Neuburg
Ein neuer Jedermann kehrt zurück

Volkstheater spielt auf dem Karlsplatz - Total geänderte Fassung - Premiere am Donnerstag

18.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr

Neuburg (r) Jedermann ist wieder da. Nach zwölf Jahren Pause tritt er erneut auf dem Karlsplatz auf, am Donnerstag feiert das Neuburger Volkstheater Premiere. Aber die Zuschauer werden sich wundern: Das Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes sieht anders aus als in den 80er- und 90er-Jahren.

Der Eichstätter Autor und Regisseur Florian Schmidt (61) hat den Klassiker umgeschrieben, erweitert und in die Jetzt-Zeit geholt. Er hat neue Figuren geschaffen "und bietet eine moralisch-philosophische zeitgemäße Interpretation", kündigt das Volkstheater an.

Die Hauptfigur, wie sie Hugo von Hofmannsthal erfunden und beschrieben hat, "der kommt mir zu unsympathisch daher", findet der Regisseur. Seinen Jedermann will er als "ganzen Menschen" darstellen, als cleveren Geschäftsmann und gleichzeitig als guten Familienmenschen und treuen Freund seiner Buhlschaft.

Den Figuren Glaube, Hoffnung und Liebe setzt er drei Teufelinnen entgegen, die Jedermann prüfen werden. Am Ende muss er vor Gottes Thron seine Seele wiegen lassen - darf er in den Himmel oder muss er in die Hölle?

Das Stück heißt jetzt "Jedermann auf Bayrisch". Bereits in den Proben zeigt sich, dass die Neuburger mit Josef Reichart einen Jedermann von Format verpflichtet haben. Die "Leihgabe" der Langenbrucker Bühne hat das Volkstheater bereits mehrmals bereichert, und seine Zusage für die Hauptrolle kam sofort. "Es ist der Traum jedes Theaterspielers, einmal den Jedermann spielen zu dürfen", sagt Josef Reichart. Der neue Jedermann mit allen Schattierungen, guten und schlechten Eigenschaften, gefällt ihm sehr.

Das Ensemble bilden bewährte Schauspieler wie Rene Schmager als Geselle, Sylvia Schmager als Buhle oder Eberhard Spieß als Vetter. Das Volkstheater setzt darüberhinaus junge Nachwuchskräfte ein, wie etwa den 19-jährigen Sebastian Englschall als Darsteller des Gevatters Tod. Hans Wöhrl, langjähriger Chef des Volkstheaters, spielt Gott.

Die barocke Tafelszene darf nicht fehlen, aber grundsätzlich ist das Bühnenbild sehr spartanisch gehalten. Nichts soll von der Konzentration auf den Inhalt und seinen Aussagen ablenken. Die Kutsche übrigens, mit der Jedermann einst auf der Amalienstraße angerauscht kam, hat der Regisseur gleich abgeschafft.

Einen grandiosen Jedermann hatte Georg Wörle (1921-2003) bei der Premiere 1988 gegeben. Siegfried Habermeyer und Bernd Fürleger legten sich als Nachfolger kaum weniger ins Zeug. Neuburg spielte damals die bayerische Version von Oskar Weber (1913-2001). Der Schriftsteller kam mehrmals als Ehrengast und war begeistert von der Umsetzung. Der Klassiker von Hugo von Hofmannsthal wird nicht nur seit 1920 in Salzburg gespielt, sondern immer wieder auch von süddeutschen Laienbühnen.

"Nun sind wir sehr gespannt, wie unser neues Spiel beim Publikum ankommt", sagt Nicola Kloss, die als Schuldknechts Weib mitwirkt. Ensemble und Vorstand seien jedenfalls voller Tatendrang. Der Verein investiert stark in Technik und Zuschauertribüne, "mit einem Etat von 134 000 Euro gehen wir natürlich auch ein Wagnis ein", weiß die Vorsitzende Daniela Zimmermann.

Die Freilichtaufführung hängt vom Wetter ab und spielt wieder einmal gegen Übertragungen der Fußballweltmeisterschaft an. Man setze aber auf die Unterstützung der Stadt Neuburg und besonders auf das Interesse des Publikums.

Es gibt noch Karten zum Preis von 22 bis 27,50 Euro (neuburger-volkstheater.de oder Ringfoto Spieß Neuburg) für die Vorstellungen am 21., 22., 24. und 30. Juni sowie am 1., 5., 6. und 7. Juli. Gespielt wird ab 20.30 Uhr, das Stück dauert gut zwei Stunden.