Neuburg
Der Donaupolder zeigt seine Konturen

Stahltafeln am Einlasswehr eingesetzt - Dammbau läuft weiter- "Bis Weihnachten fertig"

24.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:46 Uhr
  −Foto: Rein

Neuburg (r) "Passt genau und nichts klemmt." Zufrieden verfolgt Michael Waldinger, wie die fünf Tonnen schwere Stahltafel in der Tiefe des Wehres verschwindet. Der Vorgang wiederholt sich sechsmal, dann ist das Einlasswehr des Polder Riedensheim sozusagen gewappnet.

Die Hebemanöver im leichten Schneetreiben unterhalb des Antonibergs besitzen für die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes eine gewisse Symbolkraft. Seit vier Jahren läuft der Bau des ersten Polders an der Donau, jetzt geht er ins Finale. Zum Jahresende 2019 soll das 35-Millionen-Euro-Projekt fertig sein.

Die sechs Meter langen und drei Meter hohen doppelwandigen Stahltafeln halten im Hochwasserfall der Wucht der Donau stand. Die Firma Beeskow in Brandenburg hat sie in ihren Hallen maßgefertigt. Die Ingolstädter Wasserwirtschaftler schauten sich die Zentimeterarbeit vor Ort an. Die Arbeit war exakt, gestern hob ein Autokran die Schütztafeln wunschgemäß an ihren Bestimmungsort. Im Frühjahr folgen die elektrische Verkabelung und der Bau eines Technikgebäudes. Von dort aus wird das Wehr per Knopfdruck gesteuert.

Wie mehrfach berichtet, wird das Rückhaltebecken zwischen Antoniberg, Riedensheim und Finkenstein erst bei starken Fluten ab 2200 Kubikmetern Wasser pro Sekunde geöffnet - von den geplanten ökologischen Flutungen für den Auwaldstreifen (ab 850 Kubikmeter Wasser pro Sekunde) abgesehen.

Der Freistaat Bayern finanziert den Polder Riedensheim zum Hochwasserschutz von Unterliegern wie Neuburg und Ingolstadt. Die Vorgeschichte des Polders begann vor 15 Jahren. 2014 nahm der damalige Amtschef Karl Deindl den Planfeststellungsbescheid von Regierungspräsident Christoph Hillenbrand entgegen. Am 31. März 2015 schritt Umweltministerin Ulrike Scharf zum ersten Spatenstich.

Seitdem wird kontinuierlich an dem Mammutprojekt gearbeitet. "So ein Vorhaben gibt es nicht alle Tage", sagt Thomas Zapf, der den Bau für das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt von Beginn an begleitet. Momentan läuft die Dammverstärkung in Höhe Riedensheim stromaufwärts. Das Bohrgerät der Firma bringt zwölf Meter tiefe Bohrpfähle ein, sozusagen einen unterirdischer Wall, der dem Druck von Hochwasser standhält. Der Trupp arbeitet sich nach oben bis zum Fuße des Antoniberges. Gleichzeitig wird der Damm per Erdbau erhöht. Dazu rollen Lkw-Kipper rund um die Uhr zur Baustelle, 130 000 Tonnen Schotter, Kies und Erdreich sind zu bewegen.

Die Dimensionen des Großprojektes interessiert die Fachwelt, die regelmäßig mit Führungen unterrichtet wird. Die Exkursionen gelten auch dem sogenannten Auslassbauwerk unterhalb des Finkensteinfelsens. Hier zeigen sich die stärksten Eingriffe in die Landschaft. Momentan steht alles still, weil die Uhus auf Weisung der Naturschutzbehörde ihre Ruhe haben sollen. Erst ab 1. Juli darf am Finkenstein weitergemacht werden.

Die Fertigstellung des zweiten Wehres zum Ablauf des gestauten Wasser folgt also in der zweiten Jahreshälfte. Die Baubetreuer der Ingolstädter Fachbehörde gehen davon aus, dass der Polder gegen Jahresende betriebsbereit sein kann. Thomas Zapf: "Bis Weihnachten 2019 wollen wir abschließen." Über Einweihungszeremonien und Probeläufe machen sich die Verantwortlichen noch keine Gedanken.