Rennertshofen
Mähmesser töten 600 000 Kitze und Hasen

21.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Vorsichtig trägt Katarina Reile das kleine Kitz aus der Wiese bis zum Waldrand. Dort wird es bald von seiner Mutter in Obhut genommen. Durchsuchen der Wiesen rettet Jungtieren das Leben. - Foto: r

Rennertshofen (r) Verpackt zwischen zwei Grasbüscheln trägt Katarina Reile vorsichtig ein Rehkitz aus dem hohen Gras, während nebenan bereits der Kreiselmäher die Halme umlegt. Dieses Bambi ist gerettet, doch bundesweit lassen 600 000 Jungrehe unter scharfen Messern ihr Leben.

An Pfingsten ist erwarten, dass die Landwirte in Scharen zu Mäharbeiten ausrücken. Zu lange hat das nasskalte Maiwetter die Ernte hinausgeschoben. Die Bauern holen jetzt Grünfutter für ihr Vieh oder Gras für die Silos.
 

Genau in diese Zeit setzen die weiblichen Rehe ihre Jungen – bevorzugt an den Waldrand oder in hohe Wiesen in Waldnähe. Vor Fuchs und anderen Raubtieren sind die Kitze damit einigermaßen sicher, nicht aber vor den schweren Mähmaschinen der Landwirtschaft.

Hegeringleiter Peter Reile durchkämmte gestern mit Helfern die ersten Wiesen in seinem Jurarevier zwischen Ammerfeld und Emskeim. Prompt fanden sie drei Kitze und brachten sie am Waldrand in Sicherheit. Die Muttergeiß findet die Jungen sofort – wenn die Menschen abgerückt sind.

Weitere Wiesen und Rehe werden folgen. In der Regel gibt der Landwirt den Jägern Bescheid, bevor er mit dem Mähen beginnt. Überall suchen zuverlässige Revierinhaber jetzt nach Jungwild in den Wiesen. In erster Linie geht es darum, Verluste und Tierleid zu vermeiden. Der Deutsche Jagdverband geht davon aus, dass in jeder Saison 600 000 junge Rehe, Hasen, Fasane und andere Feldtiere von Mähmessern getötet oder verstümmelt werden.

Das Natur- und Tierschutzgesetz verpflichtet die Landwirte zu Vorkehrungen gegen den Mähtod. In Konfliktfällen ist es 2009 zum Beispiel in Hessen zu Verurteilung von Bauern zu Geldstrafen gekommen, weil sie überhaupt nichts gegen die Gefahren beim Mähen unternommen hatten.

Maßnahmen gegen den Kitztod erbittet auch das Landratsamt Neuburg. Die Landwirte könnten mechanische "Wildretter" am Traktor montieren oder vor der Mahd Scheuchen aufstellen. "Auf jeden Fall verdient unser Rehwild tiergerechte und waidmännische Behandlung", bittet Landrat und Jäger Roland Weigert seine grünen Kollegen um entsprechenden Einsatz.