Neuburg
Hexen übernehmen die Macht

Die Untere und die Obere Altstadt ganz im Zeichen des Weiberfaschings

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Männlein und Weiblein feiern in Neuburg den Weiberfasching gemeinsam. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Allerlei Getier mischte sich unter die Hexen, die in der Altstadt rund um den Marstall, sowie in der Unteren Stadt mit den Zentren Schrannenplatz und Kolpinghaus unterwegs waren. Männlein und Weiblein feierten gemeinsam, wie es im Neuburger Weiberfasching üblich ist.

Eine halbe Stunde später als gewöhnlich, dafür umso motivierter begann der Weiberfasching vor dem Marstall mit dem traditionellen Hexensprung über den brennenden Feuerkorb. Allein, zu zweit oder zu dritt sprangen die Maskierten mal mehr mal weniger elegant, immer aber sicher und hoch genug, flankiert von den Feuerspuckern von Spectaculum de diabolico, die den Ottheinrichplatz in gespenstisches Licht tauchten. Belohnt wurden alle Akteure mit einer Runde Hexenschnaps von den Pfadfindern.

Dem Fanfarenzug gefiel es heuer so gut draußen, dass er noch mal zu einer zweiten Tanz- beziehungsweise Fanfarenrunde um das Feuer ansetzte, ehe er die erste, zweite und dritte Stimme vor der Bühne im Innern des Marstalls in die Höhe hüpfen ließ und den altehrwürdigen Pferdestall so richtig ohrenbetäubend zum Beben brachte. Der füllte sich relativ langsam trotz fetziger Live-Musik der Münchner Band Dirty Tones. Manfred Enders Hexenküche war auf den Ansturm auf Hexenfinger, Teufelsburger und Pizza-Baguette bestens vorbereitet, nicht einmal der hungrige Fanfarenzug schaffte es, dem Küchenchef die gute Laune zu verderben.

Schon zu früher Stunde war auf dem Schrannenplatz die Hölle los, lagen Glasscherben am Boden und so mancher der überwiegend jugendlichen Maschkerer hatte schon kurz nach 21 Uhr deutlich über den Durst getrunken.

Überwiegend Stammpublikum fand sich beim Neuwirt ein, der längst mehr als ein Geheimtipp ist. Gut gelaunt gab Anke Deiml im feschen Stewardessenoutfit den Ankommenden einen Hexenschnaps in die Hand und dirigierte sie weiter nach hinten, stets den Füllungsgrad im Auge behaltend, um gegebenenfalls dem Securitymann draußen die Anweisung zum Schließen zu geben. Hineingeschafft hatte es wieder Amor, der seinen Stammplatz auf der Ofenbank einnahm und von dort seine imaginären Pfeile unter das gut gelaunt tanzende Maskenvolk abschloss. Ob er dabei ins Herz getroffen hat? Bei manchen Verkleidungen dürfte er sich beim Zielen schwergetan haben, so bei dem aus dem gleichnamigen Disney Film entsprungenen Baymax, der sich in seinem aufgeblasenen Kostüm die Hofgartentreppe vorsichtig Schritt für Schritt hinaufkämpfte. Auf der Ebene tue er sich leichter, verriet der Neuburger, "nur die Treppe ist schwierig". Damit hatte der Heilige Nikolaus, der ihm ein paar Meter weiter hinten folgte, keine Probleme. Ob er sich in der Zeit geirrt hatte? Offenbar nicht. "Irgendwer muss ja aufpassen", begründete er seine Anwesenheit lachend.

Eine Gruppe hellbrauner Mammuts hielt untereinander mit allem Kontakt, was das Plüschkostüm hergab, vom Rüssel über Stoßzähne bis zum Schwanz, römische Legionäre übten mit ihren Schilden und Lanzen die Kampfformation Schildkröte, ein Mann im rosa Ballettröckchen öffnete den Security-Leuten geziert sein Mini-Abendtäschlein und fragte mit treuherzigem Augenaufschlag: "Wollt ihr mal reinschauen?". Worauf sein Begleiter im Hahnenkostüm kopfschüttelnd anmerkte: "Das macht der überall so". Wie im Marstall, so war auch im Kolpingsaal noch Luft auf der Tanzfläche. Dort legte ein DJ auf, und auch der Fanfarenzug schaute vorbei, um die Stimmung anzuheizen.

Das Wetter spielte gut mit, es war kühl aber angenehm trocken - die ideale Nacht für Hexen. Bis auf drei Zwischenfälle zu später Stunde am Donaukai blieb es auch für die Polizei relativ ruhig.