Wer schnappt sich den Pokal?

13.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:42 Uhr
Majkl Makalic tippt auf Kroatien. Mit 3:2 als Endergebnis werden die Kroaten seiner Meinung nach den Titel holen. −Foto: Hofmann

Frankreich steht zum dritten Mal in einem WM-Finale, für Kroatien ist es eine Premiere. Wer holt sich am Sonntag den Titel und löst Deutschland als Weltmeister ab? Wir haben mit einem Franzosen und einem Kroaten gesprochen - beide tippen jeweils auf einen Sieg ihres Teams.

Wenn es nach Yannick Willemin geht, wird das am Sonntag eine klare Angelegenheit: "3:0 für Frankreich", tippt der 33-jährige Franzose, der mit Frau und Sohn auf der Donauinsel wohnt. "Wie damals vor 20 Jahren, als die Equipe tricolore gegen Brasilien im eigenen Land den Titel geholt hat." Und die Tore? "Olivier Giroud, Kylian Mpappé und Antoine Griezmann." Willemin hat die Spiele der Nationalmannschaft mit großer Freude verfolgt - beim Viertelfinale gegen Uruguay war er sogar in Paris. "Da war eine super Stimmung", erzählt er. "Die Straßen waren alle voll." Beim Halbfinale sei sogar die Champs-Elyseé gesperrt gewesen.

Der Erfolg im Fußball komme derzeit auch der Politik zugute, berichtet Yannick Willemin. "Die Erwartungen an Präsident Macron waren sehr hoch, und die Umsetzung der Reformen hat zu vielen Streiks und Demonstrationen geführt." Nun aber sei die Euphorie im Land spürbar, jeder drückt die Daumen - auch Macron. "Fußball ist derzeit eine willkommene Aufmunterung." Die Equipe tricolore sei zwar noch jung, agiere aber jetzt schon sehr professionell. In Interviews betonten die Spieler, dass sie sehr stolz seien und nur von Spiel zu Spiel gedacht hätten. "Sie wirken sehr konzentriert." Ob das verlorene Europameisterschafts-Finale von vor zwei Jahren den Druck auf die Mannschaft ins Uermessliche erhöhe? Das glaubt der Franzose nicht. "Jetzt haben sie eine zweite Chance, die werden sie sich nicht entgehen lassen."

Frankreichs Trainer Didier Dechamps kann sich am Sonntag unsterblich machen. Nur Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo ist es bisher gelungen, Weltmeister als Spieler und Trainer zu werden. "Vor dem Turnier ist Dechamps viel kritisiert worden", berichtet der 33-Jährige. "Nun gibt ihm der Erfolg Recht. Wäre es anders ausgegangen, wäre wohl nach der WM Zinedine Zidane neuer Nationaltrainer geworden." Er selbst wird das alles entscheidende Match am Sonntag mit Freunden im Ozon-Café verfolgen - und vielleicht den zweiten Stern für sein Heimatland bejubeln.

Mit Traditionen soll man nicht brechen - das bringt Unglück. Und deshalb wird der Neuburger Majkl Makalic am Sonntag das WM-Finale auch wieder gemeinsam mit seinen Eltern schauen, die aus Kroatien stammen. Der 28-Jährige hat keines der Spiele verpasst - und war dabei immer überzeugt, dass es die Kroaten weit bringen würden. Die Überraschungsmannschaft des Turniers hat immerhin Gegner wie Argentinien und England aus dem Turnier geworfen. "Es war oft sehr knapp", gibt der Spieler des SC Rohrenfels zu. "Aber ich habe nie gezweifelt, dass sie es nicht schaffen. Selbst gegen England wusste ich, dass sie das noch rumreißen."

Mit genau jenem Optimismus geht er auch am Sonntag in das alles entscheidende Spiel um den Weltmeisterpokal. "Mein Tipp lautet 3:2 nach Verlängerung", sagt Majkl Makalic. "Die Tore schießen Luca Modric, Mario Mandzukic und Ivan Rakitic." Der Neuburger mit kroatischen Wurzeln erwartet ein offensives Spiel seiner Mannschaft. "Im Prinzip haben die Kroaten ja nichts zu verlieren." Immerhin sei die Mannschaft schon jetzt weiter gekommen als bei der WM 1998 in Frankreich - damals erreichte die Truppe um Davor Suker den dritten Platz, der bis dahin größte Erfolg des kroatischen Fußballs. "Dieser Druck ist jetzt weg", erklärt der 28-jährige, der in Rohrenfels zuletzt als Verteidiger gespielt hat.

In diesem Finale nicht der Favorit zu sein, ist seiner Meinung nach für die Kroaten ein Vorteil. "Ich glaube, ihnen gefällt diese Rolle, das haben sie ja auch schon gegen Argentinien und England gezeigt." Obwohl die Nationalmannschaft im bisherigen Turnierverlauf oft in die Verlängerung musste und gegen Dänemark und Russland nur knapp im Elfmeterschießen gewonnen hat, glaubt der Neuburger nicht daran, dass es am Sonntag an der Kondition scheitern wird. "Da holt jeder das Allerletzte aus sich heraus."

Mit seiner Verwandtschaft in Kroatien telefoniert Majkl Makalic regelmäßig - dort sei die Stimmung phänomenal. "Die Leute flippen einfach nur aus. Das ist die reinste Freude."
 

Verena Belzer