Bertoldsheim
Die Mischung macht's auch bei der Beweidung

Herde aus Schafen und Ziegen kümmert sich im nordwestlichen Landkreis um wertvolle Magerrasenflächen

09.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:54 Uhr
Der Wurzelstock der ehemaligen Naturdenkmal-Robinie in Bertoldsheim ist ein abwechslungsreicher Kletterblock in der Magerwiese. −Foto: Foto: Sorg

Bertoldsheim (sgu) Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann - so lautet ein alter Spruch, der auch auf manch pflegebedürftigen Magerwiesen zutrifft.

Soll nun gemäht oder beweidet werden? Und wenn: Wie kann das jeweils organisiert werden? Für die Magerrasen im nordwestlichen Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist bekannt, dass der unterschiedliche natürliche Bewuchs auf teils recht verschiedenen Böden durch eine angemessene Beweidung das bestehende Mikrorelief auf diesen Flächen und dadurch die besondere Vielfalt erhält oder wieder entstehen lässt. Die Naturdenkmalflächen am nordwestlichen Ortsrand von Bertoldsheim oder die karstigen Rasen zwischen dem Schloss und der Gaststätte entfalten dann ihre blühende Besonderheit, wenn die Beweidung nicht zu intensiv, nicht zu spät im Jahr und so wie vor einigen Tagen idealerweise mit Schafen und Ziegen gemacht wird.

Denn Schafe fressen anders als die oft robusteren, aber auch manchmal recht wetterempfindlichen Ziegen dies tun. Gerade auf den Magerwiesen ist das mit Ziegen ideal, denn diese beißen auch die vereinzelt beschattenden Sträucher zurück, auch Gras nehmen sie an, so ist die Mischbeweidung mit Schafen eine gute Pflege dieser mageren Wiesen, für die aus der Sicht des Naturschutzes ein Zuwachsen oder eine oftmalige Mahd einer Artenverarmung gleich käme.

Heuer ist durch den warmfeuchten April und Mai der Aufwuchs auch auf anderen Magerwiesen, auch in den artenreichen Feuchtwiesen im Donautal - wie Pauline Abt aus Burgheim unlängst berichtete - reichlicher als in anderen Jahren. Bei Bertoldsheim graste eine etwa 20-köpfige Herde mit Ziegen und Schafen auf dem Naturdenkmal-Hang, die allerdings nicht durch einen Schäfer, sondern mit einem Elektrozaun gehütet werden. Zuerst waren die Tiere auf den Flächen um und unterhalb der Gaststätte, nach getaner Arbeit und nach einem morgendlichen Ausflug wurden sie auf die Naturdenkmalfläche um die ehemalige alte Robinie umgesetzt. Den Tieren schien der reichliche Aufwuchs heuer gut zu passen, konnten sich doch die Ziegen zwischendurch an den Zweigen des aufwachsenden Buschwerks bedienen und in der Mittagshitze in den Schatten der verbliebenden Robinen und randlichen Bäume legen. Es ist schon etwas aufwändig, den Zaun zu kontrollieren, täglich Wasser zu bringen, aber dafür sind die weiter westlich von Bertoldsheim liegenden Magerhänge größer, geben heuer auch reichlich Futter und sind in der sogenannten Hütehaltung zu bewirtschaften.

Die Beweidung von unterschiedlichen Flächen bringt neben der Offenhaltung auch für die Vielfalt Vorteile, denn beim Durchstreifen der Weiden bringen Schafe und Ziegen Samen von anderen Weideflächen in ihrem Fell oder zwischen den Klauen mit. Weidetiere beleben so die Flächen untereinander. Zudem wirkt ihr Kot anziehend auf Dungkäfer und andere Insekten, die dann wiederum Futter für verschiedene Vögel oder Kleinsäuger darstellen. So ist für diese und auch andere Flächen eine Beweidung von großem Vorteil für die Artenvielfalt. Übrigens ist der Star als Vogel des Jahres ganz besonders auf Viehweiden und bei den Insekten an den Misthaufen der Weidetiere zu beobachten, ja geradezu auf diese Nahrungsquellen angewiesen. Beweidung kann neben der Artenvielfalt auch die Aushagerung des Bodens, also die Verminderung des Nährstoffgehalts, begünstigen und so von der teils aufwändigen Mahd entlasten. Freilich sind Weidetiere auch eine Bereicherung für das Orts- und Landschaftsbild, was man von einem Mähroboter nicht unbedingt sagen kann.