Rennertshofen
Sorgen nach Aus für Nationalpark

Im Kampf gegen den geplanten Flutpolder bei Bertoldsheim verlieren die Gegner des Projekts ein wichtiges Instrument

02.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:56 Uhr

Rennertshofen (DK) Im Rennertshofener Rathaus und bei der Bürgerinitiative gegen einen Flutpolder bei Bertoldsheim löst die Nachricht vom endgültigen Aus für einen dritten Nationalpark im Freistaat wenig Begeisterung aus.

Das liegt nicht allein an den Chancen für die Natur in den Donau-Auen. "Vor allem im Zusammenhang mit dem Polder ist das schade", sagt Bürgermeister Georg Hirschbeck (Foto links), der ebenso wie die Mitglieder der eigens gegründeten Bürgerinitiative seit Jahren gegen das geplante Hochwasserschutzprojekt mobil macht.

Doch die Hoffnung der Poldergegner, dass ein Nationalpark in den Donau-Auen das technische Bauwerk im Bereich von Bertoldsheim, Marxheim und Burgheim verhindern könnte, haben sich nun zerschlagen. Am Dienstag entschied das bayerische Kabinett, die auf Eis liegenden Planungen für einen dritten Park im Freistaat endgültig zu stoppen. "Jetzt müssen wir eben allein weiter kämpfen", stellt Hirschbeck pragmatisch fest. "Wir bleiben weiter am Ball", verspricht Peter von der Grün (Foto rechts), FW-Marktgemeinderat und Sprecher der Bürgerinitiative. Aus seiner Sicht kommt das endgültige Aus für den Nationalpark allerdings nicht überraschend. "Ich hatte Markus Söder bereits so verstanden, dass es damit nichts mehr wird", sagt der Bertoldsheimer, betont aber: "Für uns hätten Nationalpark und Polder nicht zusammengepasst, auch wenn beides laut dem Umweltministerium theoretisch möglich gewesen wäre. "

Wie berichtet, wären zumindest die Poldervarianten südlich der Donau, also bei Burgheim, mit einem Schutzgebiet entlang des Flusses und in den großen Auwäldern dort recht schwer realisierbar gewesen. Wie es für das Szenario nördlich der Donau zwischen Marxheim und Bertoldsheim ausgesehen hätte, ist allerdings eine ganz andere Geschichte. Alle drei Varianten hätten im Hochwasserfall ein Fassungsvermögen von 14 bis 19 Millionen Kubikmeter und würden rund 500 Hektar Fläche umfassen.

In der Region jedenfalls scheint niemand diesen Flutpolder, den zweiten neben dem Bauwerk bei Riedensheim, zu wollen. Und auch aus den vier Landtagsfraktionen kommt kaum Zustimmung, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat. Auf diese breite Basis der Ablehnung will von der Grün den weiteren Kampf gegen den Polder stützen. "Die ganze Region ist gegen den Polder, sowohl Politiker als auch die Bevölkerung", sagt er und erinnert an die unermüdlichen Versprechen der Staatsregierung, dass beim Nationalpark nichts gegen den Willen der Bevölkerung entsteht. Ähnlich wie dabei und auch beim Aus für die Skischaukel am Riedberger Horn muss Ministerpräsident Markus Söder nach Ansicht des BI-Sprechers nun auch die Planungen für den Polder stoppen. "Da geben wir nicht auf", betont er. Weitere Gespräche sollen folgen, unter anderem mit der CSU-Fraktion im Landtag.

Die Hoffnungen des Bürgermeisters ruhen unterdessen auch auf seinem Parteifreund Florian Herrmann. Der bayerische Staatskanzleiminister war vor einigen Tagen in der Region, um sich ein Bild von der Situation zu machen. "Ein gutes Gespräch", sagt Hirschbeck. Seine Kollegen in der Neuburg-Schrobenhausener CSU-Spitze können sich sogar einen entscheidenden Impuls von dem Minister vorstellen. "Jetzt sollen erst mal woanders ein paar Polder entstehen", sagt Hirschbeck und erinnert an das Bauwerk bei Riedensheim - wenige Kilometer von Bertoldsheim entfernt. Dort entsteht auf Rennertshofener Grund bereits ein Flutpolder. "Und zwar ohne Widerstand", betont der Bürgermeister, der diese schweigende Zustimmung der Anlieger aber nicht als Argument für ein zweites solches Projekt verstanden wissen will.

Wenig bis gar nichts kann Georg Hirschbeck unterdessen mit dem geplanten Donau-Aquarium anfangen, das die Region als Ausgleich für den gestoppten Nationalpark bekommen soll. "Das ist doch überhaupt nichts", ärgert er sich und vermisst das Naturerlebnis, das ein großes Schutzgebiet aus seiner Sicht geboten hätte. Nur ein gleichwertiger Effekt für die hiesige Umwelt wäre seiner Meinung nach ein adäquater Ersatz. Aus diesem Grund hält es der Rennertshofener Bürgermeister auch nicht für angebracht, das Aquarium nun in seine Gemeinde holen zu wollen. Denn dessen Standort ist nach wie vor offen.