Neuburg
Enghuber gewinnt Kopf-an-Kopf-Rennen

CSU jubelt im Zeitlos: 34,6 Prozent reichen für den Landtag - Landrat Roland Weigert hofft auf die Liste

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
  −Foto: Schneider/Rein

Neuburg (DK) Er hat es geschafft: Matthias Enghuber (34) von der CSU hat Landrat Roland Weigert (50) in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen in Schach gehalten und mit 34,6 Prozent das Direktmandat für den Bayerischen Landtag gewonnen. Roland Weigert von den Freien Wählern setzte auf seinen Amtsbonus, der aber letztlich nur für 28,7 Prozent reichte.

Lange Zeit sah es nach einem Gleichstand aus. Dann brandete Jubel auf bei der CSU-Wahlparty im Café Zeitlos: Das Ergebnis der Stadt Neuburg leuchtete auf - und hier hatte Matthias Enghuber mit 35 zu 22 Prozent uneinholbar die Nase vorn. Der neue Abgeordnete strahlte, Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und CSU-Kreischef Alfred Lengler eilten herbei und umarmten den Gewinner.

Landrat Roland Weigert, mit seinen Begleitern im Bootshaus, zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte (auf die Ferne) dem CSU-Konkurrenten zum Gewinn des Direktmandats: "Es freut mich ehrlich für ihn und ich gratuliere ihm auch dazu." Enghuber solle nun kräftig feiern, "und am Ende des Tages werden wir sehen, ob wir beide im Landtag sitzen oder die Achse Landrat - Abgeordneter zum Tragen kommt". Wenn ihn auch einige schon als festen Sieger gesehen hatten, "ist das ein Ergebnis, das ich so nicht ohne weiteres angenommen habe", räumte Weigert ein.

Der Landrat hofft jetzt auf ein Mandat über die Liste. Nachdem die Freien Wähler landesweit auf über elf Prozent zugelegt haben, ist ein Einzug Roland Weigerts ins Parlament durchaus wahrscheinlich. 16800 Erststimmen bringt er schon mal mit. Das wolle er nun abwarten, sagte Weigert gestern am späten Abend. Gefreut haben sich die Politiker wohl auch über die hohe Walbeteiligung; sie lag im Landkreis um sieben Prozentpunkte höher als 2013 - bei 72,4 Prozent.

Bei der CSU stieg mit Ergebnis der landesweiten Hochrechnung auf 37 Prozent die Stimmung. "Matthias Enghuber hat es verdient. Er ist ein ordentlicher Kerl, der sich in München für unseren Landkreis einsetzen wird", findet Alfred Lengler. Reinhard Brandl ist der gleichen Meinung: "Matthias ist der richtige Mann für München."

Wenn Roland Weigert über die Liste mit nach München geht, muss innerhalb von drei Monaten ein neuer Landrat gewählt werden. Der Wahltermin, der von der Regierung von Oberbayern festgelegt wird, muss zwischen 20. Januar und 3. Februar liegen. Die CSU will ihren Landratskandidaten gleich Anfang dieser Woche benennen. Heftig im Gespräch ist Bürgermeister Stefan Kumpf (Karlskron). Man werde den Kandidaten am Mittwoch benennen, so Alfred Lengler.

Auch die Freien Wähler haben sich bereits festgelegt - wollten aber gestern Abend dazu nichts offiziell sagen. Sollte der Landratswahlkampf beginnen, wollen sie sich sobald als möglich aus der Deckung wagen, sagte Kreisvorsitzender Peter von der Grün. Ob er selbst antritt, wie schon länger spekuliert, wollte er offenlassen.

Die Parteien und Beobachter brauchten gestern Abend viel Geduld, bis zumindest ein Trend im Duell Weigert - Enghuber zu erkennen war. Die Auszählung der Stimmen in den Gemeinden und die Sortierung im Landratsamt dauerte viel länger als erwartet, bis 20 Uhr konnte das Wahlstudio des Landratsamtes nur die Resultate aus Berg im Gau melden. Erst um 22 Uhr lief das Schrobenhausener Ergebnis als letztes ein.

Dass die Freien Wähler bayernweit einen ordentlichen Zuwachs an Stimmen einfahren konnten und dabei auch einige Direktmandate holten, führt Weigert vor allem auf die Politik der vergangenen Jahre zurück - ebenso wie die beiden FW-Vorsitzenden Peter von der Grün und Florian Herold. Man sei auf Landesebene angekommen und werde wahrgenommen. Das sei nicht zuletzt ein Verdienst von Parteichef Hubert Aiwanger und den Abgeordneten im Landtag. Weigert über Markus Söder: "Seine von ihm so geschmähten Freibierwähler sind nun der Garant für eine bürgerliche Regierung in Bayern." Söder könne im Mausoleum von Franz Josef Strauß eine Kerze anzünden, "dass eine Koalition mit den FW eine Option ist".

Marco Schneider, Winfried Rein