Patricia Viertbauer über das Wahlalter

11.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:29 Uhr

Das soziale Umfeld und Aufklärung in der Familie, persönliche Interessen aber auch die Früherziehung in der Schule - es gibt zahlreiche Faktoren, die die politische Denkweise der Jugendlichen formen und beeinflussen.

Ob man im ländlichen Raum oder mitten in einer Großstadt wohnt, hat ebenso Auswirkungen auf die politische Tendenz wie die Aktivität der einzelnen Parteien. Das Alter nimmt auch Einfluss auf das Wahlverhalten der jungen Menschen, das soll jedoch nicht "je älter, desto reifer" bedeuten. Im Alter von 16 Jahren ist manch einer geistig fortgeschrittener als es ein Erwachsener ist - doch es muss nicht unbedingt so sein. Deswegen ist die Frage, ob eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre mehr Chancen oder Risiken birgt, sehr schwierig zu beantworten. Denn in der Schule und durch Bildungsangebote in vielen Städten bekommen viele jungen Menschen erste Einblicke in Politik, Wahlen und wichtige Entscheidungen auf dieser Ebene. Außerdem sind Jugendliche oft ungezwungener und sehen die Wahlprogramme und Ideale der einzelnen Parteien ohne voreingenommen zu sein. Doch das Thema "Wählen ab 16" hat auch eine Kehrseite. Leichte Manipulierbarkeit und Unerfahrenheit in der Politik können eine rationale Meinungsbildung beeinträchtigen. Wenn diese ihr Kreuz dann unüberlegt setzen - spiegelt ein Wahlergebnis dann überhaupt ihre Forderungen wider? Eine durchdachte, rationale Meinung im Bereich der Politik hat der Mensch nicht ab einem gewissen Zeitpunkt in seinem Leben - jeder Einzelne entwickelt sich individuell. Wenn für kommende Wahlen das Mindestalter auf 16 Jahre gesenkt wird, müsste sowohl mit Licht- und Schattenseiten gerechnet werden. Ob eine Herabsetzung dann im Endeffekt sinnvoll ist, würde nur eine tatsächliche Wahl unter dieser Voraussetzung zeigen und ist pauschal nicht absehbar.