Kleinhohenried
Liederlicher Abend begeistert das Publikum

Sängerin Anna Janina Remsperger bekommt für ihre Chansons im Haus im Moos viel Applaus

05.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:48 Uhr
Premiere bei der Reihe "Ein Abend im Moos": Erstmals zeigte Anna Janina Remsperger aus Ingolstadt ihr neues Programm "Ein liederliches Stück - jetzt noch liederlicher". Begleitet wurde sie von ihrem neuen Pianisten Simon Mack aus Weichering. −Foto: Hammerl

Kleinhohenried (ahl) "Jetzt noch liederlicher" - ein verheißungsvoller Titelzusatz, dem Anna Janina Remsperger vollauf gerecht wird.

Das geht dem Publikum im Haus im Moos schon beim ersten Lied auf. Am Ende ihres "Abends im Moos" in Kleinhohenried wird es drei Zugaben von der stimmgewaltigen Chansonsängerin aus Ingolstadt fordern und bekommen.

Dazwischen liegen zwei Stunden bester Unterhaltung, denn Anna Janina singt nicht nur hinreißend, sondern bezaubert zugleich mit Charme, Temperament und ungeheurer Ausstrahlung. Der Auftakt mit "Ach Mama, ihr ahnt es nicht" von Walter Brandin ist so unglaublich frech, dass die Zuhörer zwischen Lachen und Staunen hin- und hergerissen werden. Dabei sitzt Janina in Riesenkontrast zum pikant-anrüchigen Text züchtig auf ihrem Reisekoffer, angetan mit Hut und grauem Reisekostüm, das ihr im warmen Galeriesaal einiges abverlangt. Nur gut, dass sie es ohnehin - des Programms wegen - bald darauf ausziehen muss. Das tut sie gekonnt à la Hildegard Knef - "Ich zieh mich an und langsam aus" -, so dass die Männer der zufällig dazugestoßenen Manchinger Radfahrergruppe, die Bildungsstättenleiterin Steffi Klatt kurzerhand auf ein Getränk eingeladen hat, ihren Zwischenstopp gerne noch etwas verlängert hätten.

Als "Circe" (Friedrich Hollaender) steht Anna Janina nach ihrem "Strip" im enganliegenden schwarzen Fransenkleid der 1920er-Jahre auf der Bühne und behauptet mit vielsagendem Augenaufschlag, Männer seien ihre besten Freunde. Einer ihrer besten sei ein Zauberer, der ständig üben müsse - im Gegensatz zu Frauen, denn "wir sind von Natur aus Hexen".

Das dürfte auch der junge Mann gedacht haben, der nach einem Schiffbruch mit sechs Frauen "Auf einer einsamen Insel" strandet und nur den Sonntag frei hat, bis ein weiterer männlicher Schiffbrüchiger strandet. Doch statt wie erhofft die Damen unter sich aufzuteilen, hat der Ankömmling ebenfalls nur Augen für den jungen Mann. Die Melodie des Liedes stammt von Simon Mack aus Weichering, Anna Janinas neuem Mann am Klavier, mit dem sie sich immer wieder amüsant plänkelt. Nach dem revolutionären Gassenhauer "Raus mit den Männern aus dem Reichstag", den Hollaender 1926 für Claire Waldorf schrieb, gesteht Anna Janina ihrem Pianisten zu, manchmal seien Männer ja ganz nützlich, "zum Beispiel am Klavier". Nur frech werden darf er nicht, denn "sonst kommst du zurück in die Kiste". Der alte Reisekoffer enthält weitere Utensilien, überwiegend, aber nicht nur aus der Chanson-Hochzeit des vergangenen Jahrhunderts, wie die Federboa, die die Künstlerin teert und federt, Frack und Zylinder, eine Muschel, aus der Meeressand rinnt, oder das Sektglas, das sie zwischen den Fingern zerdrückt. Bonbons fliegen zu Georg Kreislers bitterbösem Wiener Schmählied "Tauben vergiften im Park" ins Publikum, herrlich ironisch "Der Neandertaler" mit Keule als heimlicher Traum aller Frauen.

Anna Janina und ihrem wandelbaren, klaren Sopran, der den Chansons ihren eigenen Stempel aufdrückt, ließe sich noch stundenlang lauschen, zumal das komplett von ihr selbst zusammengestellte Programm-Update "Ein liederliches Stück - jetzt noch liederlicher" aus einem Guss ist, so dass sie noch authentischer rüberkommt. Die begeisterten Zuhörer danken es mit Ovationen im Stehen, dafür gibt es dann noch Anna Depenbuschs "Tim liebt Tina" und zwei weitere Zugaben aus dem Programm, bis Anna Janina den Pianisten erschöpft aber lachend anweist, den Klavierdeckel zu schließen.

Steffi Klatt wünscht sich ein Wiedersehen, und auch im Publikum wird laut darüber nachgedacht, wo Anna Janina im eigenen Dorf auftreten könnte. "Aber nicht im Pfarrsaal, sonst fällt der Frauenbund in Ohnmacht", meint eine Frau augenzwinkernd.