Herzzerreißend, selbstironisch und sehr charmant

25.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:38 Uhr

Frech-frivol: Silke Krause, Juliane Gilbert, Susann Jacobi, Franziska Graefe und Cécile Pfeiff (von links) begeisterten als Dresdner Salondamen im Kongregationssaal in Neuburg. - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Einen furiosen inoffiziellen Auftakt feierte die Jubiläumshutschau am Donnerstagabend mit einem mitreißenden Salonkonzert im nahezu ausverkauften Kongregationssaal. Dabei ist nur eines sicher – Silke Krause bleibt bei Tasteninstrumenten und Cécile Pfeiff bei Holzbläsern.

Ansonsten aber wechseln die Dresdner Salondamen munter zwischen Instrumenten, Vokalstimme und humorvollen schauspielerischen Einlagen hin und her.

Das Quintett aus dem Osten Deutschlands – "kurz dahinter beginnt Russland" – reißt von der ersten Minute an mit. Mit Liedern der 20er, 30er und 40er Jahre, Anleihen bei den Comedian Harmonists, bei Zarah Leander und Hildegard Knef, mit Zigeunerweisen, russischen, italienischen oder spanischen Weisen entfachen die Damen ein grandioses Feuerwerk. Juliane Gilbert (Bass, Violincello), Franziska Graefe (Violine, vocal), Cécile Pfeiff (Saxophon, Klarinette, vocal), Silke Krause (Klavier, Akkordeon, Arrangements) und Susann Jacobi (Violine, vocal) beherrschen nicht nur ihre Vielzahl an Instrumenten bravourös, sie erzählen dazu auch Geschichten – nein, sie spielen sie.

Ihr Thema? Ein absoluter Dauerbrenner – die Liebe natürlich. Was würde sich dafür besser eignen als die Lieder jener Goldenen Jahre des vorigen Jahrhunderts? Susann Jacobi moderiert mit herzzerreißendem Augenaufschlag, köstlicher Selbstironie und reichlich Temperament. Hier stehen ihr die Kolleginnen kaum nach und unterstützen mit entrüsteter oder zustimmender, bedauernder oder schadenfroher Mimik die Enthüllungen der Leadsängerin, ob sie nun den "schönen Eduardo von Kastilien" anschmachtet oder als ausgesprochen gelungene Zarah-Leander-Imitation fragt: "Kann denn Liebe Sünde sein" Jacobi gelingt hier das Kunststück, ihr Vorbild streckenweise zu imitieren, dem Lied zugleich aber eine eigene Note zu verpassen.

Weil die Salondamen viel unterwegs sind, was "weitreichende Folgen für die Pflanzen zu Hause hat", sind sie auf Sukkulenten umgestiegen, darunter den "kleinen grünen Kaktus".

Stachelig aber sind sie selbst keineswegs, allenfalls untereinander als "beste Freundinnen". In stilvollen Abendroben mit passenden Hutarrangements passen sie bestens zur Hutschau, sind sie doch selbst erklärte Hutfans. Ganz in Weinrot vor der Pause, in Türkis im zweiten Teil, haben die Damen nicht nur akustisch, sondern auch optisch so manches zu bieten.

Kein Wunder, dass Hutschau-Organisatorin Ute Patel-Mißfeldt vor zwei Jahren beschloss, dieses Ensemble "einmal den Neuburgern anzutun" und dafür auf die sonst übliche interne Feier der Aussteller am Vorabend der Hutschau verzichtete.

Die Dresdner Salondamen sind wahrlich weit mehr als Musikerinnen – sie sind ein Erlebnis, was sich in den Reaktionen der Konzertbesucher spiegelt. Schon beim ersten Lied werden Bravorufe laut, Applaus brandet nach jedem Beitrag auf und wenn nicht fünf Herren mit Blumensträußen nach der zweiten Zugabe unmissverständlich klargemacht hätten, dass hier Schluss ist, dann hätte das Publikum die charmanten Damen sicher noch nicht gehen lassen . . .