Neuburg/Schrobenhausen
Kreis sucht Lösung für Bäder-Minus

Landrat und Fraktionen wollen Gespräche über defizitäre Einrichtungen - Zweckverband steht zur Debatte

29.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:31 Uhr
Vier Bäder, drei Betreiber: das Brandlbad in Neuburg (oben links), das Schrobenhausener Freibad, das Parkbad in Neuburg (unten links) und das Kreishallenbad in Schrobenhausen. −Foto: Stark/M. Schalk/DK-Archiv

Neuburg/Schrobenhausen - 250000 Euro Zuschuss für das Parkbad, 760000 Euro Minus im Kreishallenbad: Die Einrichtungen in Neuburg und Schrobenhausen erweisen sich für den Landkreis als zunehmend schmerzliches Draufzahlgeschäft. Kein Wunder, dass der Ruf nach einer Lösung lauter wird. Denkbar ist nun ein Zweckverband.

Gänzlich neu ist die Idee nicht. Unter anderem CSU und DU hatten solche Gedankenspiele bereits im Wahlprogramm stehen, SPD-Fraktionssprecher Werner Widuckel brachte sie in der jüngste Haushaltsdebatte erneut auf den Tisch. "Wir sollten das Thema vorantreiben", betont er gegenüber unserer Zeitung. Dabei sieht er in einem ersten Schritt die Südgemeinden mit Schrobenhausen in der Diskussionspflicht - was aber eine ähnliche Lösung im Norden oder gar für den gesamten Landkreis nicht ausschließen soll. "Wir müssen aber auf jeden Fall endlich zu einer Lösung kommen", sagt Widuckel, der die zunehmenden Kosten für die freiwilligen Leistungen des Kreises, zu denen die Bäder gehören, mit Sorge beobachtet.

Allein ist er damit beileibe nicht. "Wir wollen bei den Ausgaben runter", stellt Landrat Peter von der Grün (FW) fest. Immerhin steht der Kreis vor riesigen Herausforderungen. Stichwort: Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig spricht er sich aber gegen eine Reduzierung der Öffnungszeiten oder gar eine Schließung aus. Ein Zweckverband oder gar zwei, über die mehrere Gemeinden zusammen die Last tragen würden - ähnlich wie vielerorts bei der Trinkwasserversorgung oder auch bei der Entwicklung des Donaumooses -, wäre daher in seinen Augen durchaus eine charmante Lösung.

Aus diesem Grund will von der Grün die Gespräche mit den möglichen Partnern nun intensivieren. Bereits kommende Woche trifft sich der Landrat mit den Bürgermeistern aus den südlichen Gemeinden, um mögliche Szenarien zu diskutieren. Denn die Varianten sind vielfältig. Geht es nur um die Hallenbäder, die in Neuburg die Stadtwerke und in Schrobenhausen die Landkreisbetriebe betreiben? Oder auch um die Freibäder, die derzeit beide Städte allein tragen? Werden es mehrere Verbände? Gibt es eine ganz andere Lösung? Kommen im nächsten Schritt das vereinsgeführte Waldbad in Oberhausen und eventuell sogar gemeindlich gepflegte Badeseen wie der Burgheimer Naturweiher dazu? "Wir können alles diskutieren", sagt von der Grün, der sich aber nicht weiter äußern will.

Grundsätzlich für Gespräche sind auch die übrigen Fraktionen im Kreistag. "Wir müssen hier eine Lösung finden", sagt Klaus Angermeier, Sprecher der CSU-Fraktion und Bürgermeister von Aresing. Er kann sich auch eine Beteiligung von Kommunen außerhalb des Landkreises vorstellen. Mit dem benachbarten Aichach-Friedberger und Pfaffenhofener Land sollte man zumindest sprechen. "Denn die Leute von dort kommen ja auch zu uns zum Baden", sagt er. Angermeier würde allerdings auch die Freibäder gleich mitdenken. "Das muss man diskutieren", findet er, weiß aber, dass viel Überzeugungsarbeit in den Gemeinden notwendig sein wird. "Denn zahlen muss es am Ende ja immer jemand." Fest steht für ihn aber: In den nächsten beiden Jahren muss es mit diesem Thema vorwärtsgehen.

