Neuburg
Ein Symbol für den neuen Landkreis

Vor 250 Jahren begann der Bau der Alten Kaserne - Lob für Architekt Werner Fauser - Ausstellung

12.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:31 Uhr
  −Foto: Rein

Neuburg (r) Im Südflügel badeten die Mieter in Zinkwannen und der heutige Sitzungssaal enthielt Schlafzimmer.

Wenn die Alte Kaserne in Neuburg ihre Nutzung veränderte, dann war das fundamental. Seit 35 Jahren ist sie Sitz des Landratsamtes und es sieht nicht danach aus, als würde sich das ändern. Jetzt feiert der Hausherr mit einer kleinen Ausstellung die Grundsteinlegung vor 250 Jahren.

Groß war das Hallo bei der Eröffnung der Ausstellung. Im Foyer trafen sich viele ehemalige Mieter, aktuelle und frühere Kreispolitiker - sogar noch aus den Zeiten vor der Gebietsreform. "Es ist wie heimkommen", so fühlte sich Hartmut Osterburg, seinerzeit 14 Jahre lang Oberregierungsrat im Landratsamt. Im Mittelpunkt stand natürlich Professor Werner Fauser mit Gattin, der Architekt des Umbaus der Kaserne zum Landratsamt.

"Auf Neuburg lasse ich nichts kommen", sagt der 90-Jährige, neben der Uni Passau und dem Rathaus in Dachau zählt er die Alte Kaserne zu den Höhepunkten seines Planerlebens. Werner Fauser hat ab 1980 hier mit Kreisbaumeister Peter Zwack geplant. Er hat das Denkmal außen unverändert belassen, innen symmetrische Treppenaufgänge einbauen und für den Sitzungssaal ziemlich viel entkernen lassen - vom Boden bis zum Dachstuhl. Den Innenhof decken heute Container zu.

Der Architekt wird für sein Werk nach 35 Jahren noch gelobt - größer kann das Kompliment nicht sein. Kreisrat Reinhardt Reißner hält den Flügelbau in seiner barocken Form gar für "einmalig in Deutschland". Die Alte Kaserne sieht er als "Symbol für das Selbstverständnis des neuen Landkreises Neuburg-Schrobenhausen. " Allerdings müsse an der Einheit noch gearbeitet werden.

Landrat Peter von der Grün, seit einem halben Jahr Hausherr, skizzierte die "bewegte Geschichte" der Kaserne, vom Bauauftrag durch Kurfürst Karl Theodor, der Grundsteinlegung am 11. Juli 1769, der kirchlichen Segnung damals durch Stiftsdekan Martin Holl und den Hammerschlägen auf die Gedenkplatte durch Freundschaftscommissarius Philipp Anton Leopold Freiherr von Oberndorff.

Die ehemaligen Mieter erinnerten sich mehr an die Waschküche für die Frauen, die Badestube und an die Holzlegen und Hühnerställe im Hof. "Wir haben dort gespielt und zum ersten Mal gesehen, wie Hühner geschlachtet werden", erzählte Horst Vladar. Er war 1946 als Flüchtlingskind aus dem Sudetenland mit seiner Familie in der Alten Kaserne gelandet.

Kurt Mayer, früher Boxmeister im Schwergewicht, weiß noch, "wie wir 30 Mark Monatsmiete zum Finanzamt getragen haben. " Die Kaserne gehörte dem Staat. Ungeachtet der schlichten Verhältnisse "hat es keinen Streit gegeben und wir haben zusammengehalten", erzählte Karl Zeller, bis zu seiner Hochzeit 1967 Mieter der Kaserne. Der Neuburger Kreistag tagte damals gegenüber im alten Kneippheim in einer "Halbröhre". Landrat Hanns Wolf habe damals während Kreistagssitzungen "eine Schachtel Zigaretten geraucht", erinnert sich Willi Schmid (97) aus Königsmoos. Der neue Kreistag fasste dann 1977 den Beschluss, die Alte Kaserne zu kaufen und zum Landratsamt zu machen. Der Umbau dauerte vier Jahre und blieb mit 20 Millionen Mark im Kostenrahmen. 1984 übergab Landrat Walter Asam Haus und Amt an Nachfolger Richard Keßler. Mit dabei war Regierungspräsident Raimund Eberle, ein begnadeter Redner.

Kleine Rückblicke vermittelt jetzt die Ausstellung im Foyer. Sabine Rademacher, Sabine Gooss und Manfred Veit haben sie erarbeitet. Das Gros widmete der Kreisheimatpfleger dem Militär, sozusagen der Auftraggeber für den Bau der Kaserne. Zuerst nahm das 7. Linien-Infanterieregiment Quartier in der Kaserne, von 1826 bis 1919 war sie Sitz des 15. Infanterieregiments. 1935/36 kam es kurz zur Einquartierung des 63. Infanterieregiments. Vor allem die 15er haben in Neuburg gesellschaftlich und kulturell positive Spuren hinterlassen.