Neuburg
Märchenhaftes Glanzstück

Darsteller des Volkstheaters begeistern mit dem Musical "Replica - Jenseits des Spiegels"

02.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Die Familie wieder vereint: König (v.l./Anita Kerner), Königin (Luise Ilchmann) mit Chloe (Franziska Steinherr) und Penelope (Lisa Moosheimer). Olivia (unten
links/Judith Titze) kann im Gegensatz zu ihrer Freundin Penelope nicht durch den Spiegel in das geheimnisvolle Land Replica gehen. −Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Ovationen im Stehen hat es verdientermaßen für die Uraufführung von "Replica - Jenseits des Spiegels" gegeben. Lucie Schafferhans und Mario Müller ist ein märchenhaftes Musical im Disneystil gelungen, das von einem engagierten Ensemble schauspielerisch wie stimmlich bestens umgesetzt wird.

Eine böse Hexe, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, eine alte Frau, die das Zeug zu einer Hexe hätte, sich dann aber anders entpuppt, eine gute Freundin, die einfach zu lieb ist, um an sich selber zu denken, arme Waisenmädchen, ein trauriges Königspaar, ein böser Intrigant, ein geheimnisvoller Zauberspiegel und eine kleine Liebesgeschichte - es ist alles da, was zu einem romantischen Märchen gehört.

Dazu haben Schafferhans und Müller die passende Musik geschrieben - mal mitreißend-beschwingt wie das Eingangslied "Mrs. Millington" des Chores aus Waisenmädchen, die Londoner Marktbesuchern anno 1875 Broschen verkaufen müssen, um ihren Lebensunterhalt im Waisenhaus zu sichern. Mal bedrohlich wie Manons "Bald schon bin ich eure Königin", berührend das "Flehen" der Olivia. Sehnsüchtig "Irgendwo da draußen" von Lisa Moosheimer, mit der die Hauptrolle der Penelope ausgezeichnet besetzt ist, und Franziska Steinherr, die ihre Schwester Chloe spielt. Da ihre Eltern verschwunden sind, weshalb sie in Mrs. Millingtons (überzeugend als Kinder hassende Waisenhausbetreiberin: Sissy Schafferhans) Anstalt gelandet sind. "Ich tu, was ich will", verkündet trotzig Olivia.

Judith Titze ist die Rolle der uneigennützigen Freundin nicht nur stimmlich auf den Leib geschrieben, sondern gibt ihr auch die Chance, ihr komödiantisches Talent auszuspielen. Sepp Dünstl - mit seiner sehnsüchtigen Arie "Nie zuvor" ? komplettiert das Trio, das sich mutig auf den Weg zum Königsschloss macht, um Chloe zu suchen und zu befreien. Dabei müssen sie auch an Victor (in Sprechrolle: Christoph Lenhart) vorbei.

Zum Schießen Anita Kerner in der Hosenrolle des Königs, den sie mit Piepsstimme sprechen lässt: "Ich bin euer König", im Duett "Supplicium" mit Königin (Luise Ilchmann) aber natürlich eine reife Gesangsleistung abliefert. Zweimal hinschauen muss, wer in der alten Frau namens Old Emma Kerstin Egerer erkennen will. Da hat die Maske (Melanie Lux, Sophie Hammerl, Carina Mayr, Pauline Ettl, Susanne Ilchmann, Stefanie Schweiger) einiges zu tun, um sie mindestens um das Doppelte altern zu lassen. Doch ihr Alter, das Egerer, die auch als Regieassistentin fungiert, in jeder Attitüde glaubhaft macht, hält sie nicht davon ab, die Wegbeschreibung ins Schloss in rasantem Tempo vorzutragen - was gesungen besonders amüsant rüberkommt.

Beschwingt die Choreografie von Monique Serrano-Rivera, passgenau die Technik von Andreas Graf, praktisch das Bühnenbild, das dank der auf Leinwand eingespielten Bilder mit wenigen Requisiten, die schnell umgebaut sind, auskommt. Vergnügliche zwei Stunden beschert das ambitionierte Ensemble seinem Publikum, das immer wieder mit kräftigem Szenenapplaus vor allem die Gesangssolisten belohnt, die dem Anspruch ihrer Rollen durchweg gerecht werden. Dem Komponistenduo ist es gelungen, ihre Amateursänger zu fordern, aber nicht zu überfordern, so dass es ein echtes Vergnügen ist, ihnen zuzuhören und zuzuschauen.

Weitere Aufführungen am Freitag und Samstag, 6. und 7. sowie 13. und 14. April, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf in den Geschäftsstellen des DONAUKURIER, also in Neuburg in der Schmidstraße C113, Telefon (08431) 6476520.