Bertoldsheim
Verzweifelte Suche nach Hecht und Huchen

Funktioniert "Deutschlands aufwendigste Fischtreppe"? - Verein verlangt Unterwasserkameras

05.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:18 Uhr
Die Fischtreppe Bertoldsheim bereichert die Landschaft, aber die Fischer wissen noch nicht, ob sie überhaupt plangemäß funktioniert. −Foto: Foto: r

Bertoldsheim (r) Als "Deutschlands aufwendigste Fischtreppe" ist sie vor einem Jahr am Kraftwerk Bertoldsheim eröffnet worden, drei Millionen Euro hat die Rhein-Main-Donau AG RMD) investiert.

Doch jetzt plagt die Fischereiberechtigten der Zweifel, ob Zander, Hecht, Forelle & Co. tatsächlich die 1,2 Kilometer lange Umleitung in die Donau finden.

"Die Bilanz bisher ist enttäuschend", urteilt Josef Hubbauer, Sprecher der Interessensgemeinschaft der Donaufischer. Mit Reusen und einem Elektrofischen hat der Neuburger Verein versucht, die Wanderung der Fische nachzuempfinden. Aber bis auf die allgegenwärtigen Aitel und einige kleine Forellen habe man nichts feststellen können.

Um die Wirksamkeit der Fischtreppe klar belegen zu können, braucht es aus Sicht der Fischer unbedingt ein "Monitoring". Und dazu gehörten moderne Unterwasserkameras, die den Fischzug kontinuierlich aufnehmen - falls es ihn denn gibt. Den Einwand des von der RMD beauftragten Fischereibiologen, das Wasser sei zu trüb, lassen die Fischereiberechtigten nicht gelten. Wenn nicht gerade Hochwasser abfließt, reiche die Sicht für Filmaufnahmen aus. An anderen Standorten habe sich gezeigt, dass etliche Fischarten bevorzugt nachts wandern.

"Kraftwerksbetreiber Uniper steht im Wort und muss seine Zusagen jetzt einhalten", verlangt Josef Hubbauer. Er schätzt, dass das Film-Monitoring mit rund 30 000 Euro Aufwand zu installieren sei. Die Inhaberin des Donaufischrechts habe wegen der Zusage eine Klage vor dem Verwaltungsgericht zurückgezogen. Das gelte auch für die Installation eines Pegels am Einstieg des "Bypasses" unterhalb der Staustufe. Die Fischer wollen damit sicherstellen, dass nicht zuviel Wasser in die Donau abfließt und 800 bis 900 Liter pro Sekunde im Umlaufgraben verbleiben.

Dieser Entwässerungsgraben wird für die Fischumleitung mitverwendet. Die Vermischung mit 500 Liter Donauwasser pro Sekunde habe bereits zu ökologischer Verschlechterung im Graben geführt. Aus der Donau fließen auch Feinsedimente mit herein, "die wertvolle Laichplätze von Äschen und Forellen zuschwemmen", so die Fischer. Die steigende Wassertemperatur verändere die (Unterwasser)Pflanzenwelt und lasse seltene Arten verschwinden.

Die RMD-Vertreter bitten die Fischer um Geduld. "Auch am Fischpass Ingolstadt hat es länger gedauert, bis sich die Fische darauf eingestellt haben", daran erinnert RMD-Pressesprecher Jan Kiver. Ob das für klare Lachsflüsse entwickelte Kamera-Monitoring in Bertoldsheim funktioniert, könne er nicht beurteilen. Andernorts würden Sperrreusen verwendet. Aber die Dokumentation des Fischzuges sei Teil der Auflagen, "und die werden wir natürlich erfüllen. " RMD und Uniper liege jedenfalls sehr daran, dass die Anlage funktioniert und von den Donaufischen angenommen wird.

Die Fischumleitung in Bertoldsheim mit 38 Becken und Raugerinnen hat die Landschaft zweifelsohne interessanter gemacht. Spaziergänger und Ausflügler tummeln sich gelegentlich an den Natursteinbecken. Wenn dort im Sommer auch noch gebadet wird, so der RMD-Sprecher, fördert das nicht gerade die Fischwanderung.