Neuburg
"Ich will eine Abgeordnete für ganz Bayern sein"

Die Neuburgerin Christina Wilhelm bewirbt sich für die AfD um ein Mandat im Landtag

17.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr
Die Kandidatin vor der Kulisse ihrer Heimatstadt: Christina Wilhelm aus Neuburg will für die AfD in den bayerischen Landtag. −Foto: Foto: Janda

Neuburg (DK) Veränderung ist in diesen Wochen das Zauberwort für Christina Wilhelm - und zugleich ihre oberste Prämisse.

"Ich will in Bayern etwas verändern", sagt die Neuburgerin. Und im Landtag, in den die Vorsitzende des AfD-Kreisverbands Neuburg-Schrobenhausen im Oktober einziehen will, ist dieses Ziel aus ihrer Sicht erreichbar. "Dort kann ich wirklich etwas bewirken", erklärt sie.

Allzu schlecht schätzt die 39 Jahre alte Mutter dreier Kinder ihre Chancen bei der Wahl nicht ein. Mit Listenplatz sieben geht sie als bestplatzierte weibliche Kandidatin ihrer Partei in Oberbayern ins Rennen, auch die Umfragewerte der AfD sehen derzeit recht günstig aus. "15 Prozent plus x sind meine Hoffnung", erklärt Wilhelm daher und kündigt gleich noch eine umfangreiche Kampagne an. Doch egal, wie die Landtagswahl für sie ausgeht: Ihr bislang größter Coup ist der Fremdsprachenkorrespondentin, die im Neuburger Stadtteil Heinrichsheim wohnt, bereits vor knapp einem Jahr gelungen. Als Direktkandidatin ihrer Partei für den Bundestag holte sie im Wahlkreis Ingolstadt satte 13 Prozent, in Neuburg-Schrobenhausen landete sie sogar auf Platz zwei - und das ohne große politische Vorerfahrung. "Wenn wir das wiederholen können, sähe es sehr gut aus. "

Die Themen von damals stehen teilweise auch noch heute auf ihrer Agenda. "Denn vieles hängt eng mit der Entwicklung auf Bundesebene zusammen", erklärt sie. Ein Beispiel: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, das aus Wilhelms Sicht nichts bringt und das sie daher am liebsten sofort abschaffen würde. Stattdessen sind gleiche Lebensverhältnisse in den Städten und auf dem Land Wilhelm ebenso wichtig wie mehr Forschung, eine starke Landwirtschaft, kommunale Wohnbauprogramme, ein Ausbau der Digitalisierung in den Verwaltungen und eine Stärkung der Polizei im Freistaat. "Ich will eine Abgeordnete für ganz Bayern sein", sagt sie und fordert auch einen Ausbau der medizinischen Versorgung. Wie das funktionieren soll, weiß Wilhelm genau. Nämlich über Anreize, beispielsweise zinslose Darlehen und eine Umsatzgarantie mit dem Staat als Bürgen für die Anfangszeit. Gleichzeitig legt sie die Messlatte für Mediziner und Pflegepersonal aus dem Ausland hoch. "Eine Prüfung der Sprach- und Sachkenntnisse ist aus meiner Sicht obligatorisch", stellt die AfD-Politikerin fest.

Apropos Ausland: Richtig ärgerlich findet sie die Tatsache, dass zig Millionen Euro Kindergeld aus Deutschland über die Grenzen aus dem Land fließen. "Das geht einfach nicht", kritisiert Wilhelm und schlägt als Lösung das französische Modell des Familiensplittings vor. "Wir brauchen wieder mehr Anreize, damit die Menschen auch arbeiten gehen. " Wer das über Jahrzehnte lang getan hat, also in die Arbeit gegangen ist, der muss ihrer Meinung nach auch genügend Geld zum Leben haben. "Wo ist denn die Menschenwürde, wenn jemand im Alter noch einen Nebenjob braucht? ", so ihre rhetorische Frage. Die AfD gehe daher mit einem eigenen Rentenmodell in den Wahlkampf.

Die Zuwanderung bleibt ebenfalls ein wichtiges Thema - dabei hat Wilhelm ihren Kurs aus der Bundestagswahl allerdings angepasst. War die 39-Jährige, die selbst acht Jahre lang auf der Kanareninsel Fuerteventura gelebt hatte und dort in erster Ehe mit einem Spanier verheiratet war, im vergangenen Herbst noch für vorübergehenden Schutz und Asyl aus humanitären Gründen für Menschen aus Syrien, so spricht sie sich jetzt für einen Aufnahmestopp aus. "Der Krieg in Syrien ist vorbei", ist ihre felsenfeste Überzeugung, obwohl die Kämpfe zwischen Aufständischen und Regierungstruppen in der Provinz Idlib andauern und nach wie vor Opfer fordern - darunter auch viele Kinder. Wilhelms Worten zufolge kommen nun allerdings überwiegend Wirtschaftsflüchtlinge nach Deutschland. "Daher müssen wir die Anreize endlich abbauen. "

Dass sie bei einem Einzug in den bayerischen Landtag wohl nicht die einzige Vertreterin aus dem Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen wäre, hält die AfD-Kreisvorsitzende für gut. In einem demokratischen Land sei eine Vielfalt der Parteien positiv, erklärt sie. Dass die anderen Gruppierungen teilweise schon jetzt ihre Fühler in Richtung der möglichen Koalitionspartner ausstrecken, kann Wilhelm aber nicht nachvollziehen. "So wie es jetzt bei den anderen Parteien läuft, wird die AfD auf jeden Fall in die Opposition gehen", ist sie sich sicher. Kritik gibt es vor allem für die CSU und deren Gebaren rund um die Schaffung der Ankerzentren im Freistaat.

Dass sie mit der CSU partout überhaupt nichts anfangen kann, ja ihr sogar immer wieder unterstellt, die Ideen der AfD als eigene Einfälle zu verkaufen, vermag angesichts der Familiengeschichte der Kandidatin etwas überraschen. Immerhin zählte ihr Großvater Ludwig Ade, von 1980 bis 1996 Bürgermeister von Hohenwart, einst zu den wichtigsten Köpfen der Christsozialen in der Region. Nun will die Enkelin im Heimatort des 2012 gestorbenen Großvaters ebenfalls politisch punkten; der Markt gehört ebenso wie Gerolsbach und Scheyern zum Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen. Überzeugen will sie dort auch mit regionalen Themen. Stichwort Donaumoos. "Für die Entwicklung dort brauchen wir einen gesunden Mittelweg, das darf nicht allein zu Lasten der Landwirte laufen", fordert sie. Weitaus strikter bewertet sie den auf Eis gelegten Nationalpark sowie den geplanten Flutpolder bei Bertoldsheim. Für beide Projekte, die in der Bevölkerung alles andere als unumstritten sind, gibt es von Christina Wilhelm ein klares Nein.