Für Michael Lederer von den Freien Wählern liegt der Fokus zunächst auf Schrobenhausen mit dem dortigen Kreishallenbad. "Da müssen wir auf alle Fälle die Gespräche suchen", sagt er angesichts des Defizits im Bereich von einer Dreiviertelmillion Euro. Diese und viele weitere Zahlen müssen dem Karlshulder Bürgermeister zufolge aber erst mal allesamt auf den Tisch. "Erst wenn klar ist, was möglich ist, können wir reden", sagt er, stellt aber klar: "Schwimmen muss weiter möglich sein."

Das bleibt auch für die SPD oberste Prämisse. "Wir brauchen den finanziellen Spielraum aber für das Kreiskrankenhaus", sagt Fraktionschef Widuckel. Dass das nicht von heute auf morgen und auch nicht mit einer Reduzierung der Landkreiszahlungen auf null geht, muss seinen Worten zufolge aber klar sein. Sollte es zu einem Zweckverband kommen, dürfte daher wohl auch der Kreis selbst zu den Mitgliedern zählen.

"Das könnte man machen", findet Martin Wendl. Der Sprecher der Grünen-Fraktion sieht in einem oder mehreren Zweckverbänden "die sauberste Lösung" - und zwar "gerne groß", also mit den Freibädern. Auf diese Weise wäre das Personal unter einem Dach, Engpässe wären einfacher zu lösen. Der Karlskroner hält es daher nun für nötig, die Bereitschaft in den Gemeinden abzuklären. Er betont aber: "Es zahlt doch niemand gerne mehr, es wäre aber eine faire Lösung."

Ins selbe Horn stößt Josef Dietenhauser, Chef der DU-Fraktion. "In den Schulverbänden klappt eine solche Kooperation doch auch", sagt er, daher wäre ein Zweckverband die ideale Lösung für ihn. "Dass die Stadt Schrobenhausen das Kreishallenbad übernimmt, klappt doch nie", ist sich Dietenhauser, der selbst Stadtrat in Schrobenhausen ist, sicher. Daher hält er neue und womöglich unkonventionelle Wege für die beste Lösung, um die Kosten für den Landkreis zu reduzieren. "Dass wir etwas tun müssen, ist doch klar."

Gmehling dafür, Reisner wartet ab

Von verhaltenem Optimismus bis zu klarer Zustimmung: Die Rathauschefs der beiden Städte stehen einer Neuordnung der Bäderfinanzierung offen gegenüber. "Ich halte das für sinnvoll", sagt Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling.

Der CSU-Politiker sieht dabei zunächst die Hallenbäder, also das Parkbad in Neuburg und das Kreishallenbad in Schrobenhausen, als sinnvoll für einen Zweckverband. "Über die Freibäder kann man auch reden", so Gmehling, der aber in erster Linie die Situation im Parkbad im Blick hat. Immerhin müsse Neuburg mit einem Zuschuss des Kreises auskommen, während dieser in Schrobenhausen das Bad betreibt. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", sagt er. Eine gemeinsame Lösung mit den Freibädern hätte in Gmehlings Augen auch Charme. "Für das Personal wäre das sinnvoll", sagt er. Immerhin seien die Mitarbeiter, die im Winter in den Hallenbädern tätig sind, im Sommer in den Freibädern gut eingesetzt.

Eher abwartend zeigt sich unterdessen Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner. "Möglich ist viel", sagt der FW-Politiker, der aber die Beratungen abwarten will. Wenn das Umland mitzieht, könnte er sich einen Zweckverband für das Kreishallenbad in seiner Stadt aber vorstellen - vorausgesetzt die Rechnung passt. Klar ist für ihn aber: Eine Übernahme nur durch Schrobenhausen bleibt ein Ding der Unmöglichkeit.

Ebenso skeptisch ist Reisner beim städtischen Freibad. "Ich glaube nicht, dass die Bereitschaft da ist, es an einen Zweckverband zu übergeben", sagt der Bürgermeister trotz laufender Arbeiten am neuen Servicetrakt für rund drei Millionen Euro sowie des jährlichen Defizits von bis zu 300000 Euro. Allerdings: "Vielleicht müssen wir irgendwann doch größer denken."

DK

Stefan Janda