wunsch für künftige Fahrten bleibe aber ein Start in der Heimat Ulm mit Passagen in Günzburg, Lauingen, Gundelfingen, Dillingen, Donauwörth, Neuburg, Ingolstadt und Vohburg.

Vielleicht kann der "Knackpunkt Donauwörth" mit Hilfe der Europäischen Union beseitigt werden. Die Stadt hat sich zusammen mit den Lechwerken für ein EU-Projekt mit Aufwertung des gesamten Donauwörther Flussbereichs beworben. Dazu kommt die Anbindung der Altstadtinsel Ried mit Hilfe der Städtebauförderung. "Wir hoffen in Kürze auf einen positiven Bescheid aus Brüssel", sagt Christiane Kickum, Leiterin des Stadtmarketings Donauwörth. Dann könnte auch die Donausohle ausgebaggert und stabilisiert werden. Das würde freie Fahrt für die Ulmer Schachtel bedeuten, "die bei uns immer sehr willkommen ist. "