Wagenhofen
"Bei uns ist alles anders, weil wir anders sind"

Die WaBa-Garde des SV Wagenhofen ist eine außergewöhnliche Formation, die den Fasching auf eine besondere Art feiert

22.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:02 Uhr
  −Foto: WaBa-Garde

Wagenhofen/Ballersdorf (DK) Momentan herrscht großes Faschingsfieber.

Ein Ball jagt den nächsten, nach dem Umzug ist vor dem Umzug und die Gardegruppen in der Region hetzen von einem Auftritt zum anderen. Nicht so die WaBa-Garde vom Sportverein Wagenhofen. "Bei uns ist alles etwas anders, weil wir etwas anders sind" erklärt die Organisatorin Anita Wallesch.

Alles hat 2014 begonnen, als Maria Braun bei einem Skiausflug des SVW von ihrem großen Wunsch erzählte: einmal Faschingsprinzessin sein. Mit Helmut Hartmann war auch schnell ein Prinz gefunden, der allerdings nur antreten wollte, wenn es auch eine Garde gebe. "Daraufhin haben wir recht spontan Trainingsstunden ausgemacht und innerhalb von vier Wochen ein Programm zusammengestellt", erinnert sich Wallesch. Das große Ziel sei immer gewesen, den Faschingsball des Sportvereins neuzubeleben. "Der war ziemlich eingeschlafen, es kamen vielleicht 30 Besucher. " Heute platzt das Wagenhofener Sportheim am Faschingssamstag mit mehr als 200 Gästen fast aus allen Nähten.

Die WaBa-Garde, der Name setzt sich aus Wagenhofen und Ballersdorf zusammen, zählt mittlerweile rund 50 Mitglieder und hat neben einem Prinzenpaar eine Damen-, Jugend- und Breakdance-Gruppe und nicht zu vergessen die "Echten Männer". "Bei uns gibt es an Fasching kein Gesamtmotto, das für alle gilt, sondern jede Gruppe macht, was sie mag", sagt die 46-Jährige. Außerdem würden sich die Konstellationen jedes Jahr etwas ändern - "mal ist jemand krank, eine schwanger oder es möchte einer wo anders mittanzen". Bei den Walleschs ist die ganze Familie in die WaBa-Garde involviert. Ehemann Christian tanzt in der Männergruppe, Sohn Marco ist der Faschingsprinz und Philipp, der Jüngste, tritt mit der Jugend auf. In der Damengruppe, zu der auch Anita Wallesch gehört, und die bislang noch keinen Namen hat, sind momentan neun Tänzerinnen aktiv. "Heuer wagen wir uns als Badenixen beim Synchronschwimmen auf die Bühne", verrät Wallesch. "Ideen für unsere Auftritte sammeln wir im Internet und erarbeiten sie dann gemeinsam. "

Die "Echte Männer"-Gruppe verwandelt sich in diesem Jahr in Piraten. "Die gestalten ihr Training immer recht flexibel", weiß Wallesch, "aber am Ende kommt ja was Gutes raus. " Die Ballersdorferin kann sich noch gut an die Anfänge erinnern, als es für die Kinder noch keine Gruppen gab, diese aber unbedingt selbst etwas machen wollten. "Wir haben vorgeschlagen, dass sie bei uns ein bisschen mitmachen und sich in die erste Reihe stellen können. Das wollten sie aber nicht. " Unter der Leitung von Thomas Vollnhals, der bayerischer und brandenburgischer Meister im Freestyle-Dance ist, hat sich dann die Breakdance-Gruppe "Whynot" gegründet. "Da haben wir nicht schlecht gestaunt, als sie das erste Mal vorgetanzt haben - uns war sofort klar, wir müssen noch ordentlich üben", erzählt die Organisatorin und lacht.

Wenn es um Weihnachten rum einen groben Plan bei der WaBa-Garde für den kommenden Fasching gebe, "dann ist das schon richtig gut für uns". Das Training starte dann zwischen Dezember und Januar. Außer bei den Breakdancern, die ganzjährig üben, würden die einzelnen Gruppen selbst entscheiden, wann und wie oft getanzt wird. "Jeder ist für sich selbst verantwortlich, aber gelegentlich schaut auch Thomas Vollnhals vorbei und behält den Überblick", weiß Wallesch. Einzig bei der großen Generalprobe, drei Tage vor dem Faschingsball, kommt die ganze Truppe zusammen. Auch um die Kostüme kümmern sich die Tänzerinnen und Tänzer selbst. "Wichtig ist, dass es nicht zu aufwendig und teuer ist", immerhin finanziert sich die Garde hauptsächlich selbst und durch Spenden. Der große Auftritt steht dann am 2. März beim Faschingsball des Sportvereins auf dem Programm. "Das ist unsere allererste Vorstellung, ein richtiges Highlight", sagt die 46-Jährige. "Am Tag danach treten wir noch beim Kinderfasching auf. " Da diese Termine immer recht spät angesetzt sind, gibt es auch keine weiteren Auftritte. Außer beim Egweiler Umzug am Rosenmontag und in Nassenfels am Faschingsdienstag ist die WaBa-Garde noch dabei. "Das war's dann aber, es soll ja nicht in Stress ausarten. "

Vor dem Faschingstreiben in Wagenhofen gibt es immer einiges zu tun, oft wird auch ganz modern über WhatsApp kommuniziert. Die Bewirtung übernimmt der Verein und beim Dekorieren des Sportheims helfen alle zusammen. Außerdem gibt es bei der WaBa-Garde eine Besonderheit: die Faschingsorden werden selbstgemacht. "Ich töpfere für alle Mitglieder, Helfer und Ehrengäste einen Orden", erzählt Wallesch. "Insgesamt sind das 80 Stück. " Auch für Bürgermeister Wigbert Kramer gibt es immer einen, "der kommt jedes Jahr, ich glaube, der mag das", meint die Organisatorin.

Die Mitglieder der Garde kommen größtenteils aus Wagenhofen und Ballersdorf, oft sind sie gleichzeitig Mitglied beim SVW. Es gibt aber auch einige wenige Ausnahmen aus Rohrenfels, Hollenbach und Burgheim. "Bei uns darf eigentlich jeder mitmachen, es sollte halt einen Bezug zum Ort oder Verein geben", erklärt Wallesch.

In der Gemeinde sei die Begeisterung für die WaBa-Garde allgemein groß, viele seien begeistert, dass der Faschingsball wieder so gut laufe. "Wir machen das hauptsächliche für uns und unsere Dorfgemeinschaft", sagt Wallesch, "nicht, weil wir alle so faschingsbegeistert sind. " Letztlich gehe es nicht darum, professionell zu tanzen, "aber blamieren wollen wir uns halt auch nicht".
 

Luisa Riß