Hollenbach
Die drei Könige kommen immer von rechts

11.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:25 Uhr

Ehefrau Rosmarie ist richtig vernarrt in das tierische Gefolge der Heiligen Drei Könige.

Hollenbach (DK) Richard Haberle hat einen Traum. Einmal für den Augsburger Dom eine Krippe bauen . . . "Das wäre für mich das, was für Michael Schumacher ein Formel-Eins-Sieg war", sinniert der Krippenbauer aus Hollenbach schwärmerisch.

Ungefähr 30 Krippen hat er sich bislang ausgedacht, konstruiert und eigenhändig umgesetzt. Vom ersten Entwurf bis zum letzten Pinselstrich macht er alles selber – mit Liebe zum Detail, handwerklichem Geschick und reichlich Hintergrundwissen sowie jeder Menge Sachverstand.

Angestammte Plätze

Es gibt so einige ungeschriebene Gesetze, die es zu wissen gilt. "Maria steht immer auf der linken Seite, dahinter der Esel – vom Betrachter aus gesehen", erklärt Haberle. Entsprechend gehört Josef und dem Ochsen die rechte Seite der Krippe. Die Hirten bewegen sich auf Maria zu, die Heiligen Drei Könige dagegen kommen von rechts.

Im Zentrum einer jeden Krippe steht die heilige Familie, die Hirten werden vom Stallbeppi, auch Stallpeter genannt, mit seinem Schaf angeführt. Die Sonderstellung dieses Hirten ist besonders aus dem Angelsächsischen überliefert, verbreitet aber ist der Beppi auch in Deutschland, nur hat er meist keinen Namen.

"Viele Fehler" habe er anfangs, so vor 15 bis 20 Jahren, gemacht, erzählt Haberle selbstkritisch. Fehler, bei denen "Krippenprofis lange Nasen ziehen". Mittlerweile ist der Krippenbauer von Hollenbach, wie er im Umkreis nur noch genannt wird, den Kinderschuhen entwachsen, hat viel gelesen, viel angeschaut – dabei auch "viele kleine Sünderlein entdeckt" – und den Austausch mit Kollegen gesucht, um neue Techniken zu erlernen. Die nächste auf seiner Wunschliste ist die Spiegeltechnik, eine Technik in dreidimensionaler Tiefe, bei der das Auge getäuscht wird.

Lesen statt Zeitreise

Ganz besonders interessiert den passionierten Bastler und Tüftler aber auch die Historie. "Niemand war damals dabei und könnte uns erzählen, wie es wirklich war", sinniert er, und Ehefrau Rosmarie lächelt ihm nachsichtig-liebevoll zu. "Gell, du würdest am liebsten eine Zeitreise machen", sagt sie leise. Stattdessen muss er sich damit begnügen, einschlägige Literatur zu lesen, vorzugsweise Bücher von namhaften Religionswissenschaftlern wie Ruth Lapide.

Entwürfe, Zeichnungen, Maße – all das gibt es bei Haberle nicht. "Alles wird im Kopf abgespeichert, Maße habe ich im Gefühl", sagt er. Jedes seiner Werke ist und bleibt ein Unikat. Manches erstellt er als Auftragsarbeit, meist für Kirchen der umliegenden Pfarreien, wie aktuell für die Haselbacher Kirche St. Michael, der er sein jüngstes Werk spendet. "Traumhafte Figuren haben sich die Haselbacher ausgesucht", schwärmt Haberle.

Andere Krippen baut er zunächst einmal für sich selber, manche sind reine Ausstellungsstücke wie Maria und Josef auf der Flucht. Manchmal lehnt er auch ab, ein an sich verkäufliches Stück herzugeben. "Da kann er richtig stur sein", erzählt Rosmarie Haberle. Wer in eine alpenländische Krippe orientalische Figuren hineinstellen will oder umgekehrt, der hat keine Chance bei ihm. "Die Figuren müssen passen", stellt der 52-Jährige fest. Der Trend gehe momentan ganz klar zu den orientalischen Krippen.

Nicht nur Weihnachtskrippen sind im Stadel des Krippenbauers zu bewundern, auch eine Passionskrippe hat er aufgebaut. Sie ist mittlerweile schon etwa fünf Jahre alt.

Die Figuren für seine Krippen gestaltet er inzwischen auch selbst. Die Rohlinge kauft Haberle, alles andere ist eigene Handarbeit. "Die Rohlinge nehm ich aber nicht zurück", hat ihn einst ein Händler gewarnt, "das sag ich Ihnen gleich – da haben schon Handarbeitslehrerinnen aufgegeben." Haberle gab nicht auf, bezahlte aber reichlich Lehrgeld. "Meine ersten Figuren waren unmöglich", erinnert er sich schmunzelnd.

Die Materialpalette, mit der er arbeitet, ist breit gefächert, ob Holz, Styropor, Moos, Stroh oder Stoff. Früher hat er sogar Stein verwendet, doch die Krippen waren so schwer, dass sie hinterher keiner haben wollte.

Geduldige Suche

Auch technische Details fordern den begeisterungsfähigen 52-Jährigen immer wieder. Wo sonst findet sich ein Glöckner, der sich bewegt? Monatelang hat sich der Hollenbacher den Kopf darüber zerbrochen, um das Glockengeläut zusammen mit dem Licht mit einem einzigen Knopfdruck in Gang zu setzen. Bis er zufällig in einem Supermarkt fündig wurde. Dort gab es endlich eine Stereoanlage, die keinen zusätzlichen Powerknopf hatte, sondern allein durch Stromzufuhr in Gang zu setzen ist . . .

Richard Haberles Krippen sind unter anderen in der Weihnachtskrippenausstellung an diesem Sonntag von 10 bis zirka 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses Ehekirchen zu sehen.