Neuburg
Neue Kantorin für die Christuskirche

In Edyta Müller werden große Erwartungen gesetzt - Stelle war etwa fünf Jahre vakant

03.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:24 Uhr
Vertrauensmann Peter Kaube, Pfarrer Jürgen Bogenreuther und Kirchenrat Martin Ritter (v. l.) verpflichteten Edyta Müller als neue Kantorin der evangelischen Christuskirche Neuburg. −Foto: Fotos: Hammerl

Neuburg (DK) Der erste Satz in ihrer Bewerbung um die Kantorenstelle an der Christuskirche in Neuburg lautete: "Die Kirchenmusik ist meine große Leidenschaft". Am Sonntag wurde Edyta Müller (39) in feierlichem Gottesdienst als neue Kantorin verpflichtet - nach "gefühlten zehn Jahren Vakanz".

So jedenfalls fasste Pfarrer Jürgen Bogenreuther die lang gewordenen etwa fünf Jahre zusammen, die sich die Christuskirche mit ehrenamtlichen Chorleitern und Organisten behelfen musste. Ihnen galt daher sein erster Dank - niemand habe an fehlender Kirchenmusik leiden müssen. Die Freude über die neue Kantorin war dennoch groß und spürbar - vielleicht nicht am geringen Kirchenbesuch von etwa 50 Personen ablesbar, dafür umso mehr bei den Verantwortlichen. Vertrauensmann Peter Kaube freute sich, eine so versierte Musikerin gewonnen zu haben. Er hoffe, dass sie die Chöre mit Freude und Fingerspitzengefühl leiten, sich bald mit der ihr vielleicht noch etwas unbekannten Liturgie anfreunden werde und die Gemeinde zum Mitsingen modernerer Lieder animieren könne.

Pfarrer Bogenreuther erklärte eingangs, die Dreiviertelstelle sei vollständig bei der Christuskirche angesiedelt worden. Vorgängerin Stefanie Hruschka hatten sich Apostel- und Christuskirche geteilt. "Das hat zwar etwas Schmerz bei der Apostelkirche verursacht, geht aber nicht gegen sie", erklärte Bogenreuther, sondern sei eine Entscheidung des Dekans gewesen. Hintergrund ist, dass Kirchenmusiker so rar sind, dass die Stellen möglichst attraktiv zugeschnitten werden müssen. Ein weiterer Grund, die Stelle in Neuburg anzusiedeln, war das vielfältige kulturelle Leben, für das Neuburg bekannt sei - "da sollte die evangelische Kirchenmusik nicht zurückstehen".

Zu den Aufgaben der Kantorin gehört es, Gottesdienste und Kasualien zu begleiten - natürlich in Abstimmung mit Pfarrern und ehrenamtlichen Chorleitern und Organisten. Zudem soll sie die Chöre unterstützen und fördern, eventuell auch zusätzliche Gruppen gründen. Neu ist, dass Müller auch für kirchenmusikalische Konzerte verantwortlich ist, wofür sie "hohe Kompetenz und reiche Erfahrungen" mitbringe.

Die gebürtige Polin hat schon im Grundschulalter Klavierunterricht erhalten und stieg dann später auf Orgel um. Zunächst studierte sie in Danzig Musik, kam dann als Erasmusstudentin nach Hamburg, wo sie 2009 ihr erstes kirchenmusikalisches Diplom, zwei Jahre später in Lübeck ihr A-Diplom erhielt. "Wir sind dankbar, dass sie über viele Stationen den Weg nach Neuburg gefunden hat", sagte Kirchenrat Manuel Ritter, der Müller gemeinsam mit Bogenreuther und Vertrauensmann Peter Kaube als Kantorin verpflichtet hatte, so dass sie für den Rest des Gottesdienstes ihren Platz an der Orgel einnehmen und Chorleiter Dietmar Jansen ablösen konnte. Müller war drei Jahre im schleswig-holsteinischen Boostedt und fünf Jahre im niedersächsischen Hittfeld als Kirchenmusikerin tätig, nebenbei studierte sie Komposition und arbeitete unter anderem in Bad Oldesloe als Chorleiterin. Zuletzt war sie in Ponitz in Thüringen tätig.

Dass es sie nun noch weiter in den Süden verschlagen hat, begründet sie mit einer besonderen Vorliebe für Bayern, das ihr schon von daher vertraut sei, weil es ähnlich wie Polen überwiegend katholisch geprägt sei. Sie selbst wuchs zwar katholisch auf, konvertierte später jedoch in Deutschland. Erste Kontakte zur evangelischen Kirche hatte sie bereits in ihrer Heimatstadt, wo es eine evangelische Minderheit gab. Die Ökumene liege ihr am Herzen, sagt sie. So könnte sie sich - natürlich in Absprache mit den Pfarrern und dem katholischen Kantor - einen ökumenischen Projektchor vorstellen. Der Name Müller verwundert angesichts ihrer polnischen Herkunft, sei aber nicht eingedeutscht. "Mein Urgroßvater kam aus Österreich, meine Großmutter wurde in Deutschland geboren", erzählt sie. Zwar hätten die Kommunisten ihren Vater bedrängt, den Namen ins polnische abzuwandeln, doch der habe das standhaft verweigert - schließlich sei der Name Identität.

Andrea Hammerl