Neuburg
Theater gegen rechte Gewalt

"ue-Theater" aus Regensburg spielt an der Neuburger Mittelschule das Stück "Elly und Ingo"

17.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Elly und Ingo: Das Opfer und der Neonazi – verkörpert von Christina Wagner und Daniel Gimpel. - Foto: Sörgel

Neuburg (DK) „Ich bin richtig erschrocken“, meint Mathias. Und Korbinian ergänzt: „Ich habe richtig Angst gekriegt, ich dachte, der ist ein echter Nazi!“ Wie diesen beiden Schülern aus der 9a erging es auch vielen anderen Schülern der neunten und zehnten Klassen der Mittelschule Neuburg, die das Stück „Elly und Ingo“ des Regensburger „ue-Theaters“ erlebten.

Gebannt verfolgten sie eine Stunde lang die Vorstellung. Besonders überzeugend war die darstellerische Leistung von Daniel Gimpel, der mit seinen Wutausbrüchen, seinen Hasstiraden und seinen gewalttätigen Attacken den Neonazi Ingo verkörperte. Genauso beeindruckt waren die Schüler auch von Christina Wagner, die Elly Maldaque verkörperte. Man hätte eine Nadel fallen hören können, als sie mit zarter Stimme von ihrer Kindheit erzählte, in der sie wenig Liebe, aber viel Gewalt erlebt hatte. Elly Maldaque wurde Lehrerin und unterrichtete während der Weimarer Zeit in Regensburg. In den Anfängen der Nazizeit wurde sie als linke Rebellin von der Gesellschaft ausgeschlossen und schließlich in eine „Irrenanstalt“ abgeschoben. Dort starb sie 1930 unter ungeklärten Umständen und gilt heute als erstes Opfer der Nazizeit in Regensburg. Ingo, ein Neonazi der „Jetztzeit“, hat als Kind und Jugendlicher ebenfalls Ausgrenzung und Gewalt erfahren. Auch diese Figur ist authentisch.

In dem Theaterstück werden beide Lebensläufe miteinander verknüpft. Was sie verbindet? Beide wuchsen in einem Elternhaus ohne Liebe auf, hatten einen Vater, der seinen Kindern keine Wärme schenkt, sondern sie mit Gewalt und Prügel zu erziehen versuchte. Beide sind Opfer der Gesellschaft, in der sie leben und von der sie ausgegrenzt werden. Doch sie entscheiden sich für unterschiedliche Wege.

Im Anschluss ergaben sich in der Diskussion mit dem Autor und den Schauspielern noch zahlreiche Fragen. Warum sie dieses Stück aufführen? „Wir wollen, dass Jugendliche selbst denken und nicht als Mitläufer in die rechte Szene abrutschen. Solche Morde, wie sie der NSU begangen hat, dürfen nie mehr geschehen.“ Dies entspricht auch dem Anliegen der „Sinninger Initiative gegen Rechts“ und des „Freundeskreises der Mittelschule“, die daher diese Theateraufführung großzügig unterstützten.